2009-05-13 17:34:47

Flüchtlingslager: Eindrücke unseres Korrespondenten


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch im Flüchtlingscamp die israelische Sperrmauer um die Palästinensergebiete deutlich verurteilt. Das acht Meter hohe Bollwerk aus Beton nannte er an diesem Mittwoch ein „krasses Mahnmal für die Pattsituation, in welche die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern geraten zu sein scheinen“.

Wir haben unseren Kollegen Stefan von Kempis nach seinen Eindrücken zu dieser neuen Visite im Schatten einer Mauer befragt:

„Der Pontifex, der Brückenbauer, saß zu Füßen einer hässlichen grauen Mauer. Der Mann, der zwei Schlüssel in seinem Wappen führt, bekam von den Eingeschlossenen von Aida einen großen Schlüssel überreicht, Symbol ihrer Hoffnung auf Rückkehr in ihre Heimat – die Bilder von diesem Besuch im Flüchtlingslager werden für sich sprechen. Das sah aus wie ein Papstbesuch im Gefängnis. Aber das Überraschende war, dass die Stimmung im Aida-Lager bei all der Tristesse von Stacheldraht und Wachtürmen viel fröhlicher war als bei irgendeinem anderen Papst-Event der letzten Tage in Jerusalem. So tanzten zum Beispiel kleine Kinder in traditioneller Tracht zu den Klängen einer Beethoven-Symphonie – das war wirklich ein lustiger, interkultureller Moment. Der Papst stützte seinen Kopf in die Hand, klatschte dann einen Moment den Takt mit und erholte sich sichtlich für einen Moment von all den Drahtseilakten, die ihm in diesen Tagen abverlangt werden. Meine sonstigen Beobachtungen: Ewiglange Reden, und nicht immer bekam der Papst eine Übersetzung. Kein Applaus. Kein Bad in der Menge. Anrührende Momente, als ein früherer Häftling und ein Behinderter dem Papst Geschenke überreichten. Und, wie so oft, die Flüchtlinge weit weg vom Papst platziert: Auf den besten Plätzen saßen Bischöfe und palästinensische Funktionäre.“

(rv 12.05.2009 sk/bp)







All the contents on this site are copyrighted ©.