Papst Benedikt XVI.
hat bei seinem Besuch im Flüchtlingscamp die israelische Sperrmauer um die Palästinensergebiete
deutlich verurteilt. Das acht Meter hohe Bollwerk aus Beton nannte er an diesem Mittwoch
ein „krasses Mahnmal für die Pattsituation, in welche die Beziehungen zwischen Israelis
und Palästinensern geraten zu sein scheinen“.
Wir haben unseren Kollegen Stefan
von Kempis nach seinen Eindrücken zu dieser neuen Visite im Schatten einer Mauer befragt:
„Der
Pontifex, der Brückenbauer, saß zu Füßen einer hässlichen grauen Mauer. Der Mann,
der zwei Schlüssel in seinem Wappen führt, bekam von den Eingeschlossenen von Aida
einen großen Schlüssel überreicht, Symbol ihrer Hoffnung auf Rückkehr in ihre Heimat
– die Bilder von diesem Besuch im Flüchtlingslager werden für sich sprechen. Das sah
aus wie ein Papstbesuch im Gefängnis. Aber das Überraschende war, dass die Stimmung
im Aida-Lager bei all der Tristesse von Stacheldraht und Wachtürmen viel fröhlicher
war als bei irgendeinem anderen Papst-Event der letzten Tage in Jerusalem. So tanzten
zum Beispiel kleine Kinder in traditioneller Tracht zu den Klängen einer Beethoven-Symphonie
– das war wirklich ein lustiger, interkultureller Moment. Der Papst stützte seinen
Kopf in die Hand, klatschte dann einen Moment den Takt mit und erholte sich sichtlich
für einen Moment von all den Drahtseilakten, die ihm in diesen Tagen abverlangt werden.
Meine sonstigen Beobachtungen: Ewiglange Reden, und nicht immer bekam der Papst eine
Übersetzung. Kein Applaus. Kein Bad in der Menge. Anrührende Momente, als ein früherer
Häftling und ein Behinderter dem Papst Geschenke überreichten. Und, wie so oft, die
Flüchtlinge weit weg vom Papst platziert: Auf den besten Plätzen saßen Bischöfe und
palästinensische Funktionäre.“