Die Ansprache des Papstes in Yad Vashem stößt auf gemischtes Echo. Der Direktor der
Gedenkstätte, Avner Shalev, sprach unmittelbar nach dem Besuch des Kirchenoberhaupts
von einem „wichtigen und positiven Besuch“ sowie „einem Schritt vorwärts“. Die Ansprache
habe gezeigt, dass sich der Papst intensiv mit dem Judentum beschäftigt habe und sich
dafür interessiere. Allerdings hätte er sich noch einmal eine Verurteilung des Holocaust
wie am Vormittag am Flughafen erwartet, so Shalev. Zudem hätte der Papst „etwas persönlicher“
auftreten und die Täter benennen können. Insgesamt sei seine Meinung zu der Rede etwas
gespalten. Ähnlich äußerte sich Rabbi Meir Lau. Im israelischen Fernsehen sprach
er von einem positiven Aspekt, dass der Papst die Leugnung des Holocaust deutlich
verurteilt habe. Der Rabbiner bedauerte jedoch, dass Benedikt XVI. nicht sein tiefes
Mitgefühl, sondern das der katholischen Kirche ausgesprochen habe. „Ich habe ein ,Es
tut mir Leid, ich entschuldige mich’ vermisst“, so der Rabbiner. Er sprach vom Gefühl
einer verpassten Gelegenheit. Insgesamt sei es aber ein guter Tag gewesen. Besonders
lobte Lau die Rede des Papstes bei dessen Ankunft. Das katholische Oberhaupt hatte
sich am ersten Tag seines Besuches in Israel mit klaren Worten gegen das Leugnen oder
Verharmlosen des Holocausts gewandt. „Mögen die Namen dieser Opfer niemals ausgelöscht
werden! Mögen ihre Leiden niemals geleugnet, verharmlost oder vergessen werden!“ sagte
Benedikt. Bereits am Flughafen in Tel Aviv verurteilte er jede Form von Antisemitismus,
der „immer noch in vielen Teilen der Welt sein hässliches Haupt erhebt“. (kna/ansa/rv
12.05.2009 bp)