Über die Rede des
Kirchenoberhaupts vor Verantwortlichen für den interreligiösen Dialog am Montagabend
„wird man nachdenken müssen“. Das sagte der Propst der Evangelischen Kirche des Heiligen
Landes, Uwe Gräbe, im Gespräch mit unserem Korrespondenten Stefan von Kempis in Jerusalem.
Benedikt
XVI. hatte im Päpstlichen Institut „Notre Dame of Jerusalem Centre“ die Gemeinsamkeiten
der Religionen betont. Die Unterschiede der Kulturen seien keine Hindernisse, sondern
eine Herausforderung. Propst Gräbe kommentierte direkt im Anschluss: „Der Papst
hat eine sehr hoch philosophische Rede gehalten, eine sehr anspruchsvolle Rede. Ich
denke, man wird sie erst nachlesen müssen, um genau zu verstehen, was er hat sagen
wollen. Da wird man darüber nachdenken müssen.“
Der Papst habe an seinem
ersten Tag in Israel „sehr verschiedene Botschaften“ gegeben.
„Beim Staatspräsidenten
war es sehr klug, wie er darauf aufmerksam gemacht hat, dass Sicherheit nur aus Vertrauen
wachsen kann und nicht aus Verteidigung. Das war sehr klug an die israelische Seite
gerichtet, zugleich mit der Aussage, dass gegen den Antisemitismus stärker vorzugehen
ist. Diese Abgrenzung gegen jede Form von Antisemitismus war sehr klug.“ Zum
Zwischenfall um Scheich Tayssir Attamimi, der in einem ursprünglich nicht vorgesehenen
Redebeitrag mit scharfen Worten Israel angegriffen hatte, bemerkte der evangelische
Theologe konsterniert:
„Das kennen wir von ihm. Den Herrn wird man fesseln
und knebeln müssen, damit er solch ein Treffen nicht sprengt. Sonst wird er das immer
tun.“ Attamimi, der Chef des obersten Scharia-Gerichtes von Palästina, hatte
bereits an gleicher Stelle im Jahr 2000 für einen Eklat gesorgt, als er beim Papstreffen
eine polemische Rede gegen Israel hielt und dann unmittelbar die Konferenz verließ.