Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Rede von Papst Benedikt XVI. in der
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem kritisiert. Dagegen zeigte sich die Deutsche Bischofskonferenz
sehr zufrieden mit den Worten des Kirchenoberhaupts.
Zollitsch „sehr
dankbar“ „Die Kirche in Deutschland ist dem Papst für seine klaren Worte
- auch gegen jede Form des Antisemitismus - sehr dankbar“, sagte der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der „Bild“-Zeitung (Dienstag).
Der Papst habe deutlich gemacht, dass jede Generation die Verpflichtung habe, an das
Geschehene zu erinnern und alles dafür zu tun, dass sich der Holocaust nie wiederhole“,
so Zollitsch. Münchens Erzbischof Reinhard Marx sagte „Bild“, Benedikts Besuch in
Israel unterstreiche, „wie wichtig für die Kirche ein besonderes Verhältnis zum jüdischen
Volk ist.“ Kirche auf Seite der Opfer Mit seinem Besuch in Yad
Vashem habe Benedikt XVI. den kontinuierlichen und unaufgebbaren Dialog der katholischen
Kirche mit dem Judentum fortgesetzt. Das erklärte an diesem Dienstag der Vorsitzende
der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum,
Bischof Heinrich Mussinghoff. Vor allem sei dem Papst um „die Erinnerung in Stille“
gegangen, „weil es für ihn Orte gibt, an denen nur schwerlich ins Wort gefasst werden
kann, was man empfindet“. Für das Grauen des Holocaust gebe es keine Worte, wohl aber
die Verneigung vor den Opfern, so Mussinghoff weiter. „Deshalb hat Benedikt XVI. den
Millionen ermordeten Juden die Ehre erwiesen und die Verpflichtung der Kirche besiegelt,
immer an der Seite der Opfer zu stehen.“ Benedikt XVI. habe mit seiner Rede in Yad
Vashem bewiesen, „dass er nahtlos an die Worte anknüpft, die schon sein Vorgänger,
Papst Johannes Paul II. an diesem Ort gefunden hat“, betonte der Bischof. Zentralrat
enttäuscht Der Zentralrat der Juden hat sich dagegen enttäuscht über den
ersten Besuchstag von Benedikt XVI. in Israel geäußert. Dies liege vor allem daran,
dass der Papst keine klare Distanzierung zu den Pius-Brüdern und ihrem Holocaust-Leugner
Williamson habe erkennen lassen, sagte die Zentralratsvorsitzende, Charlotte Knobloch,
im ARD-Fernsehen. In den Tagesthemen sprach sie von einem „Graben“ zwischen Vatikan
und Juden. Mit seinem Aufruf zum Kampf gegen Antisemitismus habe Benedikt zwar „ein
positives Signal in Richtung Judentum ausgesandt“. Die Geste erscheine jedoch halbherzig.
„Dass der Papst die Holocaust-Leugnung verurteilt, daran zweifelt niemand“, sagte
der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, dem Nachrichtensender
N 24. Gerade in Yad Vashem hätte man sich aber eine klare Distanzierung von der Piusbruderschaft
und der Juden-Missionierung gewünscht.