Papst in Israel: Nein zu Antisemitismus, ja zu Zweistaatenlösung
Bereits bei seiner
ersten Rede auf israelischem Boden hat Papst Benedikt XVI. bestimmte delikate Punkte
im Friedensprozess angesprochen. So plädierte er für die Zweistaatenlösung mit Palästina,
erinnerte an die sechs Millionen Opfer des Holocaust, nannte Antisemitismus inakzeptabel,
„wo immer er auftritt“, und mahnte ungehinderten Zugang zu den heiligen Stätten für
Pilger aller Religionen an.
Millionen von Pilgern auf der ganzen Welt betrachteten
dieses Land als heilig, sagte Papst Benedikt nach seiner Ankunft auf dem internationalen
Flughafen von Tel Aviv. Er selbst komme als Pilger, „wie so viele vor mir“, um an
den heiligen Stätten zu beten, „ganz besonders für den Frieden – Frieden hier im Heiligen
Land, und Frieden in der ganzen Welt“.
Der Heilige Stuhl und Israel teilen
viele Werte, sagte der Papst in seinem Grußwort vor Staatspräsident Shimon Peres und
hochrangigen Politikern. Besonders unterstrich Benedikt hier den Einsatz „für den
richtigen Stellenwert von Religion in der Gesellschaft“. Werde nämlich „die religiöse
Dimension der menschlichen Person verleugnet oder an den Rand gedrängt“, dann sei
„die Basis für ein rechtes Verständnis der unveräußerlichen menschlichen Rechte in
Gefahr.“
„Tragischerweise hat das jüdische Volk die entsetzlichen Folgen
von Ideologien erfahren, welche die fundamentale Würde der menschlichen Person verleugnen.
Es ist recht und passend, dass ich während meines Aufenthaltes in Israel die Gelegenheit
haben werde, das Andenken von sechs Millionen jüdischer Opfer der Shoah zu ehren und
dafür zu beten, dass die Menschheit nie wieder ein Verbrechen solcher Größenordnung
erleiden muss. Es ist traurig, dass Antisemitismus immer noch in vielen Teilen der
Welt sein hässliches Haupt erhebt. Das ist vollkommen inakzeptabel. Jede Anstrengung
muss unternommen werden, Antisemitismus wo immer er auftritt zu bekämpfen, und den
Respekt und die Wertschätzung zu fördern für jedes Volk, jeden Stamm, jede Sprache
und Nation auf der Welt.“
Die großen monotheistischen Religionen – Christentum,
Judentum, Islam – teilten eine besondere Verehrung speziell für Jerusalem, erinnerte
der Papst.
„Es ist meine ernste Hoffnung, dass alle Pilger die heiligen
Stätten frei und ohne Einschränkung besuchen können, dass sie an religiösen Zeremonien
teilnehmen und für die Instandhaltung der Andachtsorte sorgen können.“
Auch
wenn Jerusalem „Stadt des Friedens“ bedeute, sei es allzu evident, dass der Friede
für die Bewohner des Heiligen Landes seit Jahrzehnten tragischerweise ausbleibe, so
der Papst. Benedikt erneuerte an dieser Stelle das Ja des Heiligen Stuhles zu einer
Zweistaatenlösung:
„Die Hoffnungen zahlreicher Männer, Frauen und Kinder
für eine sichere Zukunft hängt ab von Friedensverhandlungen zwischen Israelis und
Palästinensern. Vereint mit den Menschen guten Willens überall auf der Welt, bitte
ich gemeinsam mit allen Verantwortlichen, jeden möglichen Weg auf der Suche nach einer
gerechten Lösung für auftretende Schwierigkeiten zu prüfen, sodass beide Völker in
Frieden in einer je eigenen Heimat leben können, innerhalb sicherer und international
anerkannter Grenzen“.
Benedikt war mit einer Maschine der „Royal Jordanian“
nach Tel Aviv gekommen. Auch in Israel trägt der Papst wie gewohnt sein goldenes Brustkreuz.
Eine umfangreiche israelische Delegation begrüßte mit militärischen Ehren das Kirchenoberhaupt
am Flughafen, darunter Präsident Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Auch
Peres hob die Friedensmission des Papstes hervor: Seine „Reise im Dienst des Friedens“
solle dazu dienen, „die Saat der Toleranz zu streuen und den Fanatismus mitsamt seiner
Wurzeln auszureißen“. Israel habe Frieden mit seinen mehrheitlich muslimischen Nachbarn
Ägypten und Jordanien geschlossen und bemühe sich um eine umfassende regionale Friedenslösung,
so Peres.