An diesem Montagabend hat Benedikt XVI. das „Notre Dame of Jerusalem Centre“ besucht
und dort vor Verantwortlichen für den interreligiösen Dialog gesprochen. Dabei betonte
der Papst die Gemeinsamkeiten der Religionen. Die Unterschiede der Kulturen seien
keine Hindernisse, sondern eine Herausforderung.
„Glaube wird immer innerhalb
einer bestimmten Kultur gelebt. Die Religionsgeschichte zeigt uns, dass eine Gemeinschaft
wächst, wenn sie sich Gott beständig annähert. Die gleiche Dynamik findet sich auch
bei den Gläubigen der großen monotheistischen Traditionen. Verbunden mit der Stimme
Gottes, Abraham gleich, antworten wir auf seinen Ruf und begeben uns auf die Suche
nach der Erfüllung seines Heilsversprechens, in der Bemühung, seinen Willen zu tun,
während wir den Weg unserer Kultur gehen.“ Gemeinsam müssten sich die unterschiedlichen
Religionen der Frage nach ihrem Dienst an den Menschen stellen. Auf diesem Gebiet
leistete auch das Päpstliche Institut „Notre Dame of Jerusalem“ einen großen Beitrag.
Gerade in der komplexen Lebenswirklichkeit von heute, so der Papst, müssten sich die
Religionen als Orientierungshilfe für den Menschen erweisen.
„Vor diesem
Hintergrund tut sich die Frage auf, welchen Beitrag die Religion innerhalb der unterschiedlichen
Kulturen in unserer sich immer schneller vernetzenden Welt leistet. Einige Menschen
neigen dazu, sehr schnell die Unterschiede zwischen den Religionen herauszustreichen.
Als gläubige Menschen sind wir allerdings dazu aufgerufen, das zu betonen, was wir
gemeinsam haben. Abrahams erster Schritt zum Glauben und unsere Schritte hinein in
die Synagogen, Kirchen und Moscheen, vervollständigen den Pfad unseres eigenen Lebens,
und, wenn dieser Weg weiter geht, den Pfad zum ewigen Jerusalem. Jede Kultur ist in
der Lage, zum Ausdruck des Menschseins etwas beizutragen.“ Jeder Mensch berühre
in der Suche nach dem Größeren das Vollkommene. „Vor diesem Hintergrund, liebe
Freunde, sehen wir die Möglichkeiten, welche die Einheit, nicht die Vereinheitlichung,
bietet. Manchmal mögen die Unterschiedenheiten uns im interreligiösen Dialog wie Barrieren
erscheinen, dennoch müssen sie nicht die Ehrfurcht und den Respekt für das Universelle,
das Absolute und die Wahrheit überschatten, welche die Gläubigen dazu animiert, miteinander
ins Gespräch zu kommen.“ Das Plädoyer des Papstes, der Hauptertrag seiner
Rede? Religion ist nicht unvernünftig – der gemeinsame Nenner der unterschiedlichen
Religionen liegt in der Wahrheit, für die sie gemeinsam einzutreten hätten:
„Zusammen
können wir bekennen, dass Gott existiert und erkannt werden kann, dass die Erde seine
Schöpfung ist und wir seine Geschöpfe sind. Und dass Gott alle Menschen dazu aufruft,
seine Schöpfung zu respektieren und anzuerkennen. Freunde, wenn wir an das Kriterium
von Urteilskraft und Scharfsinn glauben, das seinem Ursprung nach göttlich und allen
Menschen gegeben ist, dann dürfen wir nicht müde werden, dieses Kriterium in das Zivilleben
hineinzutragen. Die Wahrheit sollte allen Menschen offenbar werden, sie dient allen
Gliedern der Gesellschaft. Sie erhellt das Fundament von Moral und Ethik, hilft uns,
unsere eigenen Beschränkungen hinter uns zu lassen und ist der Ausdruck für unsre
tiefsten gemeinsamen Hoffnungen.“ (rv 11.05.2009 vp)