Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seines Israel-Besuchs der sechs Millionen von
den Nazis ermordeten Juden gedacht und zum entschlossenen Kampf gegen den Antisemitismus
aufgerufen. Am vierten Tag seiner Nahostvisite hat das Kirchenoberhaupt an diesem
Montagvormittag seinen dreitägigen Jordanien-Besuch beendet und ist nach Israel weitergereist.
Am Flughafen von Tel Aviv wurde der Papst von Israels Staatspräsident Shimon Peres
und Regierungschef Benjamin Netanjahu begrüßt. Am Nachmittag absolvierte Benedikt
XVI. einen Höflichkeitsbesuch am Sitz des Staatsoberhaupts im Westen Jerusalems, seine
Ansprache dort verfolgten mehrere hundert Ehrengäste aus Politik und Religion. Höhepunkt
des ersten Besuchstages in Israel war die Visite des deutschen Papstes in der Jerusalemer
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Die Gedenkstätte gilt als wichtigstes Mahnmal zum
Gedenken der rund sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden. In
seiner Abschiedsrede auf dem Flughafen von Amman hatte der Papst den „Geist der Offenheit“
gelobt, den er in Jordanien erlebt habe und der ein harmonisches Miteinander verschiedener
Ethnien und Religionen im Land ermögliche. Das „feste Fundament der religiösen Toleranz“
erlaube es, miteinander in Frieden und in gegenseitiger Achtung zu leben. Am Dienstag
wird das Oberhaupt der katholischen Kirche wie schon Papst Johannes Paul II. im Jahr
2000 die jüdische Klagemauer besuchen. Außerdem stehen unter anderem der Besuch beim
Jerusalemer Großmufti, im Oberrabbinat und im Abendmahlssaal auf dem Programm. Am
Mittwoch wird der Papst in Bethlehem erwartet. (rv 11.05.2009 bp)
Yad
Vashem: Papst gedenkt Holocaust-Opfer Papst Benedikt XVI. hat in Jerusalem
der von den Nationalsozialisten ermordeten Juden gedacht. Die Leiden der Opfer dürften
niemals geleugnet, heruntergespielt oder vergessen werden, sagte der Papst an diesem
Montag in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. „Ich bin hierher gekommen,
um in Stille vor diesem Denkmal innezuhalten, das errichtet wurde, um die Erinnerung
an die Millionen Juden zu ehren, die in der entsetzlichen Tragödie der Shoah ermordet
wurden.“ Der deutsche Papst sprach während seines Besuchs mit mehreren Holocaust-Überlebenden;
einer von ihnen wird in Yad Vashem auch als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.
Die sechs Millionen Juden hätten ihr Leben verloren, nicht aber ihren Namen, sagte
Benedikt XVI. „Mögen die Namen dieser Opfer niemals verblassen! Möge ihr Leiden
niemals verleugnet, herabgesetzt oder vergessen werden! Und mögen alle Personen guten
Willens darüber wachen, vom menschlichen Herzen alles auszurotten, was zu ähnlichen
Tragödien wie dieser führen könnte!“ Die Namen der Opfer seien eingeschrieben
in die Herzen ihrer Angehörigen, der überlebenden Leidensgenossen und all jener, die
sich gegen jede Wiederholung solcher Gräueltaten einsetzten. Zugleich seien die Namen
„für immer verankert im Gedächtnis des Allmächtigen Gottes“. Benedikt entzündete eine
Flamme zum Gedenken an die Ermordeten der Konzentrationslager und legte er einen Kranz
nieder. Israels Staatspräsident Schimon Peres und die Leiter der Gedenkstätte, Avner
Shalev und Rabbi Meir Lau, begleiteten den tief bewegten 82-jährigen Papst durch die
„Halle der Erinnerung“ in Yad Vashem. „Während wir hier in Stille stehen, hallt
der Schrei der Opfer in unseren Herzen nach. Es ist ein Schrei, der sich gegen jeden
Akt der Ungerechtigkeit und Gewalt erhebt. Es ist eine bleibende Anklage gegen das
Vergießen unschuldigen Blutes.“ Die katholische Kirche „empfindet tiefes Mitgefühl
für die Opfer, an die hier erinnert wird“, betonte der Papst. Auf dieselbe Weise stelle
sie sich heute an die Seite derer, die wegen Rasse, Hautfarbe, ihrer Lebensbedingungen
oder Religion verfolgt würden. „Als Bischof von Rom und Nachfolger des Apostels Petrus
bekräftige ich wie meine Vorgänger die Verpflichtung der Kirche, unermüdlich zu beten
und zu wirken, damit der Hass nie mehr in den Herzen der Menschen regiert“, so das
Kirchenoberhaupt. (rv/kna) Zum Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286630 Wir
dokumentieren hier seine Ansprache im englischen Original: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286581 Hier
eine Arbeitsübersetzung von Gudrun Sailer:http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286625 Ein
deutscher Papst in Yad Vashem: Eindrücke vom Holocaust-Memorial Stefan von
Kempis schickte uns vor dem Eintreffen des Papstes dort einen Bericht über den Ort,
der für das Selbstverständnis des Staates Israel steht wie sonst nur noch die Klagemauer
und die Ruinen von Massada. (rv) Der ganze Bericht unseres Korrespondenten:
http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286401 Yad
Vashem: Mit welchen Holocaust-Überlebenden sprach der Papst? Bei seinem Besuch
der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat Papst Benedikt XVI. an diesem Montag auch
Überlebende des Holocaust getroffen. Die Verantwortlichen der Israelischen Behörde
haben vier Frauen und drei Männer ausgewählt und dabei Wert gelegt auf ihre unterschiedlich
verlaufene Geschichten. (rv) Mehr Informationen in diesem Beitrag von Birgit
Pottler: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286518 Papst
in Israel: Nein zu Antisemitismus, ja zu Zweistaatenlösung Bereits bei seiner
ersten Rede in Israel hat Papst Benedikt XVI. bestimmte delikate Punkte im Friedensprozess
angesprochen. So plädierte er für die Zweistaatenlösung mit Palästina, erinnerte an
die sechs Millionen Opfer des Holocaust, nannte Antisemitismus inakzeptabel, „wo immer
er auftritt“, und mahnte ungehinderten Zugang zu den heiligen Stätten für Pilger aller
Religionen an. Millionen von Pilgern auf der ganzen Welt betrachteten dieses Land
als heilig, sagte Papst Benedikt nach seiner Ankunft auf dem internationalen Flughafen
von Tel Aviv. Er selbst komme als Pilger, „wie so viele vor mir“, um an den heiligen
Stätten zu beten, „ganz besonders für den Frieden – Frieden hier im Heiligen Land,
und Frieden in der ganzen Welt“. Der Heilige Stuhl und Israel teilen viele Werte,
sagte der Papst in seinem Grußwort vor Staatspräsident Shimon Peres und hochrangigen
Politikern. Besonders unterstrich Benedikt hier den Einsatz „für den richtigen Stellenwert
von Religion in der Gesellschaft“. Werde nämlich „die religiöse Dimension der menschlichen
Person verleugnet oder an den Rand gedrängt“, dann sei „die Basis für ein rechtes
Verständnis der unveräußerlichen menschlichen Rechte in Gefahr.“ „Tragischerweise
hat das jüdische Volk die entsetzlichen Folgen von Ideologien erfahren, welche die
fundamentale Würde der menschlichen Person verleugnen. Es ist recht und passend, dass
ich während meines Aufenthaltes in Israel die Gelegenheit haben werde, das Andenken
von sechs Millionen jüdischer Opfer der Shoah zu ehren und dafür zu beten, dass die
Menschheit nie wieder ein Verbrechen solcher Größenordnung erleiden muss. Es ist traurig,
dass Antisemitismus immer noch in vielen Teilen der Welt sein hässliches Haupt erhebt.
Das ist vollkommen inakzeptabel. Jede Anstrengung muss unternommen werden, Antisemitismus
wo immer er auftritt zu bekämpfen, und den Respekt und die Wertschätzung zu fördern
für jedes Volk, jeden Stamm, jede Sprache und Nation auf der Welt.“ Die großen
monotheistischen Religionen – Christentum, Judentum, Islam – teilten eine besondere
Verehrung speziell für Jerusalem, erinnerte der Papst. „Es ist meine ernste
Hoffnung, dass alle Pilger die heiligen Stätten frei und ohne Einschränkung besuchen
können, dass sie an religiösen Zeremonien teilnehmen und für die Instandhaltung der
Andachtsorte sorgen können.“ Auch wenn Jerusalem „Stadt des Friedens“ bedeute,
sei es allzu evident, dass der Friede für die Bewohner des Heiligen Landes seit Jahrzehnten
tragischerweise ausbleibe, so der Papst. Benedikt erneuerte an dieser Stelle das Ja
des Heiligen Stuhles zu einer Zweistaatenlösung: „Die Hoffnungen zahlreicher
Männer, Frauen und Kinder für eine sichere Zukunft hängt ab von Friedensverhandlungen
zwischen Israelis und Palästinensern. Vereint mit den Menschen guten Willens überall
auf der Welt, bitte ich gemeinsam mit allen Verantwortlichen, jeden möglichen Weg
auf der Suche nach einer gerechten Lösung für auftretende Schwierigkeiten zu prüfen,
sodass beide Völker in Frieden in einer je eigenen Heimat leben können, innerhalb
sicherer und international anerkannter Grenzen“. Benedikt war mit einer Maschine
der „Royal Jordanian“ nach Tel Aviv gekommen. Auch in Israel trägt der Papst wie gewohnt
sein goldenes Brustkreuz. Eine umfangreiche israelische Delegation begrüßte mit militärischen
Ehren das Kirchenoberhaupt am Flughafen, darunter Präsident Peres und Ministerpräsident
Benjamin Netanjahu. Auch Peres hob die Friedensmission des Papstes hervor: Seine „Reise
im Dienst des Friedens“ solle dazu dienen, „die Saat der Toleranz zu streuen und den
Fanatismus mitsamt seiner Wurzeln auszureißen“. Israel habe Frieden mit seinen mehrheitlich
muslimischen Nachbarn Ägypten und Jordanien geschlossen und bemühe sich um eine umfassende
regionale Friedenslösung, so Peres. (rv) Zum Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286458 Die
ganze Ansprache in offizieller deutscher Übersetzung: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286437 Papst
trifft Peres: „Einheit und Frieden leben!“ „Meine Pilgerreise zu den Heiligen
Stätten steht im Zeichen des Gebets für Einheit und Frieden für den Nahen Osten und
die ganze Menschheit.“ Das bekräftigte Papst Benedikt XVI. an diesem Montagnachmittag
während seines Höflichkeitsbesuches bei Israels Staatspräsident Shimon Peres. An dem
feierlichen Empfang im Garten des Präsidentenpalais nahmen Vertreter aus Politik sowie
jüdische und christliche Geistliche teil. Religionsführer sollten jegliche Art
von Trennung und Spaltungen vermeiden. Denn Einheit, Sicherheit, Gerechtigkeit und
Frieden gehörten untrennbar zusammen und seien vor allem ein „Geschenk Gottes“. In
einer eher theologisch reflektierenden Ansprache wandte sich Benedikt an Vertreter
aus Religion und Politik. Aufgabe der religiösen Führer sei es, „vereint“ und „aus
vollem Herzen“ nach Gott zu suchen. Dadurch könnten Religionen einen wichtigen Beitrag
zu Frieden und sozialer Stabilität leisten. Besonders in einer Stadt wie Jerusalem,
die seit Jahrhunderten verschiedene Glaubensrichtungen beheimate, seien Juden, Muslime
und Christen „als Verehrer des einen Gottes“ aufgefordert, sich für ein friedliches
Miteinander zu engagieren. Es gäbe nur einen Weg zu Werten wie Gerechtigkeit, Einheit
und Frieden, so der Appell des Papstes: „Praktiziert sie! Lebt sie!“. Deutliche Worte
richtete er auch an die sozialen und politischen Akteure. Wörtlich sagte er: „Kein
Individuum, keine Familie, Gemeinschaft oder Nation ist von der Pflicht ausgeschlossen,
in Gerechtigkeit zu leben und sich für den Frieden einzusetzen. Und selbstverständlich
ist auch von den zivilen und politischen Führungspersönlichkeiten zu erwarten, dass
sie den Menschen, die sie gewählt haben, gerechte und umfangreiche Sicherheit garantieren.“
Diese Ziele seien Teil einer universalen Menschenwürde. Den „wahren Interessen einer
Nation“, so der Papst, sei daher immer gedient „durch das Streben nach Gerechtigkeit
für alle“. (rv) Zum Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286525 Die
Ansprache im Englischen Original: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286666 Interreligiöses
Treffen: „Unterschiede trennen nicht“ An diesem Montagabend hat Benedikt XVI.
das „Notre Dame of Jerusalem Centre“ besucht und dort vor Verantwortlichen für den
interreligiösen Dialog gesprochen. Dabei betonte der Papst die Gemeinsamkeiten der
Religionen. Die Unterschiede der Kulturen seien keine Hindernisse, sondern eine Herausforderung. „Glaube
wird immer innerhalb einer bestimmten Kultur gelebt. Die Religionsgeschichte zeigt
uns, dass eine Gemeinschaft wächst, wenn sie sich Gott beständig annähert. Die gleiche
Dynamik findet sich auch bei den Gläubigen der großen monotheistischen Traditionen.
Verbunden mit der Stimme Gottes, Abraham gleich, antworten wir auf seinen Ruf und
begeben uns auf die Suche nach der Erfüllung seines Heilsversprechens, in der Bemühung,
seinen Willen zu tun, während wir den Weg unserer Kultur gehen.“ Gemeinsam
müssten sich die unterschiedlichen Religionen der Frage nach ihrem Dienst an den Menschen
stellen. Auf diesem Gebiet leistete auch das Päpstliche Institut „Notre Dame of Jerusalem
Centre“ einen großen Beitrag. Gerade in der komplexen Lebenswirklichkeit von heute
müssten sich die Religionen als Orientierungshilfe für den Menschen erweisen. Benedikt
wörtlich: „Vor diesem Hintergrund, liebe Freunde, sehen wir die Möglichkeiten,
welche die Einheit, nicht die Vereinheitlichung, bietet. Manchmal mögen die Unterschiedenheiten
uns im interreligiösen Dialog wie Barrieren erscheinen, dennoch müssen sie nicht die
Ehrfurcht und den Respekt für das Universelle, das Absolute und die Wahrheit überschatten,
welche die Gläubigen dazu animiert, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Das
Plädoyer des Papstes, der Hauptertrag seiner Rede? Religion ist nicht unvernünftig
– der gemeinsame Nenner der unterschiedlichen Religionen liegt in der Wahrheit, für
die sie gemeinsam einzutreten hätten: „Zusammen können wir bekennen, dass Gott
existiert und erkannt werden kann, dass die Erde seine Schöpfung ist und wir seine
Geschöpfe sind. Und das Gott alle Menschen dazu aufruft, seine Schöpfung zu respektieren
und anzuerkennen. Freunde, wenn wir an das Kriterium von Urteilskraft und Scharfsinn
glauben, das seinem Ursprung nach göttlich und allen Menschen gegeben ist, dann dürfen
wir nicht müde werden, dieses Kriterium in das Zivilleben hineinzutragen. Die Wahrheit
sollte allen Menschen offenbar werden, sie dient allen Gliedern der Gesellschaft.
Sie erhellt das Fundament von Moral und Ethik und hilft uns, unsere eigenen Beschränkungen
hinter uns zu lassen und ist der Ausdruck für unsre tiefsten gemeinsamen Hoffnungen.“
(rv) Mehr in diesem Beitrag von Veronica Pohl: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286701 Lombardi:
„Nicht vorgesehen“ Bei der Begegnung Papst Benedikts XVI. mit Religionsvertretern
in Jerusalem ist es an diesem Montagabend zu Misstönen gekommen. Einer der muslimischen
Vertreter, Scheich Taisir Tamini, hatte auf Arabisch in scharfen Worten Israel angegriffen.
Einige Vertreter des Judentums verließen daraufhin den Saal des Päpstlichen Instituts
Notre Dame. „Die Rede des Scheichs war von den Organisatoren nicht vorgesehen“, erklärte
Vatikansprecher P. Federico Lombardi im Anschluss. In einer Begegnung, die dem Dialog
zwischen den Religionen gewidmet war, sei dies ein Beispiel der Dialogverweigerung
gewesen. „Wir wünschen uns, dass dieser Zwischenfall die Sendung des Papstes nicht
belastet und auch dem interreligiösen Dialog im Heiligen Land nicht schadet“, so Lombardi.
“ In mehreren Reden auf dieser Reise habe der Papst betont, er komme mit der Mission,
den Frieden und den Dialog zwischen den Religionen zu fördern. - Tamimi, der Chef
des obersten Scharia-Gerichtes von Palästina, hatte bereits an gleicher Stelle im
Jahr 2000 für einen Eklat gesorgt, als er beim Papstreffen eine polemische Rede gegen
Israel hielt und dann unmittelbar die Konferenz verließ. (rv/ansa/agi/kna) Abschied
von Jordanien: „Baut auf religiöse Toleranz“ Papst Benedikt XVI. hat an diesem
Montagvormittag seinen dreitägigen Jordanien-Besuch beendet und ist nach Israel weitergereist.
Bei der Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von Amman dankte das
Kirchenoberhaupt König Abdullah II. und der jordanischen Bevölkerung für ihre Gastfreundschaft
und fand lobende Worte für den „Geist der Offenheit“, den er in Jordanien erlebt habe: „Dieser
Geist der Offenheit hilft nicht nur den Mitgliedern verschiedener ethnischer Gemeinschaften
in diesem Land, miteinander in Frieden und Eintracht zu leben, sondern hat auch zu
den weitsichtigen politischen Initiativen Jordaniens zur Förderung des Friedens im
ganzen Nahen Osten beigetragen.“ In seiner Abschiedsrede ließ Benedikt XVI.
noch einmal die einzelnen Etappen seiner Pilgerreise in Jordanien Revue passieren.
Neben der Feier der Sonntagsmesse im International Stadium von Amman sei der Besuch
in der Al-Hussein-Bin-Talal-Moschee und das dortige Treffen mit muslimischen Religionsführern
für ihn ein besonderer Höhepunkt gewesen. Dem jordanischen König dankte der Papst
besonders für seine aufgeschlossene Haltung gegenüber den christlichen Gemeinden und
würdigte sein Bemühen um den interreligiösen Dialog. Sein abschließender Appell an
alle Jordanier: Macht weiter so! „Ich möchte alle Jordanier, seien sie Christen
oder Muslime, ermutigen, auf dem festen Fundament der religiösen Toleranz aufzubauen,
das es den Mitgliedern verschiedener Gemeinschaften erlaubt, miteinander in Frieden
und in gegenseitiger Achtung zu leben.“ Auch König Abdullah betonte, es sei
„lebenswichtig, dass wir mit Respekt den Dialog fortsetzen, den wir begonnen haben“.
Christliche und muslimische Gläubige sollten aufeinander zugehen und den „moralischen
Reichtum“ ihrer Überzeugungen teilen, so der König, um gemeinsam eine bessere Welt
zu schaffen. Im Hinblick auf die Situation der Palästinenser betonte er, nur eine
Zwei-Staaten-Lösung verspreche dauerhaften Frieden. Dem Kirchenoberhaupt wünschte
Abdullah zum Abschied „bedeutungsvolle und erfolgreiche Begegnungen“ auf seinen folgenden
Reiseetappen in Israel und den autonomen Palästinensergebieten. Mit einem herzlichen
Gruß verabschiedete sich Benedikt XVI. von den Jordaniern: „Wenn ich mich nun
verabschiede, dann möchte ich Sie wissen lassen, dass ich das Volk des Haschemitischen
Königreiches und alle, die in dieser Region leben, in meinem Herzen trage. Ich bete,
dass Sie sich jetzt und für kommende Generationen des Friedens und des Wohlstands
erfreuen können. Noch einmal vielen Dank. Gott segne Sie alle!“ Mit einer Maschine
der jordanischen Airline Royal Jordanian ist der Papst gegen 9.40 Uhr mitteleuropäischer
Zeit nach Tel Aviv aufgebrochen. Dort wurde das 82-jährige Kirchenoberhaupt am Vormittag
von Israels Staatspräsident Shimon Peres und Regierungschef Benjamin Netanjahu auf
dem Flughafen in Tel Aviv empfangen. Höhepunkt des ersten Besuchstages in Israel ist
der Besuch von Benedikt XVI. in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.
(rv/kna) Zum Nachhören: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286484 Die
ganze Papstrede in offizieller deutscher Übersetzung:http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286415
EINDRÜCKE,
INTERVIEWS UND NACHRICHTEN:„Willkommen Benedikt“ – Eindrücke aus Jerusalem „Hevenu
shalom alechem“, „Wir wollen Frieden für alle“ - mit diesem Wunsch haben Fähnchen
schwenkende Schulkinder Papst Benedikt in Tel Aviv herzlich begrüßt. Weit nervöser
wirkten da Staatsoberhaupt Shimon Peres und Regierungsvertreter beim Empfang des Papstes
auf dem Flughafen der israelischen Hauptstadt. Im Anschluss an die Begrüßungszeremonie
ist das Kirchenoberhaupt per Hubschrauber nach Jerusalem aufgebrochen. Wie ist die
Stimmung dort und ganz allgemein in Israel kurz nach der Ankunft des Papstes? Das
haben wir unseren Korrespondenten in Jerusalem, Stefan Kempis, gefragt. (rv) Lesen
und hören Sie hier die Eindrücke unseres Korrespondenten: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286466 Jerusalem
– heilige Stadt für drei Weltreligionen Juden beten an der Klagemauer, Christen
folgen, mitten im Gassengewirr treppauf treppab, der Via Dolorosa, der Muezzin ruft
von der Al-Aksa-Moschee zum Gebet. „Friede wohne in deinen Mauern“, betete der Psalmist
und betete auch Jesus. Das Gebet ist bis heute nicht so richtig in Erfüllung gegangen.
(rv) Hier ein Porträt der Altstadt von Stefan von Kempis: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286417 Presseschau
vom Montag: „Mission possible“? Israelische Zeitungen machen heute auf Seite
eins mit der Papstreise auf: Die Fotos zeigen in der Regel Arbeiter bei den letzten
Vorbereitungen für den Empfang Benedikts. „Papst kommt zu historischem Besuch“, titelt
„Ha’aretz“; die Unterzeile träumt von einem „Tourismus-Bonanza“. Etwas kritischer
als die „Ha’aretz“ wirkt auf den ersten Blick die „Jerusalem Post“: Sie spricht zwar
im Titel von einem „Besuch, der Epoche macht“, doch die Unterzeile konzentriert sich
schon auf „Meinungsverschiedenheiten über Pius XII.“, die „einen Schatten auf den
Trip werfen könnten“. Interessant die Anzeigen in den zwei großen israelischen Zeitungen:
Die eine kommt von der „Anti-Diffamations-Liga“, die ganzseitig proklamiert: „Wir
teilen die Ziele des Papstes, aus der Welt einen besseren Ort für Menschen aller Religionen
und Rassen zu machen“. Die andere kommt von einer israelischen Friedensinitiative
und hat den Titel „Mission possible“: Sie fordert Papst Benedikt dazu auf, das „Recht
Israels auf Frieden in Sicherheit und mit klar festgelegten Grenzen“ zu erwähnen.
In den arabischen, also palästinensischen Zeitungen, taucht die Formulierung „Mission
possible“ nicht auf, berichtet Stefan von Kempis. (rv) Die ganze Presseschau
unseres Korrespondenten zum Nachhören und -Lesen: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286440 Vatikansprecher:
„Papst nimmt Anteil am Schmerz aller Opfer“ Der Papst halte es für seine Pflicht
am Schmerz aller Anteil zu nehmen, die aufgrund des Nahost-Konflikts leiden. Das werde
er auch in den nächsten Tagen bei seinem Besuch in Bethlehem in den autonomen Palästinensergebieten
tun, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Montagnachmittag in einem
Pressekommuniqué mit. Zuvor hatte der israelische Staatspräsident Shimon Peres Papst
Benedikt bei seinem Empfang im Präsidentenpalais die Familie eines entführten israelischen
Soldaten vorgestellt. Der 21-jährige Gilad Shalit war im Juli 2006 im Gazastreifen
von der Hamas verschleppt worden. (rv) Merkel: „Papstreise außerordentlich positiv“ Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) hat die Israelreise von Papst Benedikt XVI. als „außerordentlich
positiv“ bewertet. Das sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm an diesem Montag vor
Journalisten in Berlin. Der Aufruf des Kirchenoberhaupts zu Toleranz könne ein wichtiger
Beitrag zur Versöhnung und Frieden im Nahen Osten sein. Der Zeitpunkt der Reise nach
der Regierungsbildung in Israel sei gut gewählt. Benedikt XVI. war am Morgen in Israel
eingetroffen. - Die Reaktionen der arabischen Welt auf die Papstreise fielen demgegenüber
eher verhalten aus. Das meldete das Online-Portal der FAZ am Sonntag. Die Nahostreise
Papst Benedikts werde weit weniger in den Medien verfolgt, als es bei seiner Türkeireise
im November 2006 der Fall gewesen war. (kna) Abtprimas Wolf: „Papstbesuch wichtig
für Ordensgemeinschaften“ Auch für die Ordensgemeinschaften in Jordanien und
Israel ist der Papstbesuch ein wichtiges Zeichen. Stefan von Kempis hat den Abtprimas
der Benediktiner, Notker Wolf, an diesem Sonntag zum Gespräch getroffen und zur Lage
der Christen im Nahen Osten und im Heiligen Land befragt. (rv) Lesen und hören
Sie das ganze Interview unseres Korrespondenten: http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=286453