Abtprimas Wolf: „Papstbesuch wichtig für Ordensgemeinschaften“
Auch für die Ordensgemeinschaften
in Jordanien und Israel ist der Papstbesuch ein wichtiges Zeichen. Stefan von Kempis
hat den Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf, an diesem Sonntag zum Gespräch getroffen
und zur Lage der Christen im Nahen Osten und im Heiligen Land befragt.
Abt
Notker, der Papst hat die Christen bei der großen Messe am Sonntag dazu aufgefordert,
das Land nicht zu verlassen, an den heiligen Stätten auszuharren, so schwierig das
auch ist. Das ist in der Tat sehr schwierig…
„Ja, das ist zum Beispiel sehr
schwierig, wenn eine Christin einen Muslim heiraten möchte. Dann ist es mit der Religionsfreiheit
nicht mehr weit her, sie muss praktisch muslimisch werden. Und die Christen werden
auch sonst sehr stark bedrängt, muslimisch zu werden. Allerdings muss man sagen, dass
die Muslime und die Christen in Jordanien eigentlich sehr friedlich zusammenleben.
Nur wenn beispielsweise ein Muslim Christ werden will, wird das äußerst schwierig.
Und ein guter Muslim hat gesagt, am besten macht er das heimlich für sich privat.
Also da gibt es noch keine Religionsfreiheit. Aber für die Christen ist es wichtig,
dass sie hier vor Ort bleiben und nicht nur auf das Geld schauen. Ich verstehe die
jungen Leute aber. Sie brauchen eine Zukunft und wir haben zu wenig Zukunft hier im
Land. Besonders gilt das für die Palästinensergebiete. Welche Chance haben sie denn
beispielsweise, in Bethlehem eine Existenz aufzubauen. Trotz aller Rechte, die sie
haben, ist Bethlehem abgeschnitten. Vor allem von Jerusalem. Und das gilt auch für
andere Teile in dieser Region. Ich glaube, es ist sehr schwer für die Leute. Aber
für das christliche Zeugnis ist es gerade in dieser Gegend von Bedeutung, dass Christen
genauso selbstbewusst sind, wie die Muslime, und sagen, dass sie hier ihren Glauben
repräsentieren müssen.“ Ist dieser Appell das, was Sie sich am meisten von
dieser Papstreise erhoffen?
„Ich erwarte schon, dass sich die Christen dadurch
gestärkt und ermutigt fühlen, zu bleiben. Es gibt ja auf dem Weg von Jerusalem nach
Bethlehem auf halber Strecke ein Benediktinerinnenkloster, melkitischen Ritus` sogar.
Ich dachte, dass dieses Kloster einmal aussterben würde, als ich es vor ein paar Jahren
kennen lernte. Dann kam ich dorthin, als die Mauer gebaut wurde und das Grundstück
eigentlich trennen sollte. Ich habe damals an Außenminister Fischer geschrieben, um
das zu verhindern. Die Mauer wurde schließlich außen herum geführt. In Februar habe
ich mich dann gefreut, dort wieder drei jüngere Schwestern anzutreffen. Es sind also
jetzt drei ältere und drei jüngere Schwestern da. Stabilitas – das heißt die Treue
zu den Menschen, da, wo ich lebe.“ Was ist für Sie das Wichtigste am Papstbesuch?
„Ich
denke, dass er hier eine Friedensbotschaft bringen muss. Und zwar, um zu zeigen, dass
es nur Frieden geben wird, wenn es auch religiösen Frieden geben wird. Erst dann gibt
es auch einen politischen Frieden. Ich glaube, dass ist etwas ganz Wichtiges, hier
die Botschaft des Friedens einzubringen. Und zwar eines Friedens, der eben nicht auf
der Unterdrückung und Niederschlagung der Anderen beruht, dass man alles niederhält.
Ich verstehe, dass Israel enorm schutzbedürftig ist und unter den vielen Angriffen
furchtbar leidet und von daher einiges in unseren Augen wie eine Überreaktion aussieht.
Von der Sicht des Landes her gestaltet sich das etwas anders. Und trotzdem müssen
wir die Botschaft einbringen, dass es Frieden letzten Endes nur durch die Vergebung
gibt. Wir müssen auch einmal sagen „Schwamm drüber“ und versuchen, die Zukunft gemeinsam
zu gestalten, wie es zum Beispiel in Tapka geschieht. Dort gibt es jedes Jahr im Sommer
Gruppen, Palästinenser, Muslime, Israelis, Behinderte. Die lernen sich kennen und
verlieren auf einmal die Ängste. Die Eltern lernen sich kennen und fangen auf einmal
miteinander zu einen an, weil beide Seiten schwerste Familienschicksale zu tragen
haben. Auf einmal lernt der eine Mensch den anderen schätzen. Und ich glaube, das
ist die wichtigste Friedensarbeit, die wir leisten können. Das wollen wir dann auch
mal bei unserer Friedensakademie in Jerusalem fortführen. Die ist allerdings noch
in der Planung, da uns bislang die nötigen Gelder fehlen.“ Wann soll die öffnen?
„Sobald
wir die nötigen Gelder haben, um sie zu bauen. Wir haben das Grundstück und müssen
nun sehr bald die Grundmauern legen, weil wir sonst eventuell das Grundstück verlieren.
Wir haben aber eine Stiftung in Deutschland. Und dennoch wird es noch etwas dauern,
bis wir die Gelder zusammen haben. Mir geht es aber nicht um die Gelder, sondern um
den Beitrag der Benediktiner im Heiligen Land für den Frieden.“ (rv 11.05.2009
sk)