Papst Benedikt reist
am Montag nach Israel, die Royal Jordanien bringt ihn die 103 Kilometer von Amman
nach Tel Aviv. Mit dem Hubschrauber geht es weiter nach Jerusalem, um die Mittagszeit
wird er dort erwartet. Wie ist einen Tag vor seiner Ankunft der Stand der Vorbereitungen?
Das wollten wir von unserem Kollegen vor Ort, Stefan von Kempis, wissen. Er berichtet: „Wie
immer bei Papstreisen gibt es auch diesmal viel Chaos und Aufregung in den Stunden
vor der Ankunft Benedikts: Fernsehteams streifen durch die Stadt und filmen alles
und jeden, Ladenbesitzer hängen Vatikanflaggen und Papstfotos in ihre Schaufenster,
Bagger planieren das Gelände für die Open-Air-Messe, Polizisten versiegeln Gullydeckel.
Vor allem schwirren aber Gerüchte durch Jerusalem: über Sicherheitsmaßnahmen vor allem
– die Menschen in der Altstadt haben Angst, dass sie in den nächsten Tagen gar nicht
mehr aus dem Haus dürfen. Oder man hört hier, dass Tausende von Karten für Papstmessen
einfach verschwunden sind, vielleicht gar nicht ausgeliefert wurden, dass es im eingeschlossenen
Bethlehem gar einen blühenden Schwarzmarkt für die begehrten Tickets gibt. Der Eindruck
von Chaos in den Reisevorbereitungen hier in Jerusalem könnte nach allem, was man
hört, damit zu tun haben, dass sich das Lateinische Patriarchat und die von Franziskanern
geleitete Kustodie des Heiligen Landes immer wieder erbittert um Zuständigkeiten streiten.
Israelis sagen außerdem, die Papstreise sei erst relativ spät angekündigt worden –
zwei Monate, das sei einfach nicht genug, um eine so heikle Visite vernünftig vorzubereiten.“ In
Jordanien wurde der Besuch Benedikts XVI. ja auch in den Medien sehr positiv aufgenommen
und fand ein breites Echo. Welches Bild ergibt denn eine erste Presseschau in Jerusalem? „Also,
hier sind die Artikel und Meldungen bislang noch sehr dürftig. Die ,Jerusalem Post’
hat ein bisschen über die Amman-Etappe des Papstes geschrieben und vor allem betont,
dass er das christlich-jüdische Band stärken wolle. Ein Bericht auf der Internetseite
der Zeitung referiert sehr ausgewogen über die Messe Benedikts in Amman; die Betonung
liegt darauf, dass der Papst die Christen zum Bleiben im Heiligen Land aufgefordert
habe, trotz aller Schwierigkeiten ihrer Lebensumstände. Ein Dossier der ,Jerusalem
Post’ auf ihrer Homepage berichtet über die ,komplexe Beziehung’ zwischen dem Vatikan
und der jüdischen Welt; die Fotos dazu zeigen Pius XII. und den Lefebvre-Bischof Richard
Williamson. Unter einem Foto Johannes Pauls II. auf dem Berg Nebo steht die Unterzeile:
,Für Juden gibt es eigentlich nur einen echten Papst’ – gemeint ist Johannes Paul.
– Die arabische Presse scheint nach allem, was mir mein arabischer Kollege aus ihr
gezeigt hat, darüber zu rätseln, warum der Papst gerade jetzt ins Heilige Land kommt.
Und ein Kommentator fragt ziemlich unverblümt: Was haben wir davon? Als Paul VI. 1964
kam, bekamen wir danach die Katholische Universität in Bethlehem. Welche Verbesserung
unserer Lebensumstände hat denn Benedikt XVI. für uns im Koffer? Der Papst selbst
hat diesen Besuch im Heiligen Land ja sehnsüchtig erwartet. Welche Stimmung erwartet
ihn? Wie erlebst Du Jerusalem am Vorabend? Ein Besucher, der ein paar Jahre
nicht mehr hier war, erlebt die Atmosphäre in der Stadt gleich als sehr viel drückender.
Die israelische Polizei ist allgegenwärtig. Kirchenleute aus dem deutschen Sprachraum,
die hier leben, fürchten, dass Israel den Besuch propagandistisch für sich ausschlachtet:
Guckt mal, die Vatikan-Fahnen, die überall hängen, sagen sie – die sind viel größer
als sonst bei anderen Staatsbesuchen. Und die Furcht vor Anschlägen sei offenbar groß,
denn der Papst werde deutlich stärker geschützt als etwa George Bush bei seinem Jerusalem-Besuch.
Wenn man arabische Christen hier auf den Besuch anspricht, wollen hingegen viele gar
nicht erst darüber sprechen; viele sind wirklich frustriert und scheinen sich vom
Papst nicht viel zu erwarten.