2009-05-09 15:12:46

Jordanien: Papst besucht zukünftige Universität von Madaba


RealAudioMP3 Bildung ist ein wirksames Mittel des Friedens und Dialogs – das unterstrich Papst Benedikt am Samstag beim Besuch der geplanten Universität des Lateinischen Patriarchats in Madaba. Nach Durchquerung des christlichen Viertels segnete der Papst auf der Baustelle der Universität den Grundstein des zukünftigen Lehrstuhls. Bis zu 3.000 Studierende sollen hier eine Ausbildung erhalten.

In seiner Rede dankte Benedikt dem lateinischen Patriarchen von Jerusalem Fouad Twal. Er würdigte den Einsatz des Königreichs Jordanien und der christlichen Förderer für die Verbesserung des Bildungswesens im Land. Bildung bringe die Studenten mit ihrem eigenen kulturellen Erbe in Kontakt, die Universität sei „Ort des Dialogs“:

 
„Das Ergebnis dieses Prozesses ist eine Universität, die nicht nur eine Plattform für die Festigung der Bindung an Wahrheit und an die Werte einer gegebenen Kultur, sondern einen Ort des Verständnisses und des Dialogs darstellt. Indem sie ihr eigenes Erbe in sich aufnehmen, werden junge Jordanier und andere Studenten der Region zu einer tieferen Kenntnis der Errungenschaften der Menschheit geführt, bereichert durch andere Standpunkte und in Verständnis, Toleranz und Friede geformt.“

 
Der Glaube an Gott unterdrücke nicht die Suche nach der Wahrheit, sondern ermutige sie, so der Papst. Erziehung bedeute Vertrauen in die „Gabe der Freiheit“. Doch dieses Vertrauen könne auch enttäuscht werden, wandte das Kirchenoberhaupt mit Blick auf religiösen Fanatismus ein. Benedikt:

 
„Selbstverständlich kann die Religion, wie Wissenschaft und Technologie, wie Philosophie und alle Ausdrucksweisen unserer Suche nach der Wahrheit, verzerrt werden. Religion wird entstellt, wenn sie in den Dienst der Ignoranz oder des Vorurteils, der Geringschätzung, der Gewalt oder des Missbrauchs gedrängt wird. Hier sehen wir nicht nur eine Entstellung der Religion, sondern auch eine Korrumpierung der menschlichen Freiheit, eine Verengung und Blindheit des Denkens.“

 
Die „Aneignung und rechte Anwendung des Wissens“ könne durch einen „reifen Glauben“ geleitet werde, so Benedikt mit Bezug auf den Konzilstext des Zweiten Vatikanums Wissenschaft ohne „ethische Weisheit“ sei nämlich orientierungslos:

 
„Sie kann nicht alle Fragen über den Menschen und seine Existenz beantworten. In der Tat, die menschliche Person, ihr Platz und ihr Sinn im Universum lassen sich nicht in den Grenzen der Wissenschaft erfassen. ‚Die zu erstrebende Vollendung der Vernunftnatur der menschlichen Person ist die Weisheit, die den Geist des Menschen sanft zur Suche und Liebe des Wahren und Guten hinzieht‛ (Gaudium et spes, 15). Der Gebrauch wissenschaftlicher Kenntnisse benötigt das Orientierungslicht der ethischen Weisheit.“

 
Bereits der Eid des Hippokrates sowie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 und die Genfer Konvention seien von dieser „ethischen Weisheit“ inspiriert gewesen, so Benedikt. Auch die zukünftige Universität in Madaba verbinde das „Streben nach Wahrheit mit der Suche nach dem Guten“. Einen besonderen Appell richtete Benedikt abschließend an die christlichen Studenten Jordaniens und der Nachbarregionen. Sie seien berufen, „Bauleute einer gerechten und friedlichen Gesellschaft zu sein“, die sich aus „Menschen mit verschiedenem religiösen und ethnischen Hintergrund“ zusammensetze.

(rv 09.05.2009 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.