Jordanien: Papst besucht zukünftige Universität von Madaba
Bildung ist ein wirksames
Mittel des Friedens und Dialogs – das unterstrich Papst Benedikt am Samstag beim Besuch
der geplanten Universität des Lateinischen Patriarchats in Madaba. Nach Durchquerung
des christlichen Viertels segnete der Papst auf der Baustelle der Universität den
Grundstein des zukünftigen Lehrstuhls. Bis zu 3.000 Studierende sollen hier eine Ausbildung
erhalten.
In seiner Rede dankte Benedikt dem lateinischen Patriarchen von
Jerusalem Fouad Twal. Er würdigte den Einsatz des Königreichs Jordanien und der christlichen
Förderer für die Verbesserung des Bildungswesens im Land. Bildung bringe die Studenten
mit ihrem eigenen kulturellen Erbe in Kontakt, die Universität sei „Ort des Dialogs“:
„Das
Ergebnis dieses Prozesses ist eine Universität, die nicht nur eine Plattform für die
Festigung der Bindung an Wahrheit und an die Werte einer gegebenen Kultur, sondern
einen Ort des Verständnisses und des Dialogs darstellt. Indem sie ihr eigenes Erbe
in sich aufnehmen, werden junge Jordanier und andere Studenten der Region zu einer
tieferen Kenntnis der Errungenschaften der Menschheit geführt, bereichert durch andere
Standpunkte und in Verständnis, Toleranz und Friede geformt.“
Der
Glaube an Gott unterdrücke nicht die Suche nach der Wahrheit, sondern ermutige sie,
so der Papst. Erziehung bedeute Vertrauen in die „Gabe der Freiheit“. Doch dieses
Vertrauen könne auch enttäuscht werden, wandte das Kirchenoberhaupt mit Blick auf
religiösen Fanatismus ein. Benedikt:
„Selbstverständlich
kann die Religion, wie Wissenschaft und Technologie, wie Philosophie und alle Ausdrucksweisen
unserer Suche nach der Wahrheit, verzerrt werden. Religion wird entstellt, wenn sie
in den Dienst der Ignoranz oder des Vorurteils, der Geringschätzung, der Gewalt oder
des Missbrauchs gedrängt wird. Hier sehen wir nicht nur eine Entstellung der Religion,
sondern auch eine Korrumpierung der menschlichen Freiheit, eine Verengung und Blindheit
des Denkens.“
Die „Aneignung und rechte Anwendung des
Wissens“ könne durch einen „reifen Glauben“ geleitet werde, so Benedikt mit Bezug
auf den Konzilstext des Zweiten Vatikanums Wissenschaft ohne „ethische Weisheit“ sei
nämlich orientierungslos:
„Sie kann nicht alle
Fragen über den Menschen und seine Existenz beantworten. In der Tat, die menschliche
Person, ihr Platz und ihr Sinn im Universum lassen sich nicht in den Grenzen der Wissenschaft
erfassen. ‚Die zu erstrebende Vollendung der Vernunftnatur der menschlichen Person
ist die Weisheit, die den Geist des Menschen sanft zur Suche und Liebe des Wahren
und Guten hinzieht‛ (Gaudium et spes, 15). Der Gebrauch wissenschaftlicher Kenntnisse
benötigt das Orientierungslicht der ethischen Weisheit.“
Bereits
der Eid des Hippokrates sowie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948
und die Genfer Konvention seien von dieser „ethischen Weisheit“ inspiriert gewesen,
so Benedikt. Auch die zukünftige Universität in Madaba verbinde das „Streben nach
Wahrheit mit der Suche nach dem Guten“. Einen besonderen Appell richtete Benedikt
abschließend an die christlichen Studenten Jordaniens und der Nachbarregionen. Sie
seien berufen, „Bauleute einer gerechten und friedlichen Gesellschaft zu sein“, die
sich aus „Menschen mit verschiedenem religiösen und ethnischen Hintergrund“ zusammensetze.