Benedikt vor Moslems: "Gemeinsam gegen Religionsmissbrauch angehen"
Papst Benedikt XVI.
hat in einer Rede vor Moslems vor einer „ideologischen Manipulierung der Religion“
gewarnt. Gegen diesen Missbrauch von Religion, der mitunter auch für politische Zwecke
benutzt werde, sollten Christen und Moslems gemeinsam angehen, sagte Benedikt in Amman.
In seiner Rede vor Vertretern des Islam und Diplomaten wandte er sich zudem gegen
die Ausgrenzung religiöser Minderheiten und rief zu Frieden und dem Schutz der Christen
besonders im Irak auf.
Vor der größten Moschee Jordaniens, der König-Hussein-Moschee
in Amman, begrüßte Prinz Ghazi bin Muhammad bin Talal den Gast aus Rom. Der Prinz
war einer der Hauptinitiatoren des im Jahr 2007 von muslimischen Gelehrten verfassten
offenen Briefes an den Papst und die christlichen Gemeinschaften. In diesem Schreiben
sprachen sich die Islamgelehrten – nach der Regensburger Rede Papst Benedikts – für
Dialog, politischen und religiösen Frieden in der Welt aus.
In seiner Ansprache
äußerte Papst Benedikt XVI. Sorge darüber, dass Religion heute zunehmend als trennendes
Element wahrgenommen werde. Die größere Gefahr sei aber, so Benedikt, die „ideologische
Manipulierung der Religion“ - manchmal auch „zu politischen Zwecken“. Gegen diesen
Missbrauch müssten Christen und Moslems gemeinsam angehen. Gemeinsame ethische Grundlage
sei dabei die Menschenwürde. Benedikt:
„Gerade wegen der Bürde ihrer gemeinsamen
Geschichte, die so oft von Missverständnis gekennzeichnet war, müssen Muslime und
Christen bestrebt sein, als Gläubige erkannt und anerkannt zu werden, die treu beten,
die bemüht sind, die Gebote des Allmächtigen zu halten und ihnen gemäß zu leben, die
barmherzig und mitfühlend sind, die konsequent alles Wahre und Gute bezeugen, die
stets den gemeinsamen Ursprung und die Würde aller Menschen bedenken, die der Höhepunkt
des göttlichen Schöpfungsplans für die Welt und die Geschichte bleiben.“
Die
beiden großen monotheistischen Religionen verstünden die menschliche Vernunft beide
als „Gabe Gottes“, so der Papst. Gemeinsame Herausforderung von Christen und Moslems
sei nun, das Potential dieser menschlichen Eigenschaft durch „Glaube und Wahrheit
zum Guten heranzubilden“. „Denn wenn die menschliche Vernunft demütig
zulässt, dass sie selber vom Glauben geläutert wird, dann ist sie fern davon, geschwächt
zu werden; vielmehr wird sie gestärkt, um der Überheblichkeit zu widerstehen und über
ihre eigenen Grenzen hinauszugreifen. Auf diese Weise wird die menschliche Vernunft
ermutigt, ihrem erhabenen Zweck zu folgen, der Menschheit zu dienen, wobei sie unser
gemeinsames innerstes Streben zum Ausdruck bringt und den öffentlichen Diskurs lieber
ausweitet, als ihn zu manipulieren oder einzuschränken. Daher – weit davon entfernt,
den Geist einzuengen – erweitert ein ernsthaftes Festhalten an der Religion den Horizont
menschlichen Verstandes.“
Religion leiste in Jordanien bereits einen „konstruktiven
Beitrag“ zu Erziehung und Kultur, so der Papst. Positive Bespiele dafür seien das
Rehabilitationszentrum „Regina Pacis“ sowie die Madaba-Universität für Muslime und
Christen. Auch die Arbeit des „Königlichen Instituts für Interreligiöse Studien und
Islamisches Denken“ sowie die von muslimischen Gelehrten verfasste „Amman Message“
aus dem Jahr 2004 seien wichtige Schritte:
„Solche Initiativen führen klar
zu einer tieferen gegenseitigen Kenntnis und fördern eine zunehmende Achtung sowohl
vor dem, was wir gemeinsam haben, als auch vor dem, was wir unterschiedlich sehen.
Sie sollten daher Christen und Muslime dazu veranlassen, die wesentliche Beziehung
zwischen Gott und seiner Welt noch gründlicher zu erforschen, so dass wir miteinander
bestrebt sein mögen sicherzustellen, dass die Gesellschaft mit der göttlichen Ordnung
in Harmonie mitschwingt.“
Abschließend grüßte Benedikt den anwesenden
Patriarchen von Bagdad, Emmanuel III. Delly, und rief zu Frieden und den Schutz der
Christen im Irak auf. Zusammen mit der Internationalen Gemeinschaft müsse, so Benedikt,
„alles, was möglich ist“ für ein friedliches Zusammenleben der Religionen zu garantieren.
In seiner Rede bekräftigte der Prinz Bin Talal die Notwendigkeit eines friedlichen
Dialogs zwischen Muslimen und Christen. Das „positive Beispiel Jordanien“ müsse jedoch
auch in Ländern gelten, in denen Muslimen in der Minderheit seien. Bin Talal:
„Wir
hoffen, dass der einmalige jordanische Geist der Harmonie zwischen den Religionen
den gegenseitigen Respekt der Religionen fördert und der ganzen Welt ein Beispiel
ist. Heiliger Vater, mögen Sie dieses Beispiel auch in Regionen wie Mindanao oder
bestimmte Teile des subsaharischen Afrika tragen, wo muslimische Minderheiten von
christlichen Mehrheiten unterdrückt werden - ebenso wie in andere Weltgegenden, wo
das Gegenteil der Fall ist.“