Papst zu Frieden in Nahost: „Wir sind keine politische Macht“
„Wir sind keine politische
Macht, sondern eine spirituelle.“ Das hat Papst Benedikt XVI. bei einem kurzen Pressegespräch
über den Wolken im Flugzeug nach Amman unterstrichen. Die Journalistenfragen kreisten
um den Beitrag der katholischen Kirche zum Frieden im Heiligen Land, um den Dialog
mit den Juden und den Moslems und um den Exodus der Christen aus der Region. Einzelheiten,
zusammengetragen von Gudrun Sailer:
Das Heilige Land – heilig für drei Weltreligionen,
dennoch Konfliktherd Nummer eins auf der Welt. Was kann der Papst zum Frieden dort
beitragen, wollten Journalisten auf dem Flug nach Amman wissen:
„Natürlich
möchte ich zum Frieden beitragen, nicht als Individuum, sondern im Namen der katholischen
Kirche und des Heiligen Stuhls. Wir sind kein politische Macht, sondern eine spirituelle
Kraft. Diese spirituelle Kraft kann die Fortschritte im Friedensprozess begünstigen.“
Zum
einen gehe es da um Gebet: Wenn Millionen von Gläubigen beten, geht davon eine Kraft
aus, „die beeinflusst“, so der Papst. Außerdem versuche die Kirche, zur Gewissensbildung
beizutragen, sodass Einzelinteressen in den Hintergrund treten vor den wahren Werten.
Drittens appelliere die Kirche an die Vernunft.
„Eben weil wir keine politische
Partei sind, können wir vielleicht, auch im Licht des Glaubens, die wahren Kriterien
besser sehen, die zum Frieden beitragen. Und wir können auch die wahrhaft vernünftigen
Positionen unterstützen – das haben wir bereits getan und wollen es auch in Zukunft
tun.“
Zum Dialog mit dem Judentum äußerte Papst Benedikt Hoffnung für die
Zukunft - auch wenn es in der Vergangenheit immer wieder zu Missverständnissen gekommen
sei. Man habe dieselben Wurzeln,
„aber klarerweise, nach 2000 Jahren der
getrennten Geschichte, braucht man sich nicht zu wundern, wenn es Missverständnisse
gibt. Denn es haben sich verschiedene Traditionen der Interpretation, der Sprache,
des Denkens herausgebildet. Es ist ein anderer semantischer Kosmos, in dem dieselben
Wörter auf beiden Seiten verschiedene Bedeutungen haben. Wir müssen alles tun, um
vom anderen zu lernen. Wir haben heute die Möglichkeit, dass die Jugendlichen, die
zukünftigen Lehrenden der Theologie, in Jerusalem an der Hebräischen Universität studieren
können, und die Juden haben ihrerseits akademische Kontakte mit uns. So trifft ein
semantischer Kosmos auf den anderen, wir lernen voneinander und gehen gemeinsam auf
dem Weg des Dialogs. Ich bin sicher, dass wir Fortschritte machen, das wird auch dem
Frieden und der gegenseitigen Liebe helfen.“
Weiter stelle Papst Benedikt
einen gemeinsamen Aufruf an die drei monotheistischen Religionen in Aussicht - dazu
gebe es im Heiligen Land bestimmt Gelegenheit.
„Auch der Islam ist entstanden
in einem Ambiente, in dem es sowohl das Judentum als auch verschiedene Zweige des
Christentums gab. Diese Umstände spiegeln sich in der Tradition des Korans. Wir haben
den gemeinsamen Ursprung des Glaubens an den einen Gott. Der ,Trialog’ zwischen Juden,
Moslems und Christen muss weitergehen, ist wichtig für den Frieden und um gut zu leben,
jeder einzelne in seiner Religion.“
Befragt nach dem Exodus der Christen
aus dem Heiligen Land, sagte Papst Benedikt, er wolle die Gläubigen im ganzen Nahen
Osten ermutigen, in ihrer Heimat zu bleiben. Sie seien ein wichtiges kulturelles Element
in ihren Ländern. Konkret unterhalte die katholische Kirche im Heiligen Land besonders
Spitäler und Schulen.
„Unsere Schulen bilden eine Generation heran, die
die Möglichkeit haben wird, im öffentlichen Leben präsent zu sein. Wir schaffen auch
eine katholische Universität von Jordanien, das scheint mir eine große Perspektive,
wo sowohl junge Moslems als auch Christen studieren werden. Diese christliche Elite
wird besonders am Frieden arbeiten. Auf diese Weise gibt es eine Öffnung zur Zukunft.“