Die Menschen im Heiligen
Land haben hohe Erwartungen an den bevorstehenden Papstbesuch – besonders, was seine
Botschaft betrifft. Das sagte der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio
Franco, einen Tag vor dem Abflug des Kirchenoberhauptes Richtung Nahost. Franco ist
gleichzeitig Apostolischer Delegat in Palästina und Jerusalem.
„Natürlich
hat Papst Benedikt nicht dieselbe Herangehensweise wie Johannes Paul II. Aber klarerweise
werden die Worte des Papstes mit Spannung erwartet. Man hofft inständig, dass er mit
seiner Botschaft etwas reaktivieren kann, nämlich den Einsatz für die Suche nach Lösungen
in dieser verfahrener Situation, in der das Heilige Land sich seit nunmehr Jahrzehnten
befindet.“
Abgesehen von einigen wenigen Quertreibereien in der lokalen
Presse ist das Klima in Bezug auf den Papstbesuch gut, bestätigt der Nuntius in Israel.
Obwohl der Papst als Pilger komme, werde sein Wort wohl auch politisches Gewicht haben.
„Ich würde hier unterscheiden zwischen politischer Botschaft einerseits
und Instrumentalisierung der Botschaft für politische Zwecke andererseits. Auch eine
religiöse Botschaft, die eingeht auf eine soziale Wirklichkeit, ist auf gewisse Weise
politisch. Ich habe freilich hier versucht, jede Wunschvorstellung abzuwenden, man
könne den Heiligen Vater für gewisse Zwecke nutzen. Auch wenn es sich um Zwecke handelt,
die die eine Seite als hochherzig empfindet – die andere Seite könnte darunter leiden.
Ich hoffe, dass diese meine Botschaft verstanden wurde. Mir scheint, die Presse hat
sie verstanden.“
Eine der meisterwarteten Etappen der Papstvisite auf israelischem
Boden ist der Besuch bei der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Erzbischof Franco
selbst hatte sich vor rund drei Jahren geweigert, das angeschlossene Museum zu besuchen.
Dort hält eine Bildunterschrift dem Weltkriegspapst Pius XII. „Schweigen“ zum Holocaust
vor. Papst Benedikt wird – wie schon Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000 – die
Gedenkstätte besuchen, nicht aber das Museum. Welche Bedeutung diese Geste hat, wollten
wir von Erzbischof Franco wissen:
„Diese Frage stellen mir alle! Sehen Sie,
der Besuch ist dazu gedacht, die Opfer des Holocaust zu ehren und für sie zu beten.
Man kann ihn nicht leugnen, den Holocaust, dieses Desaster, in dem Europa versank.
Er ist eine historische Realität, der uns zum Nachdenken mahnen muss.“
Der
Besuch Papst Benedikts in Yad Vashem soll aber auch in die Zukunft weisen, wünscht
sich der Nuntius: „Sie wissen, wir versuchen Brücken zu bauen,
um uns zu treffen, gemeinsam nachzudenken und gemeinsam zu lesen, was es an Dokumentation
über den II. Weltkrieg gibt. Längst sind wir in einer Phase der historisch-kritischen
Forschung. Emotionen sind immer noch lebendig, wenngleich die Zeit voranschreitet.
Die Begegnung, das gemeinsame Nachdenken hilft uns, negative Einstellungen im Hintergrund
zu überwinden, an deren Basis Misstrauen und die Angst des einen vor dem anderen stehen.
Hier braucht es Geduld. Aber ich bin zuversichtlich: Diese Arbeit wird Früchte tragen.
Wir schaffen eine neue Mentalität, die uns in die Zukunft blicken lässt.“ (rv
07.05.2009 gs)