2009-05-07 13:56:42

Nuntius im Heiligen Land: "Hohe Erwartungen"


RealAudioMP3 Die Menschen im Heiligen Land haben hohe Erwartungen an den bevorstehenden Papstbesuch – besonders, was seine Botschaft betrifft. Das sagte der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, einen Tag vor dem Abflug des Kirchenoberhauptes Richtung Nahost. Franco ist gleichzeitig Apostolischer Delegat in Palästina und Jerusalem.

„Natürlich hat Papst Benedikt nicht dieselbe Herangehensweise wie Johannes Paul II. Aber klarerweise werden die Worte des Papstes mit Spannung erwartet. Man hofft inständig, dass er mit seiner Botschaft etwas reaktivieren kann, nämlich den Einsatz für die Suche nach Lösungen in dieser verfahrener Situation, in der das Heilige Land sich seit nunmehr Jahrzehnten befindet.“

Abgesehen von einigen wenigen Quertreibereien in der lokalen Presse ist das Klima in Bezug auf den Papstbesuch gut, bestätigt der Nuntius in Israel. Obwohl der Papst als Pilger komme, werde sein Wort wohl auch politisches Gewicht haben.

„Ich würde hier unterscheiden zwischen politischer Botschaft einerseits und Instrumentalisierung der Botschaft für politische Zwecke andererseits. Auch eine religiöse Botschaft, die eingeht auf eine soziale Wirklichkeit, ist auf gewisse Weise politisch. Ich habe freilich hier versucht, jede Wunschvorstellung abzuwenden, man könne den Heiligen Vater für gewisse Zwecke nutzen. Auch wenn es sich um Zwecke handelt, die die eine Seite als hochherzig empfindet – die andere Seite könnte darunter leiden. Ich hoffe, dass diese meine Botschaft verstanden wurde. Mir scheint, die Presse hat sie verstanden.“

Eine der meisterwarteten Etappen der Papstvisite auf israelischem Boden ist der Besuch bei der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Erzbischof Franco selbst hatte sich vor rund drei Jahren geweigert, das angeschlossene Museum zu besuchen. Dort hält eine Bildunterschrift dem Weltkriegspapst Pius XII. „Schweigen“ zum Holocaust vor. Papst Benedikt wird – wie schon Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000 – die Gedenkstätte besuchen, nicht aber das Museum. Welche Bedeutung diese Geste hat, wollten wir von Erzbischof Franco wissen:

„Diese Frage stellen mir alle! Sehen Sie, der Besuch ist dazu gedacht, die Opfer des Holocaust zu ehren und für sie zu beten. Man kann ihn nicht leugnen, den Holocaust, dieses Desaster, in dem Europa versank. Er ist eine historische Realität, der uns zum Nachdenken mahnen muss.“

 
Der Besuch Papst Benedikts in Yad Vashem soll aber auch in die Zukunft weisen, wünscht sich der Nuntius:
 
„Sie wissen, wir versuchen Brücken zu bauen, um uns zu treffen, gemeinsam nachzudenken und gemeinsam zu lesen, was es an Dokumentation über den II. Weltkrieg gibt. Längst sind wir in einer Phase der historisch-kritischen Forschung. Emotionen sind immer noch lebendig, wenngleich die Zeit voranschreitet. Die Begegnung, das gemeinsame Nachdenken hilft uns, negative Einstellungen im Hintergrund zu überwinden, an deren Basis Misstrauen und die Angst des einen vor dem anderen stehen. Hier braucht es Geduld. Aber ich bin zuversichtlich: Diese Arbeit wird Früchte tragen. Wir schaffen eine neue Mentalität, die uns in die Zukunft blicken lässt.“
(rv 07.05.2009 gs)








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