Jordanien vor dem Papstbesuch: „Kirchen kommen zusammen“
An diesem Freitag
reist Benedikt XVI. ins Heilige Land. Es ist der dritte Papst der Neuzeit, der die
Region besucht und sein Aufenthalt wird seit Monaten minutiös geplant und in allen
Einzelheiten vorbereitet. Das Oberhaupt der katholischen Kirche wird Juden, Moslems
und Christen verschiedener Konfessionen begegnen und neben Jerusalem symbolträchtige
Orte wie die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Nazareth und Bethlehem besuchen. Erste
Station auf der von Papst Benedikt XVI. seit langem gewünschten Reise ist jedoch die
jordanische Hauptstadt Amman. Von den Erwartungen und Hoffnungen der Menschen dort
hören und lesen Sie in diesem Beitrag von Birgit Pottler. (rv)
An diesem Freitag
reist Benedikt XVI. ins Heilige Land. Erste Station auf der von Papst Benedikt XVI.
seit langem gewünschten Reise ist Jordanien. In Amman wird der Papst unter anderem
die Al-Hussein-Bin-Talal Moschee besuchen und zu islamischen Geistlichen und Gelehrten
sowie Vertretern des Diplomatischen Korps sprechen.
Gegenüber Radio Vatikan
sagte die Botschafterin Jordaniens beim Heiligen Stuhl, Dina Kawar: „Das wichtigste
an diesem Besuch ist der Beitrag zum interreligiösen Dialog, der hier seit sehr langer
Zeit im Gang ist. Diesem Thema messen die Menschen in Jordanien große Bedeutung bei,
deshalb ist der Papstbesuch wichtig. Sie wollen die Beziehung zur westlichen Welt
fortsetzen und ebenso die Beziehung zu den religiösen Gemeinschaften. In Jordanien
gibt es eine christliche Gemeinschaft, die ökumenisch eingebunden ist und hier ihren
Platz hat. Der Besuch Benedikts XVI. unterstreicht und festigt diesen Dialog zwischen
Moslems und Christen und der katholischen Kirche.“
Das Kirchenoberhaupt
wird am Freitagnachmittag in Amman erwartet. Mit welchen Gefühlen die Jordanier den
deutschen Papst willkommen heißen, erzählt Adelheid Durk. Sie lebt seit 27 Jahren
in der Region und arbeitete für die Caritas zunächst im Irak und seit 17 Jahren nun
in Jordanien. „Mit der Zeit haben die Jordanier begonnen, sich zu freuen. Anfangs
waren sie vielleicht eher reserviert, auch weil der Papst nicht so bekannt ist. In
der Zwischenzeit gibt es in Radio und Fernsehen täglich eine Sendung über den Papstbesuch.
Auch in den Kirchen wird viel darüber gesprochen und die Bevölkerung ermuntert, am
Sonntag ins Stadion zu kommen. Jetzt sind die Jordanier im Grunde vom Papstbesuch
ziemlich begeistert.“
Welche Hoffnungen setzen die knapp zwei Prozent Christen
unter den mehrheitlich sunnitischen fünfeinhalb Millionen Einwohnern in den Papstbesuch?
Adelheid Durk: „Für sie ist das Selbstbewusstsein der Christen sehr wichtig,
zu sehen, dass das Oberhaupt der Weltkirche zu ihnen kommt und das Volk sagt, wir
sind Christen. Für sie ist das sehr wichtig, dass sie sehen, dass jemand an sie denkt,
dass die ganze Welt auf sie schaut und dass die Welt erfährt, dass es im Nahen und
Mittleren Osten viele Christen gibt, auch in Jordanien. Auch für das soziale Leben
ist das Ereignis sicher wichtig: Wenn jemand nach dem Papstbesuch künftig sagt, ,Ich
bin Christ’, dann wird die Reaktion anders sein. Christen sind nicht eine unbemerkte
Minderheit, sondern eine Realität im Land.“
Benedikt stattet dem Königspaar
einen Höflichkeitsbesuch ab, besucht ein Kranken- und Behindertenzentrum, gedenkt
auf dem Berg Nebo des Moses und des ihm gemachten Versprechens des Gelobten Lands,
segnet den Grundstein für eine katholische Universität im altestamentlichen Medeba
unweit von Amman und besucht Betanien, neutestamentlicher Tauf-Ort am Jordan. Großereignis
des päpstlichen Aufenthalts in Jordanien ist die Messfeier am Sonntag im Stadion der
Hauptstadt.
Der Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts sei für alle christlichen
Konfessionen von Bedeutung, meint die Caritasmitarbeiterin. „Ich glaube, dass
langsam alle Kirchen ein wenig zusammen kommen. Ich kenne deutsche evangelische Frauen,
die sehr begeistert sind, zur Papstmesse kommen wollen und mich um Eintrittskarten
gebeten haben. Das ist nicht selbstverständlich, aber sie wollen das erleben.“
Am
Montag reist Benedikt XVI. weiter nach Tel Aviv und besucht in den folgenden Tagen
Jerusalem, Bethlehem und Nazareth. Radio Vatikan überträgt die wichtigsten Stationen
der Reise live und mit deutschem Kommentar. In unseren Magazinsendungen und auf unserer
Homepage können sie den Papst nahezu Schritt für Schritt begleiten.