Die Menschenrechte
haben göttlichen Ursprung. Daran hat Papst Benedikt XVI. an diesem Montag erinnert.
Zwar seien die Menschenrechte im strengen Sinn keine „Glaubenswahrheiten“, doch könne
man sie in der Botschaft Christi entdecken, so Papst Benedikt vor den Angehörigen
der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften. „Menschenrechte sind letztlich
in einer Teilhabe Gottes verwurzelt, der jede menschliche Person mit Intelligenz und
Freiheit ausstattete. Wenn diese solide ethische und politische Basis ignoriert wird,
bleiben die Menschenrechte zerbrechlich, da sie von ihrem soliden Fundament getrennt
werden.“ Deshalb begleite die Kirche, wenn sie sich für die Menschenrechte
einsetze, ihr Handeln mit rationaler Reflexion, so Papst Benedikt. Auf diese Art können
die Menschenrechte allen Personen guten Willens vorgelegt werden, unabhängig von jeder
religiösen Zugehörigkeit. „Dennoch muss die menschliche Vernunft eine beständige
Reinigung durch den Glauben durchlaufen, denn zum einen schwebt sie immer in Gefahr
einer gewissen ethischen Blindheit, die auf ungeordnete Leidenschaften und Sünde zurückgeht.
Zum anderen muss jede Generation und jedes Individuum sich die Menschenrechte neu
zu Eigen machen. Auch ist menschliche Freiheit immer fragil, sodass der Mensch auf
unbedingte Hoffnung und Liebe angewiesen ist, die nur in Gott gefunden werden kann
und die zu einer Teilhabe in der Gerechtigkeit und Großzügigkeit Gottes gegenüber
anderen führt.“ Erst in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts habe die internationale
Gemeinschaft ein neues Rechtssystem angenommen, das auf die Menschenrechte gründe,
sagte der Papst vor den Sozialwissenschaftlern. Damit seien Menschenrechte zum Bezugspunkt
eines gemeinsamen universellen Ethos geworden. Der Papst ging auch auf den Widerspruch
zwischen der „Zuteilung“ von Rechten und dem „Zugang“ zu ihnen ein. So sei es für
Christen eine „schamvolle Tragödie“, dass ein Fünftel der Weltbevölkerung Hunger leide.
Hier sei eine Zusammenarbeit aller internationalen Kräfte gefragt, so der Papst. Die
wirksamsten Strategien für die Beseitigung sozialer Ungleichheiten und für die Weltsicherheit
sei die Förderung von Solidarität und Subsidiarität mit den Schwächsten Regionen und
Völkern des Planeten. Die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften tagt eben
in Vollversammlung im Vatikan. Die Wissenschaftler sprechen besonders über Rechte,
„die aktuell bedroht werden, wie etwa das Recht auf Leben und das Recht, eine Familie
zu gründen, sowie das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit“, sagte Mary Ann
Glendon, die Präsidentin der Akademie. - Glendon hat vergangene Woche eine wichtige
Ehrung der katholischen US-Universität Notre Dame ausgeschlagen. Sie protestierte
damit gegen eine Einladung der Universität an US-Präsident Barack Obama als Festredner,
dessen Standpunkt in der Abtreibungsfrage sie kritisierte. Glendon hatte ihr Land
als Botschafterin beim Heiligen Stuhl vertreten, als George W. Bush US-Präsident war
und mit seinem Feldzug im Irak beim Heiligen Stuhl auf Kritik stieß. Als Botschafterin
ließ Glendon ihre Präsidentschaft bei der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften
ruhen. Sie kehrte erst jüngst in dieses Amt zurück. (rv 04.05.2009 gs)