Papst an Neupriester: „Klerus darf nicht verweltlichen“
Benedikt XVI. hat
am Sonntag 19 Diakone des Bistums Rom zu Priestern geweiht. Bei einer feierlichen
Messe im Petersdom legte er 13 Italienern sowie je einem Kandidaten aus Nigeria, Kroatien,
Chile, Tschechien, Südkorea und Haiti vor ihren Angehörigen und zahlreichen Gläubigen
die Hände auf. „Priester der katholischen Kirche zu werden, bedeutet an der Selbsthingabe
Christi teilzuhaben“, gab Benedikt den frisch ordinierten Priestern mit auf den Weg.
Ausgehend von einem Vers aus der Apostelgeschichte erläuterte der Papst die Bedeutung
des Priesteramtes in der Kirche. Die Identität des Priesters, so Benedikt, sei
in der Identität Christi begründet:
„‚Er, Jesus, ist der Stein, der von
euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist… Denn es ist uns
Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden
sollen.‛“ (Apg. 4, 11-12) Was in diesem Auszug aus der Apostelgeschichte auffällt
und zum Nachdenken anregt ist die einzigartige „Homonymie“, also die symbolische „Gleichlautigkeit“,
zwischen Jesus und Petrus. Petrus, dessen Name „Fels“ bedeutet und der diesen von
Jesus selbst erhalten hat, bezeichnet hier Jesus als „Felsen“. Tatsächlich ist Jesus
der einzig wahre Fels. Kein anderer Name als seiner erlöst uns. Der Apostel und damit
auch der Priester erhält seinen Namen beziehungsweise seine Identität von Christus.
Alles was er tut, tut er in Chisti Namen. Sein „Ich“ steht in vollkommener Wechselseitigkeit
zum „Ich“ Jesu. Denn allein im Namen Christi und nicht in seinem eigenen Namen kann
der Apostel seinen Brüdern Genesung spenden und den Kranken dabei helfen, aufzustehen
und wieder zu gehen.“
Weiter verwies Benedikt die neuen Priester auf ihre
Verpflichtungen für die Kirche. So wie der Apostel Petrus nehme auch der Priester
das Kreuz auf sich und trage dadurch zum Bau der Kirche bei. Dabei erwarte die Jünger
das Schicksal ihres Lehrers. So wie Jesus, werde auch der Priester bei der Ausübung
seines Amts erfahren, dass die Welt Gott oft gleichgültig und ablehnend gegenüberstehe.
„Jesus
selbst hat erfahren, dass die Welt sich gegenüber dem Antlitz Gott verweigert, Unverständnis
und Gleichgültigkeit zeigt. Und Jesus hat seinen Jüngern dieses Zeugnis überliefert:
‚Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die
Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.‛ (Joh.
17, 26) Daher erfährt der Schüler – und vor allem der Apostel – auch dieselbe Freude
wie Jesus, nämlich den Namen und das Antlitz Gottes zu kennen. Zugleich teilt er aber
auch dasselbe Leid, wenn er sieht, dass Gott nicht anerkannt und seine Liebe nicht
erwidert wird.“
Benedikt warnte die 19 Neupriester vor
Bedrohungen durch die „Welt“. Sie müssten darauf gefasst sein, dass sie die Christen
und die Verkünder des Glaubens nicht verstehe. Das liege teils daran, dass die „Welt“
Gott nicht kenne und nicht kennen lernen wolle, weil sie das „in eine Krise stürzen
würde“, so der Papst.
„Hier muss man sich einer Tatsache bewusst sein, und
zwar, dass diese „Welt“, wie sie das Evangelum interpretiert, auch die Kirche gefährdet
und ihre Mitglieder und Amtsträger ansteckt. Die „Welt“ ist hier als Mentalität zu
verstehen, eine Art zu denken und zu leben, die auch die Kirche verunreinigen kann
und auch tatsächlich verunreinigt. Daher ist eine ständige Wachsamkeit und Reinigung
gefragt. Solange Gott sich nicht vollkommen offenbart hat, sind auch seine Kinder
ihm noch nicht vollkommen gleich. (s. 1 Joh. 3,2) Wir sind „in“ der Welt und daher
laufen wir Gefahr auch „von“ der Welt zu sein. Aus diesem Grund hat Jesus beim letzten
Abendmahl nicht für die Welt, sondern für seine Jünger gebetet, dass der Vater sie
vor dem Bösen bewahre und sie frei und anders seien als die Welt in der sie lebten.“
Priester
zu werden bedeute die Selbsthingabe an Christus durch die Priesterweihe, führte der
Papst den neu ordinierten Seelsorgern weiter vor Augen.
Jesus hat sein
Leben für alle hingegeben, aber in besonderer Weise hat er sich für die geopfert,
die der Vater in seine Nachfolge gestellt hat, damit sie in der Wahrheit, das heißt
in Christus selbst, geheiligt werden und in seinem Namen reden und handeln, damit
sie ihn vertreten und seine erlösende Gesten fortsetzen: Das Brot des Lebens brechen
und Sünden erlassen. So hat der Gute Hirte sein Leben allen Schafen hingegeben, aber
er hat es jenen auf spezielle Weise geschenkt, die er selbst mit Vorliebe und Zuneigung
berufen hat, ihm in seinem pastoralen Dienst zu folgen.“
Nachdrücklich
rief Benedikt XVI. die Priester zum Gebet auf. Daraus beziehe der Geistliche seine
ständige Verbundenheit mit Gott, und daraus ergebe sich auch die Wirksamkeit für seinen
Dienst. Dabei sollten die Priester aus dem reichhaltigen Schatz katholischer Gebetsformen
schöpfen, von der Mess- und Eucharistiefeier über die Eucharistische Anbetung bis
hin zur „lectio divina“, der Meditation und dem Rosenkranzgebet.
Alle diese
Gebetsformen, in deren Zentrum die Eucharistie steht, bewirken, dass sich im Leben
des Priesters das Jesuswort realisiert: ‚Ich bin der gute Hirt; ich kenne die
Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne;
und ich gebe mein Leben hin für die Schafe‛ (Joh. 10, 14-15).
Der Papstpredigt
folgte traditionell das Gehorsamsversprechen der neuen Priesterkandidaten und die
Herabrufung des Heiligen Geistes in der Litanei. Darauf folgte die Handauflegung durch
den Papst und das Weihegebet. Nach der Weihe wurden den Neupriestern, die zunächst
nur in weiße Alben mit goldgelben Stolen gekleidet waren, die priesterlichen Gewänder
angelegt und schließlich ein Kelch sowie eine Hostienschale überreicht. Derart gewappnet
wurden sie zum Dienst in die Diözese Rom mit ihren 2,5 Millionen Katholiken und 334
Pfarreien entlassen.