2009-05-03 13:32:05

Papst an Neupriester: „Klerus darf nicht verweltlichen“


RealAudioMP3 Benedikt XVI. hat am Sonntag 19 Diakone des Bistums Rom zu Priestern geweiht. Bei einer feierlichen Messe im Petersdom legte er 13 Italienern sowie je einem Kandidaten aus Nigeria, Kroatien, Chile, Tschechien, Südkorea und Haiti vor ihren Angehörigen und zahlreichen Gläubigen die Hände auf. „Priester der katholischen Kirche zu werden, bedeutet an der Selbsthingabe Christi teilzuhaben“, gab Benedikt den frisch ordinierten Priestern mit auf den Weg. Ausgehend von einem Vers aus der Apostelgeschichte erläuterte der Papst die Bedeutung des Priesteramtes in der Kirche.
Die Identität des Priesters, so Benedikt, sei in der Identität Christi begründet:

„‚Er, Jesus, ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist… Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.‛“ (Apg. 4, 11-12) Was in diesem Auszug aus der Apostelgeschichte auffällt und zum Nachdenken anregt ist die einzigartige „Homonymie“, also die symbolische „Gleichlautigkeit“, zwischen Jesus und Petrus. Petrus, dessen Name „Fels“ bedeutet und der diesen von Jesus selbst erhalten hat, bezeichnet hier Jesus als „Felsen“. Tatsächlich ist Jesus der einzig wahre Fels. Kein anderer Name als seiner erlöst uns. Der Apostel und damit auch der Priester erhält seinen Namen beziehungsweise seine Identität von Christus. Alles was er tut, tut er in Chisti Namen. Sein „Ich“ steht in vollkommener Wechselseitigkeit zum „Ich“ Jesu. Denn allein im Namen Christi und nicht in seinem eigenen Namen kann der Apostel seinen Brüdern Genesung spenden und den Kranken dabei helfen, aufzustehen und wieder zu gehen.“

Weiter verwies Benedikt die neuen Priester auf ihre Verpflichtungen für die Kirche. So wie der Apostel Petrus nehme auch der Priester das Kreuz auf sich und trage dadurch zum Bau der Kirche bei. Dabei erwarte die Jünger das Schicksal ihres Lehrers. So wie Jesus, werde auch der Priester bei der Ausübung seines Amts erfahren, dass die Welt Gott oft gleichgültig und ablehnend gegenüberstehe.

„Jesus selbst hat erfahren, dass die Welt sich gegenüber dem Antlitz Gott verweigert, Unverständnis und Gleichgültigkeit zeigt. Und Jesus hat seinen Jüngern dieses Zeugnis überliefert: ‚Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.‛ (Joh. 17, 26) Daher erfährt der Schüler – und vor allem der Apostel – auch dieselbe Freude wie Jesus, nämlich den Namen und das Antlitz Gottes zu kennen. Zugleich teilt er aber auch dasselbe Leid, wenn er sieht, dass Gott nicht anerkannt und seine Liebe nicht erwidert wird.“

 
Benedikt warnte die 19 Neupriester vor Bedrohungen durch die „Welt“. Sie müssten darauf gefasst sein, dass sie die Christen und die Verkünder des Glaubens nicht verstehe. Das liege teils daran, dass die „Welt“ Gott nicht kenne und nicht kennen lernen wolle, weil sie das „in eine Krise stürzen würde“, so der Papst.

„Hier muss man sich einer Tatsache bewusst sein, und zwar, dass diese „Welt“, wie sie das Evangelum interpretiert, auch die Kirche gefährdet und ihre Mitglieder und Amtsträger ansteckt. Die „Welt“ ist hier als Mentalität zu verstehen, eine Art zu denken und zu leben, die auch die Kirche verunreinigen kann und auch tatsächlich verunreinigt. Daher ist eine ständige Wachsamkeit und Reinigung gefragt. Solange Gott sich nicht vollkommen offenbart hat, sind auch seine Kinder ihm noch nicht vollkommen gleich. (s. 1 Joh. 3,2) Wir sind „in“ der Welt und daher laufen wir Gefahr auch „von“ der Welt zu sein. Aus diesem Grund hat Jesus beim letzten Abendmahl nicht für die Welt, sondern für seine Jünger gebetet, dass der Vater sie vor dem Bösen bewahre und sie frei und anders seien als die Welt in der sie lebten.“

Priester zu werden bedeute die Selbsthingabe an Christus durch die Priesterweihe, führte der Papst den neu ordinierten Seelsorgern weiter vor Augen.

Jesus hat sein Leben für alle hingegeben, aber in besonderer Weise hat er sich für die geopfert, die der Vater in seine Nachfolge gestellt hat, damit sie in der Wahrheit, das heißt in Christus selbst, geheiligt werden und in seinem Namen reden und handeln, damit sie ihn vertreten und seine erlösende Gesten fortsetzen: Das Brot des Lebens brechen und Sünden erlassen. So hat der Gute Hirte sein Leben allen Schafen hingegeben, aber er hat es jenen auf spezielle Weise geschenkt, die er selbst mit Vorliebe und Zuneigung berufen hat, ihm in seinem pastoralen Dienst zu folgen.“

Nachdrücklich rief Benedikt XVI. die Priester zum Gebet auf. Daraus beziehe der Geistliche seine ständige Verbundenheit mit Gott, und daraus ergebe sich auch die Wirksamkeit für seinen Dienst. Dabei sollten die Priester aus dem reichhaltigen Schatz katholischer Gebetsformen schöpfen, von der Mess- und Eucharistiefeier über die Eucharistische Anbetung bis hin zur „lectio divina“, der Meditation und dem Rosenkranzgebet.

Alle diese Gebetsformen, in deren Zentrum die Eucharistie steht, bewirken, dass sich im Leben des Priesters das Jesuswort realisiert: ‚Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe‛ (Joh. 10, 14-15).

Der Papstpredigt folgte traditionell das Gehorsamsversprechen der neuen Priesterkandidaten und die Herabrufung des Heiligen Geistes in der Litanei. Darauf folgte die Handauflegung durch den Papst und das Weihegebet. Nach der Weihe wurden den Neupriestern, die zunächst nur in weiße Alben mit goldgelben Stolen gekleidet waren, die priesterlichen Gewänder angelegt und schließlich ein Kelch sowie eine Hostienschale überreicht. Derart gewappnet wurden sie zum Dienst in die Diözese Rom mit ihren 2,5 Millionen Katholiken und 334 Pfarreien entlassen.

(rv/kna 03.05.2009 ad)








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