Zwischen der Deutschen
Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) herrscht Streit.
Dabei geht es um die Nachfolge von ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer. Der einzige Kandidat
für das Amt ist Hessens Bildungsstaatsekretär Heinz-Wilhelm Brockmann. Doch der CDU-Politiker
erhielt bei der Sitzung des Ständigen Rates der Bischöfe in Würzburg nicht die erforderliche
Zwei-Drittel-Mehrheit. Eine Begründung für die Ablehnung wurde nicht mitgeteilt. Das
ZdK-Präsidium informierte am Mittwoch in einem Brief seine Mitglieder und plädierte
für eine Verschiebung der Wahlen. Danach soll das Votum nicht auf der Vollversammlung
am 8. Mai in Berlin stattfinden, sondern erst im Herbst. ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius
sagt, für das Geschehen gebe es keinen Präzedenzfall.
In seinem Brief äußert
das Präsidium des katholischen Laien-Verbunds „Unverständnis“ und „Betroffenheit“
über die Haltung der Bischöfe. Es spricht Brockmann „seine volle Solidarität“ aus.
Auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagt, er „bedauere sehr“, dass die Kandidatur
Brockmanns abgelehnt werde. Er halte den aus Osnabrück stammenden Bildungsexperten
für das Amt für „gut geeignet“. Brockmann habe sich jahrelang im Bistum engagiert
und „mit großem Einsatz“ den Katholikentag 2008 in der Stadt vorbereitet, so Bodes
Sprecher.
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) äußert heftige
Kritik an den Bischöfen. Er sei „fassungslos“, sagt der BDKJ-Vorsitzende Dirk Tänzler.
Ihm sei die Abstimmung um so unverständlicher, als Bischöfe und ZdK-Vertreter gerade
vertrauensvoll in Würzburg über die Zukunft der Kirche in Deutschland beraten hätten.
Tänzler ist gegen eine Verschiebung der Wahl: Das sei vorauseilender Gehorsam. Die
katholischen Laien hätten das Recht, einen Präsidenten nach ihren Vorstellungen zu
wählen. Dass die Zustimmung der Bischöfe bisher vorab eingeholt worden sei, habe ausschließlich
pragmatische Gründe. Auch das Kolpingwerk äußert sich kritisch: Der Beschluß der Bischöfe
sei „der bisher bewährten Zusammenarbeit zwischen Laien und kirchlichem Amt nicht
dienlich“. Darüber hinaus sei „das Bild, das die Bischofskonferenz mit so einer Entscheidung
abgibt, auch nicht geeignet, das Ansehen von Kirche in der Öffentlichkeit zu stärken“.
Gegen
den 61-jährigen Brockmann soll es unter anderem deshalb bischöfliche Vorbehalte geben,
weil er zu den Mitbegründern des Schwangerenberatungs-Vereins „Donum Vitae“ gehörte.
Das schreibt die Katholische Nachrichtenagentur. Der Verein war gegründet worden,
nachdem die Bischöfe beschlossen hatten, dass in den kirchlichen Beratungsstellen
keine für eine straffreie Abtreibung erforderlichen Bescheinigungen über die Beratung
ausgestellt werden dürfen. Doch die „Frankfurter Allgemeine“ widerspricht der Agentur-Einschätzung:
„Donum Vitae“ spiele für die Ablehnung Brockmanns keine Rolle. Schließlich habe dieser
„in dem Moment alle leitenden Funktionen bei Donum Vitae aufgegeben, als die Bischöfe
solches von allen Katholiken in repräsentativen Funktionen verlangten“. Die Bischöfe
kritisierten an dem Kandidaten vielmehr einen Mangel an „politischem Gewicht und kirchenpolitischem
Gespür“.
Die Bestätigung eines gewählten ZdK-Präsidenten durch die Bischofskonferenz
ist laut Satzung erforderlich. Die Amtszeit Meyers endet erst mit der Neuwahl eines
Nachfolgers. Ob Brockmann seine Kandidatur aufrecht erhält, war vorerst nicht zu erfahren.