Weizsäcker kritisiert Wowereit-Äußerungen zu „Pro Reli“
Im Streit um den Volksentscheid
zum Religionsunterricht an Berliner Schulen hat sich Ex-Bundespräsident Richard von
Weizsäcker zu Wort gemeldet. In dem Abstimmungskampf sei es um „tiefe menschliche
Überzeugungen“ gegangen, sagte Weizsäcker im Interview mit der Bild-Zeitung. Daher
hätten sich die streitenden Parteien, so Weizsäcker wörtlich, „manchmal am Rande der
Redlichkeit bewegt“. Offene Kritik übte Weizsäcker am regierenden Berliner Bürgermeister
Klaus Wowereit. Der SPD-Politiker habe seine Aufgabe vernachlässigt, „die Leute zusammenzuführen“.
Wowereit habe das Scheitern von „Pro Reli“ als „eine Ohrfeige für die andere Seite“
bezeichnet und die 350.000 Berliner, die für „Pro Reli“ gestimmt hatten, „eine zu
vernachlässigende Randgruppe“ genannt. Von einem Bürgermeister sei aber zu erwarten,
so Weizsäcker, „dass er Brücken baut, anstatt Risse vertieft“. Weizsäcker war vor
der Wiedervereinigung selbst einmal Regierender Bürgermeister von Berlin.
„Wir
sind gute Verlierer“ - das betonte nach dem Volksentscheid der Pressesprecher der
Erzdiözese Berlin im Interview mit dem Kölner Domradio. „Pro Reli“ sei es erstaunlich
gut gelungen, in einer so großen Stadt wie Berlin ein Thema zu setzen. Eine Ohrfeige
für „Pro Reli“ durch die Gegenseite? Das sieht er anders:
„Ein Rückschlag
ist es nicht. Das, was wir erreicht haben, das, was in Berlin Stand der Dinge ist,
wird auch so bleiben. Zumindest hat die SPD in ihrer Gegenkampagne immer gesagt: ‚Wir
machen beides, Ethik und Religionsunterricht.‘ Das werden wir auch ernst nehmen, da
werden wir die Regierung auch beim Wort nehmen. Man muss sich vielleicht eines nochmal
klar machen. Die SPD, die hier den Regierenden Bürgermeister stellt, hat bei der letzten
Angeordnetenhauswahl etwa 400.000 Stimmen auf sich vereinigen können. „Pro Reli“ ist
es gelungen, mehr als 300.000 Stimmen zu dieser Wahl zu bewegen, zu einem „Ja“ zu
bewegen. Das ist dann in dieser Relation durchaus achtbar.“
Die Initiative
„Pro Reli“ werde sich nicht schmollend in die Ecke zurückziehen, so Förner, sondern
beharrlich weitermachen. „Pro Reli“ bleibe dabei: „Religion ist ein öffentliches Thema.“