Die katholische Kirche
hat fünf neue Heilige. Papst Benedikt XVI. nahm die Zeremonie zur Heiligsprechung
an diesem Sonntag im Rahmen einer Eucharistiefeier auf dem Petersplatz vor. Er erhob
dabei einen seligen Portugiesen und vier selige Italiener– zwei Männer und zwei Frauen
– zur höchsten Ehre der Altäre. Ihr Beispiel sei in Zeiten wirtschaftlicher Krisen,
mangelnder Solidarität und wachsender Ungleichheit besonders aktuell. „Die unterschiedlichen
menschlichen und geistlichen Schicksale dieser neuen Heiligen zeigen uns die tiefe
Erneuerung, die das Geheimnis der Auferstehung Christi in den Herzen der Menschen
bewirkt. Es ist das grundlegende Geheimnis, das die ganze Heilsgeschichte orientiert
und leitet.“ Die mehreren zehntausend Gläubigen vor der Petersbasilika baten
mit der Allerheiligenlitanei um göttlichen Beistand, der Papst sprach auf Latein die
Formel zur Heiligsprechung. Offizielle Delegationen aus mehreren Ländern, 50 Konzelebranten,
die Anwälte und Unterstützer der Heiligsprechungsverfahren, Angehörige und Nachkommen
der neuen Heiligen und Mitglieder der Familien, in denen auf die Fürsprache der fünf
Ordensleute Wunder gewirkt worden waren, nahmen an der gut zweistündigen Zeremonie
teil. Traditionell werden an der Fassade des Petersdoms Teppiche mit den Bildern der
Heiligen enthüllt. Bei trübem Frühlingswetter bewegten sie sich an diesem letzen Aprilsonntag
leicht im Wind und zeigten den portugiesischen General und Karmelitenbruder Nuno de
Santa Maria Alvares Pereira – er ist ein Ahnherr der portugiesischen Braganza-Dynastie,
aus der mütterlicherseits auch die letzte österreichische Kaiserin Zita stammte –
und die vier Ordensleute aus Italien: Arcangelo Tadini (1846-1912), Arbeiterpriester
aus Brescia und Gründer einer italienischen Frauenkongregation; Bernhard Tolomei (1272-1348),
Gründungsabt des italienischen Benediktinerklosters von Monte Oliveto; Gertrude Comensoli
(1847-1903), Mitbegründerin der Sakramentinerinnen von Bergamo und Caterina Volpicelli
(1839-94), sie stammt aus Neapel und formierte die Dienerinnen des Heiligsten Herzens
Jesu. Papst Benedikt würdigte besonders den Einsatz des Arbeiterpriesters Tadini.
Er gründete um 1900 eine Arbeitergesellschaft und ein Heim für Arbeiterinnen. „Wie
prophetisch war die charismatische Intuition von Don Tadini und wie aktuell bleibt
sein Beispiel gerade heute, in einer Zeit großer wirtschaftlicher Krise!“ Tadini
erinnere aber daran, dass „wir den Sauerteig des Evangeliums nur dann, wenn wir
eine dauerhafte und tiefe Beziehung zum Herrn besonders im Sakrament der Eucharistie
haben, in die verschiedenen Arbeitsbereiche und in jede Umgebung unseres Lebens tragen
können“. Auch die Neapolitanerin Caterina Volpicelli wirkte „in einer Zeit
der spirituellen und sozialen Krise“. „Lebendiger Kontakt“ mit Jesus in der Eucharistie
war für sie und die Schwestern ihrer Gemeinschaft die Basis der Arbeit. Ihr Gebetsapostolat
sei ein Beispiel für heute, so der Papst. „Um authentische Erzieherinnen
des Glaubens zu sein, die es anstreben, den neuen Generationen die Werte der christlichen
Kultur zu übermitteln, ist es unerlässlich, wie sie es zu wiederholen pflegte, Gott
aus dem Gefängnis zu befreien, in das ihn die Menschen verbannt haben.“ Stete
Bekehrung sei damals wie heute das Gebot für eine solidarische und gerechte Gesellschaft:
„So ist es möglich, die Basis für eine Gesellschaft zu schaffen, die der Gerechtigkeit
und der Solidarität offen gegenüber steht. So kann das wirtschaftliche und kulturelle
Ungleichgewicht überwunden werden, das weiterhin in großen Teilen unseres Planeten
besteht.“ Nuno Alvares Pereira gibt Zeugnis davon, dass diese Regel in jeder
Epoche gilt. Er leitete im 14. Jahrhundert die Kämpfe zwischen Portugal und Kastilien;
der überwältigende Sieg der Portugiesen in Unterzahl wird gerade dem strategischen
Genie Pereiras zugeschrieben, er selbst schrieb schon bevor er Karmelit wurde, seine
Siege öffentlich der Gottesmutter Maria zu. Benedikt XVI: „Ich fühle mich glücklich,
der ganzen Kirche diesen vorbildlichen Heiligen vorstellen zu können. Er lebte in
Gebet und tiefem Glauben in einer Zeit, die dafür wenig geeignet und offen scheint.
Er zeigte, dass man in jeder Zeit und Umgebung die Prinzipien und Werte christlichen
Lebens umsetzen kann, wenn dieses Leben nur im Dienst der Ehre Gottes und des Gemeinwohles
steht.“ Das Kirchenoberhaupt legte die neuen Heiligen den Pilgern auf dem Petersplatz
besonders ans Herz. In sieben Sprachen grüßte er die Gläubigen. Auf Deutsch sagte
Benedikt XVI.: „Wie diese Heiligen wollen wir uns aufmachen, um Gott näher zu kommen
und so auch den Menschen nahe zu sein. Der Herr segne euch und begleite euch auf allen
Wegen!“ (rv 26.04.2009 bp)