2009-04-24 13:39:22

Sri Lanka: Blutige Gefechte, Flüchtlingschaos


RealAudioMP3 Um den blutigen Bürgerkrieg zu beenden, muss die Regierung Sri Lankas den Dialog mit der tamilischen Bevölkerung suchen. Das sagte gegenüber Radio Vatikan der Asienexperte und Direktor der Nachrichtenagentur Asianews, Pater Bernardo Cervellera. Zehntausende Menschen sind derzeit vor den Gefechten auf der Flucht. Mindestens ebenso viele sind noch im Kampfgebiet an der Nordostküste der Insel eingeschlossen, wo sich die Armee und tamilische Rebellen gegenüberstehen. Experten mutmaßen, es könnte die letzte, entscheidende Schlacht sein. Doch ein Sieg der Regierung über die Rebellen wird den Konflikt allein nicht lösen, sagt Pater Cervellera:

Seitdem Mahinda Rajapaksa Präsident von Sri Lanka ist, hat er gesagt, dass er das Problem mit den Tamilrebellen ein für alle Mal klären will. Fakt ist, dass er es mit diesem erbarmungslosen Krieg zu lösen versucht. Sicher - wahrscheinlich kann er die Situation auf diese Weise politisch lösen. Aber wenn der Staat keine Wege findet, die tamilische Minderheit in die Gesellschaft Sri Lankas zu integrieren, dann ist zu befürchten, dass es in ein paar Jahren wieder neue Aufstände und Gewalt gibt. Denn das eigentliche Problem ist, dass der tamilischen Minderheit innerhalb Sri Lankas bisher nicht dieselben Rechte und Chancen eingeräumt werden.

Zunächst müsse aber alles für die Zivilisten getan werden, die in der Gefechtszone gefangen sind. Auch die Regierung dürfe sich nicht aus der Verantwortung stehlen, fordert Pater Cervellera:

Die Menschen befinden sich wirklich in einer verzweifelten Situation, denn sie sind praktisch im Kreuzfeuer des Gefechts eingeschlossen. Sie versuchen, die Konfliktzone zu verlassen, und fliehen, wohin sie können. Die Armee beschuldigt die Tamilrebellen, die Zivilisten als Schutzschild zu missbrauchen, aber die Armee selbst nimmt sie und steckt sie in Flüchtlingslager, aus denen sie dann nicht mehr herauskönnen - und dadurch sind sie zwischen den Fronten gefangen. Es fehlt an Nahrung und Kleidung. Ein Priester hat uns gestern gesagt, dass die Leute auf der Flucht nur das haben, was sie am Leib tragen. Sie brauchen also alles: Essen, Wasser, medizinische Versorgung und ähnliche Notwendigkeiten.

Kirchenvertreter, Hilfsorganisationen und UNO-Sicherheitsrat äußern sich besorgt angesichts der humanitären Katastrophe. Im Gespräch mit Radio Vatikan appelliert der Generaldirektor von „Ärzte ohne Grenzen“, Kostas Moschochoritis, an die Konfliktparteien, endlich Helfer ins Kampfgebiet zu lassen, um Verletzte zu bergen:

„Im Moment richten sich alle unsere Kräfte auf den Distrikt Vavuniya, wo wir südlich der Gefechtszone ein Krankenhaus unterhalten. Wir arbeiten auch in den Flüchtlingslagern, wo sich circa 50.000 Menschen befinden. Die Lage verschlimmert sich stündlich, da die Bombardements weitergehen.“

(rv 24.04.2009 ad)








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