Um den blutigen Bürgerkrieg
zu beenden, muss die Regierung Sri Lankas den Dialog mit der tamilischen Bevölkerung
suchen. Das sagte gegenüber Radio Vatikan der Asienexperte und Direktor der Nachrichtenagentur
Asianews, Pater Bernardo Cervellera. Zehntausende Menschen sind derzeit vor den Gefechten
auf der Flucht. Mindestens ebenso viele sind noch im Kampfgebiet an der Nordostküste
der Insel eingeschlossen, wo sich die Armee und tamilische Rebellen gegenüberstehen.
Experten mutmaßen, es könnte die letzte, entscheidende Schlacht sein. Doch ein Sieg
der Regierung über die Rebellen wird den Konflikt allein nicht lösen, sagt Pater Cervellera:
Seitdem
Mahinda Rajapaksa Präsident von Sri Lanka ist, hat er gesagt, dass er das Problem
mit den Tamilrebellen ein für alle Mal klären will. Fakt ist, dass er es mit diesem
erbarmungslosen Krieg zu lösen versucht. Sicher - wahrscheinlich kann er die Situation
auf diese Weise politisch lösen. Aber wenn der Staat keine Wege findet, die tamilische
Minderheit in die Gesellschaft Sri Lankas zu integrieren, dann ist zu befürchten,
dass es in ein paar Jahren wieder neue Aufstände und Gewalt gibt. Denn das eigentliche
Problem ist, dass der tamilischen Minderheit innerhalb Sri Lankas bisher nicht dieselben
Rechte und Chancen eingeräumt werden.
Zunächst müsse aber alles für die
Zivilisten getan werden, die in der Gefechtszone gefangen sind. Auch die Regierung
dürfe sich nicht aus der Verantwortung stehlen, fordert Pater Cervellera:
Die
Menschen befinden sich wirklich in einer verzweifelten Situation, denn sie sind praktisch
im Kreuzfeuer des Gefechts eingeschlossen. Sie versuchen, die Konfliktzone zu verlassen,
und fliehen, wohin sie können. Die Armee beschuldigt die Tamilrebellen, die Zivilisten
als Schutzschild zu missbrauchen, aber die Armee selbst nimmt sie und steckt sie in
Flüchtlingslager, aus denen sie dann nicht mehr herauskönnen - und dadurch sind sie
zwischen den Fronten gefangen. Es fehlt an Nahrung und Kleidung. Ein Priester hat
uns gestern gesagt, dass die Leute auf der Flucht nur das haben, was sie am Leib tragen.
Sie brauchen also alles: Essen, Wasser, medizinische Versorgung und ähnliche Notwendigkeiten.
Kirchenvertreter,
Hilfsorganisationen und UNO-Sicherheitsrat äußern sich besorgt angesichts der humanitären
Katastrophe. Im Gespräch mit Radio Vatikan appelliert der Generaldirektor von „Ärzte
ohne Grenzen“, Kostas Moschochoritis, an die Konfliktparteien, endlich Helfer ins
Kampfgebiet zu lassen, um Verletzte zu bergen:
„Im Moment richten sich alle
unsere Kräfte auf den Distrikt Vavuniya, wo wir südlich der Gefechtszone ein Krankenhaus
unterhalten. Wir arbeiten auch in den Flüchtlingslagern, wo sich circa 50.000 Menschen
befinden. Die Lage verschlimmert sich stündlich, da die Bombardements weitergehen.“