Kenia/Italien: „Millenium News“ – Straßenkinder von Nairobi machen Fernsehen
Straßenkindern aus
den Slums von Nairobi in Kenia eine Stimme verleihen – das ist das Ziel von „Millenium
News“, einer neuen Initiative der internationalen Gesundheits-Enwticklungshilfeorganisation
AMREF in Zusammenarbeit mit dem staatlichen italienischen Fernsehen. In acht Folgen
werden Straßenkinder aus Nairobi einem europäischen Publikum ihre Geschichte erzählen
und dabei selbst als Videojournalisten im Einsatz sein. Vorgestellt wurde das Projekt
in Rom, wir waren dabei.
„Good morning ladies and gentlemen, this is
Millennium News“…. Der fröhliche Jingle kontrastiert mit den Bildern,
die den Alltag der Slum-Kinder von Nairobi zeigen. Der ist geprägt von der Suche nach
einem Tagelohn, nach Abfällen, die noch ess- oder recyclebar sind. Wer Glück hat,
dem gelingt es, ein altes Kuhfell zu verkaufen. Ihre krude Realität in den Slums zeigen
die Jugendlichen in „Millenium News“, aber auch ihre Kreativität, ihr Potenzial und
ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Insgesamt 80 Kinder und Jugendliche zwischen
acht und zwanzig Jahren sind an dem AMREF-Projekt beteiligt. Über ihre Nachrichten
von der Straße wollten sie mit den Geberländern in Dialog treten und zeigen, dass
es ihnen zwar an Materiellem, nicht aber an Ideen mangelt, sagt der AMREF-Direktor
für Italien, Thomas Simmons:
„Indem man mit den Menschen in Afrika zusammenarbeitet,
wird ein einem klar, dass sie selbst am besten wissen, was ihre Bedürfnisse sind und
wie sie ihre Probleme lösen können. Das Projekt ist ein Weg, über den sie ihre Standpunkte
und Ansichten kommunizieren können und auch ein Weg auf dem wir endlich anfangen können,
ihnen zuzuhören und dadurch vielleicht unsere Ansätze in der Entwicklungshilfe zu
überdenken.“ Die Offenheit, mit der die jungen Leute ihre Probleme benennen
und Lösungsansätze aufzeigen, beeindruckt. Freiheit und Frieden, sagen einige, würden
helfen, die Armut auszulöschen. „Keiner von uns hat sich dafür entschieden, arm zu
sein“, sagt ein Straßenjunge und ein anderer: „Armut ist keine Krankheit, sondern
eher wie Regen, der alle treffen kann“. Es ist wichtig, dass sich die junge Generation
in den Slums endlich bewusst wird, dass sie Rechte hat, sagt Thomas Simmons.
„Man
muss davon ausgehen, dass viele Straßenkinder in Afrika oder generell die Armen des
Kontinents nicht wissen, was ihre Rechte sind und dass der Staat eigentlich dafür
da ist, ihnen zu helfen. Aber dass sich die Jugend langsam dieser Rechte bewusst wird,
von der Gesundheitsversorgung bis zur Schul- und Ausbildung – das ist bereits ein
riesiger Fortschritt.“ Mercy und Jospeh heißen die beiden Moderatoren
der „Milliennium News“. Sie sind zum ersten Mal in Europa. „Die Häuser in Italien
seien ziemlich komisch und kalt ist es auch“, sagt Mercy, „ganz anders als bei uns
in Kenia“. Ihre Erfahrung als Journalistin bei den Millenium News, schildert sie positiv:
„Mir
hat es sehr viel Spaß gemacht, mit Leuten in Kontakt zu kommen, sie zu interviewen
und natürlich fand ich es auch toll, mich hinterher im Fernsehen zu sehen. Ich habe
viele Komplimente bekommen.“ Auch Joseph ist euphorisch:
„Das
war eine wirklich gute Erfahrung. Ich habe viele interessante Leute getroffen und
auch viel über mein Land gelernt. Ich habe begriffen, dass es noch zu viel Ignoranz
gibt gegenüber Leuten wie uns.“ Eine Erfahrung, in der sich die Jugendlichen
aus den Slums von Nairobi selbst herausfordern und erfahren konnten, wozu sie imstande
sind. Mit ihren Millenium-News haben sie eine Brücke gebaut, zwischen Afrika und dem
Westen, betont auch der italienische Regisseur des Programms, Angelo Loy:
„Es
gibt menschliche Dramen in diesen Slums aber zugleich auch sehr viel Vitalität und
einen Geist, einen Sinn für Humor. Das wird ganz deutlich, wenn man erstmal die Barriere
und Stereotype zwischen Schwarz und Weiß überwunden hat. Die Zeit des Kolonialismus
und einer falschen Beziehung zwischen Norden und Süden haben sehr starke Barrieren
entstehen lassen, so dass man auf beiden Seiten nicht weiß, wie man kommunizieren
und sich annähern soll. Aber wenn man wirklich zusammenarbeitet, mit einem gemeinsamen
Ziel, dann kommt die ganze Vitalität und das ganze Potenzial von beiden Seiten ans
Licht.“