2009-04-22 15:48:18

Südafrika: „Kirche unter Zuma an den Rand gedrängt“


RealAudioMP3 An diesem Mittwoch hat in Südafrika die Präsidentenwahl begonnen. Religion habe in dem multikonfessionellen Land bereits im Wahlkampf eine wichtige Rolle gespielt, sagte uns Stefan Hippler, der Seelsorger der deutschsprachigen Gemeinden in Kapstadt und Durban. Ob der regierende Präsident Jacop Zuma es noch einmal schafft, seine Zweidrittelmehrheit gegenüber der neu gegründeten Partei, Kongress des Volkes, (COPE) oder der weißen Mittelstandspartei Demokratische Allianz (DA) zu verteidigen - das werde daher auch von Kirche und Katholiken im Land mit Spannung erwartet:

„Schafft er es nochmal eine Zweidrittelmehrheit zu bekommen? Wie schneidet COPE ab? Wie schneidet Hellen Ziller ab, die offizielle Oppositionsführerin, gerade hier am Westkap in Kapstadt? Schafft sie es, den ANC so zu besiegen, dass es zum Beispiel eine Koalition im Western Cape gibt, und zwar ohne den ANC. Das sind ganz spannende Fragen und die Leute sind wirklich sehr aufgeregt darüber und ich denke, es werden sehr viele zur Wahl gehen.“ 
Bereits vor Morgengrauen hätten sich Schlangen vor den Wahllokalen gebildet. In Afrikas größter Volkswirtschaft sind insgesamt etwas mehr als 23 Millionen Menschen wahlberechtigt. Als eindeutiger Favorit gilt der Vorsitzende des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses ANC, Jacob Zuma. Seit der Arpartheidszeit gelte er als Mann des Volkes.

„Jacob Zuma ist ein sehr interessanter Mensch. Er ist zur Zeit der Vorsitzende des ANC und er ist der erste Präsidentenkandidat, der während der Zeit des Struggles in Afrika geblieben ist und von hier aus auch gekämpft hat, für Demokratie. Er ist jemand, der die dritte Klasse abgeschlossen hat und dann raus aus der Schule ging. Das heißt sehr viele Leute können sich mit ihm identifizieren, nämlich all die, die nicht raus kamen während der Apartheidszeit. Und das ist natürlich ein wahnsinniger Umbruch hier in Südafrika und bei den Millionen von Menschen, die immer noch an den Folgen von Apartheid leiden ist er natürlich so ne Glanz- und Lichtfigur.“ 
Doch Zuma polarisiert, in einem Land das die Wirtschaftskrise immer stärker spürt und so dringende Probleme wie AIDS, Arbeitslosigkeit und Kriminalität lösen muss. Gegner kritisieren Zuma nicht nur wegen seiner losen Zunge. Angeklagt war er auch wegen Korruption und Vergewaltigung. Die katholische Kirche sei unter seiner Regierung an den Rand gedrängt worden, sagt Pfarrer Hippler:

„Es gibt sehr viele Punkte, wo die katholische Kirche der Regierung sehr kritisch gegenübersteht, ob das nun Fremdenfeindlichkeit ist oder ob es um moralische Fragen im Bezug auf HIV-AIDS geht. Insgesamt gesehen hat sich die Lage zwischen katholischer Kirche und der Regierung verschlechtert. Die katholische Kirche hatte eigentlich eine sehr gute Ausgangsposition. Der ANC hat in der Zeit der Apartheid sozusagen die Kirche benutzt, um sich zu treffen. Marienandachten wurden zu ANC-Meetings während der Apartheidszeit. Wir versuchen natürlich mit allen möglichen Veranstaltungen und Vernetzungen, dagegen anzugehen und dafür zu sorgen, dass die katholische Stimme gehört wird. Aber es ist sehr schwer. Es ist auch sehr schwer, weil wir Katholiken eine von vielen religiösen Meinungen sind.“
 
(rv 23.04.2009 ad)







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