Die Bischöfe des Landes haben nach eigenen Angaben nichts von Affären ihres früheren
Amtsbruders Fernando Lugo gewußt. Das schreibt der Ständige Rat der Bischofskonferenz
in einer Erklärung. Lugo, der jetzige Staatspräsident, hatte in seiner Zeit als Bischof
von San Pedro eine Affäre mit einer damals 16-Jährigen; aus der Beziehung ging ein
jetzt zweijähriges Kind hervor, zu dem sich der Präsident unlängst unter Druck bekannt
hat. Die Bischofskonferenz betont nun, sie habe keinerlei formelle Anklagen wegen
eventueller Vaterschaften Lugos erhalten. Sie widerspricht damit Äußerungen des Bischofs
von Ciudad del Este; dieser hatte in einem Interview erklärt, Lugos Verhältnisse mit
Frauen seien bekannt gewesen. Lugo ist seit August 2008 Staatsoberhaupt seines Landes.
Nach seinem offiziellen Eintritt in die Politik war er vom Vatikan von seinen Ämtern
suspendiert und nach dem Wahlsieg in den Laienstand versetzt worden.
Bischof
Rogelio Livieres gab nun an, mindestens zwei Frauen hätten sich schriftlich an den
Vatikan gewandt und erklärt, dass Lugo derVater eines ihrer Kinder sei. Lugo habe
2004, als man ihn darauf ansprach, erklärt, dass das durchaus „möglich“ sei. Der Kirche
seien die Vaterschafts-Behauptungen in Sachen Lugo durchaus bewußt gewesen, als dieser
um Suspendierung gebeten habe. Bischof Livieres wörtlich: „Die kirchliche Hierarchie
wußte jahrelang Bescheid über Lugos Fehlverhalten, aber schwieg dazu. Jetzt kann sie
nichts mehr tun.“ Die Affäre Lugo beschädigt die Glaubwürdigkeit der Kirche Paraguays,
aber auch die des Präsidenten, der gerade wegen seines ehrlichen Images gewählt worden
war. Sein Wahlsieg hatte 61 ununterbrochenen Regierungsjahren der rechtsgerichteten
Colorado-Partei ein Ende gesetzt. Lugo tritt derweil in politischer Hinsicht die Flucht
nach vorn an: Er kündigte eine Kabinettsumbildung an. Derweil ist seit Montag eine
weitere Vaterschafts-Klage gegen ihn anhängig. Ein Präsidentensprecher erklärte, Lugo
sei in diesem Fall zu einem DNA-Test bereit.