D: „Wir bleiben Papst“ – Meisner weist Papstkritik zurück
Der Kölner Kardinal
Joachim Meisner hat den Umgang mit Papst Benedikt XVI. in Deutschland kritisiert.
Kein anderes Land habe den Papst so herabgesetzt, sagte der Kölner Erzbischof beim
Pontifikalamt am zweiten Ostersonntag im Kölner Dom und verwies auf die Debatten nach
der Aufhebung der Exkommunikation der vier Lefebvre-Bischöfe und um die Äußerungen
des Papstes zu Kondomen auf seiner Afrika-Reise.
Anlässlich seines vierten
Pontifikatsjubiläums lobte Meisner Papst Benedikt XVI. als „mutigen Verteidiger der
Würde des Menschen“. Umso dringlicher stelle sich die Frage, wie es dazu kommen konnte,
so Meisner wörtlich, „dass man die euphorische Formel … ‚Wir sind Papst‘ umdefiniert
hat in ‚Wir waren Papst?‘“.
„Der Papst hat die Deutschen gegen sich aufgebracht,
weil er das Evangelium ernst genommen hat, indem er Vergebung gewährt. Ich habe das
nie gewusst, dass Vergebung zu gewähren so riskant sein kann.“
Durch seine
versöhnende Geste an die Piusbruderschaft sei der Papst lediglich dem christlichen
Gebot der Versöhnung gefolgt, so Meisner. Es sei zudem Benedikts Auftrag, „die Einheit
in der Kirche zu wahren“.
„Er ist von Amts wegen für Versöhnung und Frieden
im Volke Gottes zuständig. Selbst wenn die Bruderschaft Pius X. eine Einigung gar
nicht wollen würde, auch in diesem Fall würde das Jesuswort gelten: Bevor Du noch
weiter Gottesdienst feierst, geh zuerst hin und versöhne Dich mit Deinem Glaubensbruder.
Und diese Bruderschaft hat am 15. Dezember 2008 in einem Brief den Papst um Vergebung
gebeten. Wenn der Papst dem Worte Jesu gehorsam sein will, dann konnte er gar nicht
anders.“
Die Abspaltung der Lefebvre-Anhänger sei kein „Randphänomen“ innerhalb
der Kirche, sondern habe sie im Innersten verletzt. Dem Papst sei es im Bezug auf
die Traditionalisten darum gegangen, „Brücken zu bauen“. Der Kritik an seiner Geste
aber hätten Geduld und Respekt gefehlt, kritisierte der Kölner Oberhirte.
„Was
mich wirklich persönlich sehr traurig gemacht und verletzt hat und worin ich mit vielen
Kommentatoren und Zeitzeugen übereinstimme, ist der Eindruck, man habe innerhalb und
außerhalb der Kirche schon lange geradezu darauf gewartet, endlich auf den Papst einschlagen
zu können.“
Zwar müsse sich die Kirche von manchen ihrer Entwicklungen
distanzieren, allerdings nicht „von dem Versuch ständiger Versöhnung“, sagte Meisner.
Auch verteidigte er die Haltung des Papstes in Sachen Aidsbekämpfung, wie zuletzt
bei seiner Afrika-Reise klar vertreten:
„Er hat das Heil gerade der kranken
Menschen als Ebenbild Gottes verkündet, dem nicht nur mit Technik, sondern mit wirklich
allen menschlichen Heilmitteln geholfen werden muss. …Es gibt niemanden, der auf dem
afrikanischen Kontinent die schreckliche Aidskrankheit so wirkungsvoll und so weitflächig
bekämpft wie die katholische Kirche. Das weiß niemand besser als die betroffenen Afrikaner
selbst. Darum haben sie ja so herzlich den Heiligen Vater begrüßt und ihn als zu ihnen
gehörig gefeiert und geliebt.“