Die Religion spielt keine große Rolle bei den Wahlen in Indien. Das sagte der Generalsekretär
der katholischen Bischofskonferenz in Indien im Gespräch mit Radio Vatikan. An diesem
Donnerstag haben die Parlamentswahlen in der größten Demokratie der Welt begonnen,
sie werden knapp einen Monat dauern. Bei maoistischen Terroranschlägen starben zum
Auftakt 18 Personen. Die Bischöfe hatten im Vorfeld die Katholiken dazu aufgerufen,
ihre Bürgerpflicht wahrzunehmen und am politischen Leben Indiens teilzunehmen. Erzbischof
Stanislaus Fernandez, der Generalsekretär der Bischofskonferenz:
„Bestimmte
Kreise waren in der Vergangenheit bemüht, das Thema religiöse Konflikte hochzuspielen.
Es begann in Orissa, ging über auf Karnataka, einzelne Vorkommnisse gab es in Andhra
Pradesh und sogar in Kerala (wo zehn Prozent Christen leben, Anm.) Doch in Wahrheit
sind viele Themen essentiell für Indien: Wohlstand, Schulbildung, Lebensunterhalt.
Viele Bauern begehen Selbstmord aus Armut und Verzweiflung. Sicher, es gibt nationalistische
Strömungen und Ausschreitungen im Nordosten. Die Ursache liegt auch hier in der Armut,
die zu illegaler Migration führt. Ethnische Spaltungen existieren, aber Religion als
solche ist sicher nicht die Ursache für die Störungen.“
In Indien beträgt
der Anteil an Christen knapp zwei Prozent. Rund 714 Millionen Inder sind wahlberechtigt.
Zwei Drittel der Bevölkerung lebt in Armut, die Wirtschaftskrise dürfte ihre Lage
weiter verschlimmern. Der Ausgang des Urnengangs ist offen. Keine der beiden größten
Parteien, die aktuell regierende sozialdemokratische Kongresspartei und die Hindu-Nationalistenpartei
BJP, kann mit einer Mehrheit rechnen. (rv 17.04.2009 gs)