Indien: Attentat bei Parlamentswahlen – Gefahr für Christen
Gewalt überschattet
die Wahlen in Indien: Durch Anschläge maoistischer Rebellen sind beim Auftakt der
Parlamentswahl mindestens elf Menschen getötet worden. Im östlichen Bundesstaat Jharkand
starben sieben Paramilitärs und zwei Zivilisten, als Rebellen eine Landmine zündeten.
Das könnte auch negative Auswirkungen auf die Lage der Christen im Subkontinent haben.
Denn sie gelten bei Hindu-Fundamentalisten als „Verbündete“ der Maoisten. Viele rechnen
mit Racheakten, die gegen die Christen gerichtet seien. Für den italienischen Historiker
und Indien-Experten, Michelguglielmo Torri, gibt es noch andere Gefahren für die Christen
im Land.
„Indien hat ein bedeutendes interreligiöses Problem. Das liegt
daran, dass es eine Partei gibt, die die Religion als politisches Argument benutzt.
Dabei handelt es sich um die zweitwichtigste Partei des Landes, und zwar um die nationalistische
BJP. Sie ist mittlerweile zum Sprachrohr der fundamentalistischen Hindus geworden.
Ihr größter Feind ist vor allem der Islam.“
Fast 830.000 Wahllokale verteilen
sich über das riesige Land mit seinen 1,17 Milliarden Einwohnern. Rund 6,1 Millionen
Sicherheitskräfte und Wahlbeobachter sind im Einsatz, um einen ruhigen und regelgerechten
Ablauf des Urnengangs zu gewährleisten. Die Christen spielen auch eine Rolle bei diesen
Wahlen, so Indien-Fachmann Torri.
„In Indien gibt es ein Mehrheitswahlsystem.
Wer die Mehrheit der Stimmen erreicht, regiert. Das ist schlecht für die Minderheiten.
Und dazu zählen auch die Christen und Muslime. Sie haben keine eigene Partei oder
politische Vertreter, weil es mit diesem System unmöglich ist, dass sie Vertreter
ins Parlament schicken können. Doch das heißt nicht, dass sie überhaupt keinen Einfluss
auf die Wahlen haben. Christen und Muslime kämpfen Seite an Seite gemeinsam gegen
den Sieg von Parteien, die für sie eine Bedrohung sein könnten.“
Der
Ausgang der Wahl gilt als offen. Umfrageergebnissen und Experten zufolge wird weder
die Kongresspartei von Regierungschef Manmohan Singh noch die oppositionelle nationalistische
Hindu-Partei BJP genügend Sitze erringen, um allein regieren zu können.