Thailand: Nach Protesten - Bangkok feiert Neujahrsfest
Nach tagelangen Demonstrationen
mit Dutzenden von Verletzten hat sich die Lage in der thailändischen Hauptstadt Bangkok
offenbar entspannt. Die oppositionellen Demonstranten, die so genannten „Roten“, haben
an diesem Dienstag aufgegeben. Das sagte uns Clemens Fabry, Seelsorger für die deutschsprachigen
Katholiken in Thailand. Nach dem Ausnahmezustand der letzten Tage, sei Bangkok an
diesem Dienstag wieder zur Tagesordnung übergegangen und feiere das Neujahrsfest:
„Zunächst
einmal muss man sagen, dass es genauso gewesen ist wie beim letzten Putsch. Ich wohne
im äußersten Stadtzentrum von Bangkok, aber wenn man nicht das Fernsehen hätte oder
die Tagesschau-Seite im Internet, würde man gar nichts mitbekommen, weil sich die
Proteste auf bestimmte Gegenden im Regierungsviertel beschränkt haben. Gestern war
– wie man das ja auch in den deutschen Medien mitverfolgen konnte – der schlimmste
Tag: Der Ausnahmezustand wurde verhängt, und die Gewaltbereitschaft nahm zu. Die „Roten“,
die jetzt demonstriert haben, sind Anhänger des ehemaligen Premierministers Thaksin,
und sie bemängeln, dass die jetzige Regierung Abhisit undemokratisch ins Amt gekommen
ist, und fordern einen Rücktritt des Premierministers.“
Diese Forderungen
hätten die „Rothemden“ nach dem harten Eingreifen der Regierung aufgegeben, zumindest
vorläufig, meint Pfarrer Fabry:
„Die Rücktrittserklärung der Roten lautete
heute: Wir gehen vorläufig. Wir geben jetzt auf, weil wir um das Leben unserer Anhänger
fürchten... Die Situation war ja so, dass noch ca. 3.000, 4.000 Menschen eingekesselt
waren vom Militär und dass das Militär aktiv werden wollte – daraufhin haben die Roten
den Beschluss gefasst, aufzugeben. Aber ich halte es für nicht sehr wahrscheinlich,
dass Thailand jetzt ruhigen Zeiten entgegen geht, sondern ich bin mir ziemlich sicher,
dass dieser Prozess weitergehen wird!“
Für die Christen im Land habe die
politische Krise jedoch keine negative Auswirkungen, so der deutsche Seelsorger in
Bangkok: „Denn die ganze Zeit vorher, als Thaksin und die Roten
regiert haben, konnten wir hier feststellen, dass Thailand ein sehr tolerantes Land
ist, was die Religionen angeht. Es gibt hier fünf Prozent Christen; davon sind zwei
Prozent Katholiken, und es besteht keinerlei Einschränkung in der Religionsausübung;
das ist also in dieser Hinsicht ein sehr freies Land. Ich denke, daran würde auch
ein Regierungswechsel überhaupt nichts ändern.“