In ihren Osterpredigten und -botschaften haben die katholischen Bischöfe Deutschlands
vor einem Werteverfall gewarnt. Als Beispiele nannten sie die weltweite Wirtschaftskrise,
aber auch andere gesellschaftliche Debatten wie etwa um die aktive Sterbehilfe.
Der
Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch übte massive Kritik am Verhalten von Managern.
„Von einer Gier nach immer mehr infiziert, lassen sie keinerlei Solidarität mehr erkennen
mit den vielen Menschen. die tagtäglich ihre Arbeit verlässlich und verantwortungsvoll
tun“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Freiburger Münster.
Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx wünscht sich einen grundsätzlichen Wandel. „Hoffentlich
wird diese Krise die Kräfte stärken, die wirklich dem Leben aller Menschen dienen
wollen“, sagte Marx bei seiner Osterpredigt im Münchner Liebfrauendom.
Der
Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst betonte in der Osternacht-Feier im
Limburger Dom die Grenzen menschlicher Machbarkeit in Wirtschaft und Politik. Wo vom
„Glaubenskrieg um Abwrackprämien“ die Rede sei, stelle sich an diesem Osterfest die
Frage, „wo es den Glaubensmut zu Aufbruchwegen gibt“. Auch der Erfurter Bischof
Joachim Wanke rief zu einem Umdenken auf. Die Krisen im Finanz- und Wirtschaftsleben
zeigten, dass es nicht einfach so weitergehen könne wie bisher. Eine Erneuerung müsse
aber nicht nur in den Strukturen, sondern auch bei jedem einzelnen anfangen.
Fuldas
Bischof Heinz Josef Algermissen rief die Christen dazu auf, ihren Osterglauben überall
dort zu bekennen, wo die Mächte des Todes am Werk seien. Sie müssten sich einsetzen
beispielsweise gegen Abtreibung, gegen eine Selektion behinderten menschlichen Lebens
und gegen aktive Sterbehilfe, betonte der Bischof im Fuldaer Dom.
Der Augsburger
Oberhirte Walter Mixa nannte als weitere Gefahr einen aggressiven Atheismus. „Eine
Gesellschaft ohne Gott ist die Hölle auf Erden“, sagte er in der Augsburger Marienkathedrale.
Die Unmenschlichkeit des praktizierten Atheismus hätten im vergangenen Jahrhundert
„die gottlosen Regime des Nationalsozialismus und des Kommunismus mit ihren Straflagern,
ihrer Geheimpolizei und ihren Massenmorden in grausamer Weise bewiesen“.
Der
Berliner Kardinal Georg Sterzinsky erinnerte in seiner Osterbotschaft an den Fall
der Mauer vor 20 Jahren. Damals hätten die Menschen mit Gebeten und Kerzen in den
Händen die Hoffnung auf Freiheit lebendig gehalten. Auch die Ostern zugrundeliegende
Botschaft laute, dass Unfreiheit, Zwang und Tod nicht das letzte Wort hätten. Als
„Gegenformel“ zu rein weltlichen Ideologien bezeichnete Kölns Kardinal Joachim Meisner
den Osterglauben. Das Fest der Auferstehung stehe für eine „regelrechte Explosion
der Liebe Gottes“ zu den Menschen, sagte er im Kölner Dom.
Der Mainzer Kardinal
Karl Lehmann rief die Christen auf, ihre Einstellung zur Wirklichkeit zu verwandeln
und sich Jesus zuzuwenden. Sie sollten furchtlos Hoffnung und Gerechtigkeit verkünden.
Lehmann konnte den Festgottesdienst am Ostersonntag im Mainzer Dom aus Gesundheitsgründen
nicht leiten. Seine Predigt verlas Weihbischof Werner Guballa. Darin äußerte Lehmann
sein Bedauern, entgegen der ursprünglichen Planung auf ärztlichen Rat „leider noch
nicht“ in Mainz zu sein. Der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz
hatte Mitte März nach einer Darmoperation eine Kur angetreten. (kna 12.04.2009
gs)