Papst erinnert bei Kreuzwegs-Prozession an Erdbebenopfer
Papst Benedikt XVI.
hat bei der nächtlichen Karfreitags-Prozession in Rom für die Überlebenden des Erdbebens
in Mittelitalien gebetet. Die Leidenden sollten auch in schweren Zeiten die Hoffnung
nicht verlieren, sagte Benedikt wenige Stunden nach der Beisetzung vieler Erdbebenopfer.
Wörtlich sagte er:
„Wir beten dafür, dass sogar ihnen in dieser dunklen
Nacht ein Stern der Hoffnung erscheine, das Licht des wieder auferstandenen Herrn.“
Benedikt
will die Menschen in der Erdbebenregion schon bald persönlich besuchen. Bei dem Beben
kamen mindestens 289 Personen ums Leben, fast 40.000 wurden obdachlos.
Papst
auf dem Palatin-Hügel
Der bald 82-jährige Papst verfolgte die Kreuzweg-Prozession
auf dem Palatin-Hügel oberhalb des Kolosseums. Ein von Gläubigen getragenes Holzkreuz
übernahm er erst ganz am Schluss. Bei der Prozession wird der Leidensweg Jesu am Tag
seiner Kreuzigung symbolisch nachgestellt. Die Meditationen an den insgesamt 14 Stationen
des Kreuzweges, der vom Kolosseum bis zum Palatin-Hügel führte, stammten von dem indischen
Erzbischof Thomas Menamparampil. Er formulierte seine Betrachtungen nach eigenen Worten
als „Hymnus der Hoffnung“. Während des Gebets trugen abwechselnd Gläubige aus unterschiedlichen
Regionen der Welt ein schlichtes Holzkreuz. Stellvertretend für die Leidenden übernahmen
ein junger Rollstuhlfahrer und ein Kranker gemeinsam mit Betreuern das Kreuz für einige
Stationen.
Meditationstext über Hoffnung
Die Gebete des
Kreuzweges riefen gegen Angst und globale Probleme zu neuer Hoffnung auf. „Unter der
Oberfläche von Naturkatastrophen, Kriegen, Revolutionen und Konflikten aller Art gibt
es eine stille Gegenwart, ein zielgerichtetes göttliches Handeln. Sie bleibt verborgen
in der Welt, in der Gesellschaft, im Universum“, hieß es in dem Text des indischen
Erzbischofs. Anhand der Stationen des Leidenswegs Jesu riefen die Meditationen zu
Gewaltverzicht auf. Menamparampil zitierte Franz von Assisi, Mahatma Gandhi, Rabindranath
Tagore und Mutter Teresa.
Ohne auf die Ausschreitungen militanter Hindus gegen
Katholiken im vergangenen Herbst in Indien konkret einzugehen, sprach die Meditation
von neuen Martyrien. „Jesus leidet weiter, wenn die Gläubigen verfolgt werden“, hieß
es. Die Kreuzweg-Andacht kritisierte eine öffentliche Verspottung und Aufgabe von
Werten. Gewalt gegen Frauen und Kinder, ethnische Konflikte, Folter und Menschenrechtsverletzungen
wurden verurteilt. Zugleich erinnerte der Text an die Verantwortung für eine gemeinsame
Zukunft und warnte vor Raubbau und Umweltverschmutzung.
Papst erinnert
an heutige Leidenden
Der Papst erinnerte zum Abschluss des Kreuzweges
an die gegenwärtig Leidenden. Jesus habe alle menschlichen Ängste auf sich genommen.
„Sein
Antlitz spiegelt sich in dem jedes gedemütigten und verletzten Menschen, jedes Kranken
und Leidenden, Einsamen, Verlassenen und Verachteten.“
Weiteres Oster-Programm
Nach
der traditionellen Fußwaschung am Gründonnerstag gehört die Osterwache am Samstag
im Petersdom zu den wichtigen Momenten der Feierlichkeiten – wenn das Osterlicht die
zuvor dunkle Kirche immer heller erstrahlen lässt und um Punkt Mitternacht die Kirchenglocken
in Rom zu läuten beginnen. Abschluss und Höhepunkt der wichtigsten christlichen Feiertage
ist am Sonntag der Segen „Urbi et Orbi“ (Der Stadt und dem Erdkreis) vor Zehntausenden
auf dem Petersplatz. Radio Vatikan überträgt diese Zeremonien mit dem Papst live und
mit Deutschem Kommentar.