2009-04-09 14:14:27

Vatikan: Judenmission - heute?


RealAudioMP3 Muss, soll oder darf ein rechtgläubiger Katholik Juden missionieren? Diese Frage haben wir vor zwei Monaten im Zug der Debatten um die Piusbruderschaft jenem Mann gestellt, der am Vatikan für die Beziehungen mit dem Judentum zuständig ist: P. Norbert Hofmann, Sekretär der entsprechenden Kommission am Päpstlichen Einheitsrat. Wie wiederholen hier aus aktuellem Anlass P. Hofmanns Aussage:

„Natürlich sind wir als Christen eingeladen, das Evangelium zu verkünden, wem auch immer. Ungelegen oder gelegen, zu jeder Zeit und jedem Menschen. Aber man muss differenzieren zwischen einem Streben, die Juden bewusst bekehren zu wollen und der Verkündigung des Evangeliums an alle Menschen. Kardinal Kasper betont immer wieder, dass es in der katholischen Kirche keine eigene Institution gibt zur Bekehrung der Juden. Wenn wir im interreligiösen Dialog, im jüdisch-christlichen Gespräch, diese Intention hätten, könnten wir diesen Dialog vergessen. Ziel dieses Dialogs ist die gegenseitige Bereicherung. Man anerkennt sich in der jeweiligen religiösen und theologischen Tradition. Man tauscht sich aus über Dinge, die man gemeinsam hat, gemeinsame Werte. Aber es kann doch nicht darum gehen, dass der eine den anderen überzeugt zu konvertieren, also die Religion zu wechseln. Es geht darum, zusammenzuarbeiten für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. Man muss differenzieren zwischen einer bewussten Mission der Juden und der Verkündigung des Evangeliums an alle Menschen, die Einladung an alle Menschen, Jesus Christus als den Retter aller Menschen anzuerkennen."

Das ist eigentlich die Position der katholischen Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil - unverändert seit mehr als 40 Jahren.

„Ja. Auf dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde diese Konzils-Erklärung „Nostra Aetate“ formuliert. „Nostra Aetate“ ist eine abgrundtiefe Ablehnung des Antisemitismus, ganz gleich wie er daher kommt, und ein dezidiertes Ja zu den jüdischen Wurzeln des Christentums. Mit „Nostra Aetate“ haben wir uns in den jüdisch-christlichen Dialog begeben. Wie gesagt, das Ziel ist Respekt, Toleranz, sich gegenseitig bereichern, Zusammenarbeit für Frieden und Gerechtigkeit. Es geht nicht darum, dass wir eine Einheit - Juden und Christen - finden müssen. Die gibt es am Ende der Tage, wenn der Herr wiederkommt. Sei es nun Jesus Christus, der Wiederkommende, oder der Messias, den die Juden erwarten.“

(rv 09.04.2009 gs)








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