Vatikan/D: Piusbruderschaft lehnt erneuerte Judenfürbitte ab
Die traditionalistische
Priesterbruderschaft St. Pius X. lehnt die von Papst Benedikt XVI. neu formulierte
Karfreitagsfürbitte für die Juden ab. Man werde am Karfreitag weiterhin für die Bekehrung
der Juden beten, teilte die Bruderschaft an diesem Donnerstag mit. Die entsprechende
Fürbitte gehöre zur „uralten Tradition der Kirche“ und gehe in ihrem Wortlaut auf
das vierte Jahrhundert zurück. Jeder habe das Recht, „seine Gebete so zu formulieren,
„wie es ihm der persönlich gefundene Glaube nahe legt“, heißt es in der Aussendung
der Piusbruderschaft, die vom Distriktoberen P. Franz Schmidberger unterzeichnet ist.
Die Ablehnung der neuen Fassung der Fürbitte gelte für die gesamte Bruderschaft, fügte
er auf Anfrage hinzu.
Nach Schmidbergers Darstellung soll auch das alte Gebet
weder provozieren noch „in irgendeiner Weise die religiösen Gefühle von Nichtkatholiken“
verletzen. Die Priesterbruderschaft sieht sich „von dem Wunsch beseelt“, dass „gerade
in Deutschland wieder eine theologische Auseinandersetzung zwischen Juden und Katholiken
stattfindet“. Zu sehr würden Gespräche über den Glauben „durch historische Belastungen
erschwert“. In ihrer Aussendung verwirft die Piusbruderschaft – unter Verweis auf
Papst Pius XI. (1929-1939) - den Antisemitismus. Auch Zwangsmissionierung schließt
sie aus.
Kritik übte Schmidberger am Zentralkomitee der deutschen Katholiken
(ZdK). Dieses hatte jeder Form der Judenmission eine klare Absage erteilt. Die katholische
Laienorganisation entferne sich damit „weit von der Heiligen Schrift und der Sendung
der katholischen Kirche“.
Papst Benedikt hatte vor einem Jahr die Fürbitte
für die außerordentliche Form des römischen Messritus neu formuliert. Im alten Formular
von 1962 – jenem, das die Piusbruderschaft jetzt weiterhin verwendet – ist von einer
„Verblendung jenes Volkes“ die Rede, das „aus seiner Finsternis entrissen“ werden
soll. Gegen diese Formulierung war Widerstand von jüdischer, aber auch von katholischer
Seite laut geworden. Weil die katholische Kirche ihr Verhältnis zum Judentum im II.
Vatikanischen Konzil (1962-1965) auf eine neue Grundlage gestellt hatte, entschloss
sich der Papst, den Gebetstext neu zu formulieren.
Die Situation war entstanden,
weil Papst Benedikt zuvor mit seinem Erlass „Summorum Pontificum“ vom Juli 2007 die
alte Form der römischen Liturgie als „außerordentlichen Ritus“ wieder zugelassen hatte.
Traditionsverbundene Gruppen, darunter die Piusbruderschaft, feiern die Messe nach
den alten Büchern, die bis zum Konzil in Gebrauch waren.