2009-04-09 12:13:31

Vatikan/D: Piusbruderschaft lehnt erneuerte Judenfürbitte ab


RealAudioMP3 Die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. lehnt die von Papst Benedikt XVI. neu formulierte Karfreitagsfürbitte für die Juden ab. Man werde am Karfreitag weiterhin für die Bekehrung der Juden beten, teilte die Bruderschaft an diesem Donnerstag mit. Die entsprechende Fürbitte gehöre zur „uralten Tradition der Kirche“ und gehe in ihrem Wortlaut auf das vierte Jahrhundert zurück. Jeder habe das Recht, „seine Gebete so zu formulieren, „wie es ihm der persönlich gefundene Glaube nahe legt“, heißt es in der Aussendung der Piusbruderschaft, die vom Distriktoberen P. Franz Schmidberger unterzeichnet ist. Die Ablehnung der neuen Fassung der Fürbitte gelte für die gesamte Bruderschaft, fügte er auf Anfrage hinzu.

Nach Schmidbergers Darstellung soll auch das alte Gebet weder provozieren noch „in irgendeiner Weise die religiösen Gefühle von Nichtkatholiken“ verletzen. Die Priesterbruderschaft sieht sich „von dem Wunsch beseelt“, dass „gerade in Deutschland wieder eine theologische Auseinandersetzung zwischen Juden und Katholiken stattfindet“. Zu sehr würden Gespräche über den Glauben „durch historische Belastungen erschwert“. In ihrer Aussendung verwirft die Piusbruderschaft – unter Verweis auf Papst Pius XI. (1929-1939) - den Antisemitismus. Auch Zwangsmissionierung schließt sie aus.

Kritik übte Schmidberger am Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Dieses hatte jeder Form der Judenmission eine klare Absage erteilt. Die katholische Laienorganisation entferne sich damit „weit von der Heiligen Schrift und der Sendung der katholischen Kirche“.

Papst Benedikt hatte vor einem Jahr die Fürbitte für die außerordentliche Form des römischen Messritus neu formuliert. Im alten Formular von 1962 – jenem, das die Piusbruderschaft jetzt weiterhin verwendet – ist von einer „Verblendung jenes Volkes“ die Rede, das „aus seiner Finsternis entrissen“ werden soll. Gegen diese Formulierung war Widerstand von jüdischer, aber auch von katholischer Seite laut geworden. Weil die katholische Kirche ihr Verhältnis zum Judentum im II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) auf eine neue Grundlage gestellt hatte, entschloss sich der Papst, den Gebetstext neu zu formulieren.

Die Situation war entstanden, weil Papst Benedikt zuvor mit seinem Erlass „Summorum Pontificum“ vom Juli 2007 die alte Form der römischen Liturgie als „außerordentlichen Ritus“ wieder zugelassen hatte. Traditionsverbundene Gruppen, darunter die Piusbruderschaft, feiern die Messe nach den alten Büchern, die bis zum Konzil in Gebrauch waren.

(pm/rv 09.04.2009 gs)









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