Papst mahnt Priester zu Opfergesinnung und Wahrheit
Mit der Chrisammesse
im Petersdom hat an diesem Gründonnerstag die Feier der drei österlichen Tage begonnen.
Dabei weihte Papst Benedikt XVI. wie in jedem Jahr die heiligen Öle. In seiner Predigt
rief der Papst die Bischöfe, Priester und Diakone zu Opfergesinnung, Gebet und Wahrheit
auf: Gründonnerstag gilt den Katholiken als Tag der Einsetzung des Priestertums durch
Jesus Christus beim Letzten Abendmahl. Ausgehend vom Wort des Johannes-Evangeliums,
„Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit“ sprach der Papst über die Heiligkeit
des Priesters. „Heilige sie in der Wahrheit“: Dies ist die Einsetzung der
Apostel ins Priestertum Jesu Christi, die Einsetzung seines neuen Priestertums für
die Gemeinschaft der Glaubenden aller Zeiten. „Heilige sie in der Wahrheit“: Das ist
das eigentliche Weihegebet für die Apostel. Der Herr bittet darum, dass Gott sie selbst
an sich zieht, in seine Heiligkeit hinein. Dass er sie aus dem Eigenen wegnimmt und
sie sich zueignet, damit sie von ihm her priesterlichen Dienst für die Welt tun können.“ Das
Wort Gottes sei gleichsam ein Bad, das die Jünger – als erste Priester – reinigte;
eine „schöpferische Macht, die sie umformt in Gottes Sein hinein“. Papst Benedikt
bat die Priester und Diakone um eine Gewissenserforschung: „Sind wir wirklich
durchtränkt vom Wort Gottes? Ist es wirklich die Nahrung, von der wir leben, mehr
als vom Brot und von den Dingen dieser Welt? Kennen wir es wirklich? Lieben wir es?
Gehen wir innerlich damit um, so dass es wirklich unser Leben prägt, unser Denken
formt? Oder formt sich unser Denken nicht doch immer wieder aus alledem, was man sagt,
was man tut? Sind nicht doch oft genug die herrschenden Meinungen der Maßstab, an
dem wir uns messen? Bleiben wir nicht doch in der Oberflächlichkeit all dessen, was
sich dem Menschen von heute eben so aufdrängt? Lassen wir uns vom Wort Gottes wirklich
inwendig reinigen?”
Priestersein sei eine „neue Weise der Einigung mit
Christus“, so Papst Benedikt. Allerdings könne dem Priester dieses „neue Siegel des
Seins“ auch „zum Gericht werden“, wenn nicht das Leben „in die Wahrheit des Sakramentes
hineinwächst“.
„Das Einswerden mit Christus setzt Verzicht voraus. Es schließt
ein, dass wir nicht unseren Weg und unseren Willen durchsetzen wollen. Nicht dies
oder jenes werden möchten, sondern uns ihm überlassen, wo und wie er uns brauchen
will.“
Auch zu einem aktiven Gebetsleben mahnte der Papst die Priester
und Diakone. Damit daraus nicht Selbstbespiegelung werde, sei es wichtig, beten zu
lernen „im Mitbeten mit der Kirche“, also in der Eucharistie.
„Wir feiern
die Eucharistie recht, wenn wir mit unserem Denken und Sein in die Worte eintreten,
die uns die Kirche vorgibt. In ihnen ist das Beten aller Generationen anwesend. Sie
alle nehmen uns mit auf den Weg zum Herrn. Und als Priester sind wir in der Eucharistie
die Vor-beter der Gläubigen von heute. Wenn wir mit diesen Gebetsworten inwendig eins
sind, wenn wir uns von ihnen führen und umformen lassen, dann finden auch die Gläubigen
in diese Worte hinein.“ Priester müssten überdies „den Ernst und die Mühsal
der Wahrheit annehmen“, und sie im Großen wie im Kleinen der Lüge entgegenstellen,
die auf vielfältige Weise in der Welt anwesen sei. Dass der Evangelientext der Chrisam-Messe
für ihn eine ganz persönliche Bedeutung hat, erläuterte Benedikt am Ende seiner Predigt.
„Am Vorabend meiner Priesterweihe vor 58 Jahren habe ich die Heilige Schrift
aufgeschlagen, weil ich noch ein Wort des Herrn für diesen Tag und für meinen kommenden
Weg als Priester empfangen wollte. Mein Blick fiel auf diese Stelle: „Heilige sie
in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.“ Da wusste ich: Der Herr spricht von mir,
und er spricht zu mir. Wir werden letztlich nicht durch Riten geweiht, auch wenn es
des Ritus bedarf. Das Bad, in das uns der Herr eintaucht, ist er selbst – die Wahrheit
in Person. Priesterweihe heißt: Eingetauchtwerden in ihn, in die Wahrheit. Ich gehöre
auf neue Weise ihm und so den anderen, „damit sein Reich komme“. Nach der Predigt
weihte der Papst die liturgischen Öle, die während des Jahres beim Spenden von Sakramenten
verwendet werden. Ein Teil davon geht in die Erdbebenstadt L Aquila, „zum Zeichen
der tiefen Gemeinschaft und geistigen Nähe“, sagte der Papst. „Die Öle mögen die Zeit
der Wiedergeburt und des Wiederaufbaus begleiten, Wunden heilen und Hoffnung stützen“.
Das Chrisam, nach dem dieser Gottesdienst benannt ist, kommt etwa bei Taufe,
Firmung und Priesterweihe zum Einsatz. An dem Gottesdienst nahmen die in Rom anwesenden
Kardinäle und Bischöfe sowie der Klerus des Bistums Rom teil.