2009-04-09 15:45:55

Italien: „Geistlicher Beistand darf nicht mit Kirchen einstürzen“


RealAudioMP3 Bei den jüngsten Erdbeben in der italienischen Region Abruzzen sind auch zahlreiche Gotteshäuser und Pfarreien zerstört worden. In den Trümmern versuchen Seelsorger und Ordensleute den Betroffenen Beistand zu leisten. Denn auch die dritte Nacht seit Beginn der Beben mussten Zehntausende im Freien verbringen. Allein in den Zeltstädten nahe der am meisten betroffenen Stadt L’Aquila nächtigten rund 18.000 Personen. Neusten Angaben zufolge sind es insgesamt 28.000 Menschen, die durch die Beben obdachlos geworden sind. Darunter ist auch Pater Mauro, der Seelsorger der Kirchengemeinde Sankt Elias in L’Aquila, die durch das Beben komplett zerstört wurde. Doch gerade jetzt bräuchten die Menschen einen geistlichen Zufluchtsort, sagte er gegenüber Radio Vatikan:

„Ich habe wie alle anderen Gemeindemitglieder die letzten Nächte im Auto geschlafen. Ab morgen wird mir ein kleiner Wohnwagen zur Verfügung gestellt, damit die Kirche so vorläufig wieder allen als Anlaufstelle bereit steht. Ich bleibe hier in meiner Pfarrei und werde sie solange nicht verlassen, bis auch nicht das letzte Gemeindemitglied die Stadt verlassen hat. Ich versuche, so gut es geht, für die Leute da zu sein und auch in den Zeltstädten in der Nähe behilflich zu sein. Der Erzbischof von L’Aquila, Giuseppe Molinari, hat uns gebeten, dort präsent zu sein, weil die vielen verzweifelten Menschen unseren Beistand brauchen. Ich glaube auch, dass die Anwesenheit eines Pfarrers viel leisten kann, etwa durch ein tröstendes Wort, eine Umarmung oder einfach nur dadurch, dass er da ist und zuhört.“

Angesichts der Katastrophe sei es jedoch selbst für einen Priester nicht immer einfach, die passenden Worte zu finden.

„Viele stellen mir Fragen wie “Kann es überhaupt einen Gott geben, wenn so etwas Schreckliches passiert?“ Und es ist nicht leicht, darauf zu antworten!“

Auf der anderen Seite habe ihn der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft der Menschen bestärkt, sagt Pater Mauro. Der Glaube dürfe nicht auch noch unter den Trümmern begraben werden. Deshalb wolle er in der Karwoche und an Ostern auf dem Kirchplatz vor Sankt Elia die Messe feiern:

„Wir werden weiter als Kirche hier lebendig sein. Ich sage allen, die ich treffe, dass wir weiterhin die Messe feiern, zwar nicht in der Kirche, aber im Freien auf dem Platz davor. Denn ich glaube, wenn auch die Häuser einstürzen können, so darf doch der Glaube nicht mit ihnen einstürzen, vor allem in Momenten wie diesem. Ich habe versucht, das Nötigste für die Messfeiern aus den Trümmern zu retten – wobei ich ziemlich viel Angst hatte – um wenigstens Ostern feiern zu können. ... Wir werden zwar nicht viel haben, aber wir vergessen Ostern nicht. Und dieses Jahr soll es mehr denn je ein Ostern der Wiederauferstehung sein.“

Die Zahl der Erdbebentoten in den Abruzzen ist inzwischen auf 279 gestiegen.
Am Donnerstagmorgen war auch Staatspräsident Giorgio Napolitano in L’Aquila eingetroffen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Dabei ist er unter anderem mit Erdbebengeschädigten zusammengetroffen. Sichtlich bewegt sprach der Staatspräsident nach einem Besuch in der Totenhalle den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Auch dankte er den Rettungskräften und Helfern für ihre außerordentliche Éinsatzbereitschaft. – Nach dem Beben von Sonntagnacht werden weiterhin 40 Personen vermisst. Die Hoffnung, Menschen noch lebendig zu bergen, sinkt stündlich. Schwere Nachbeben behindern zudem die Arbeit der Rettungskräfte. Trotz allem geht die Suche nach Überlebenden weiter. Die Bergungsmannschaften werden noch bis Ostersonntag im Einsatz sein, teilte das Innenministerium am Mittwochabend mit.

(rv/ansa/kna 09.04.2009 ad)









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