Mit der Palmprozession
über den Petersplatz hat Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag die Karwoche im Vatikan
eröffnet und gleichzeitig den Weltjugendtag 2009 gefeiert.
Gemeinsam mit 300
Jugendlichen und gut 150 Kardinälen, Bischöfen, Priestern und Diakonen zog das Kirchenoberhaupt
vom Obelisken in der Mitte des Petersplatzes hinauf zum Altar vor der Basilika. Benedikt
trug einen mehr als drei Meter langen und kunstvoll geflochtenen Palmzweig und erinnerte
gemeinsam mit den mehreren zehntausend Pilgern auf dem Platz und ihren Olivenzweigen
an den Einzug Jesu in Jerusalem.
Der Gottesdienst unter wolkenlosem Himmel
dauerte knapp drei Stunden; der Papst verfolgte die gesungene Passion im Stehen, ein
eindrucksvoller Wechselgesang, der auch die Gläubigen in den Kontrast der Karwoche
hineinführte.
Christusnachfolge müsse jeden Tag neu praktiziert werden, sagte
der Papst in seiner Predigt und rief zur Selbsthingabe und zum Verzicht auf.
Zu
einem rechtschaffenen Leben gehört auch das Opfer, der Verzicht. Wer ein Leben ohne
diese stets neue Selbsthingabe verspricht, täuscht die Menschen. Gelingendes Leben
ohne Opfer gibt es nicht. Wenn ich selbst auf mein eigenes Leben zurückblicke, muss
ich sagen, dass gerade die Momente, in denen ich „ja“ zum Verzicht gesagt habe, die
großen und wichtigen Momente meines Lebens waren.
Die Entscheidung in Liebe
auf die Liebe Jesus Christi, der sich am Kreuz hingegeben hat, zu antworten, sei kein
einmaliger Akt, sondern müsse täglich neu gelebt und in den Alltag umgesetzt werden.
Wenn
wir das Kreuz berühren, vielmehr, wenn wir es tragen, berühren wir das Geheimnis Gottes,
das Geheimnis Jesu Christi. … Aber wir berühren auch das grundlegende Gesetz, die
bestimmende Norm unseres Lebens, nämlich die Tatsache, dass ohne das „Ja“ zum Kreuz,
ohne das gemeinsame Gehen mit Christus Tag für Tag, das Leben nicht gelingen kann.
Je mehr wir aus Liebe zu der großen Wahrheit und der großen Liebe – aus Liebe zur
Wahrheit und zur Liebe Gottes – auch einen gewissen Verzicht leisten können, desto
größer und reicher wird das Leben. Wer sein Leben für sich selbst behalten will, verliert
es. Wer sein Leben hingibt – täglich in den kleinen Gesten, die zu der großen Entscheidung
gehören –, der findet es.
Wenn Jesus sagt, mein Reich ist nicht von dieser
Welt, dann meint „diese Herrschaft keine politische Macht“, sondern basiert auf der
freien Entscheidung aus Liebe. Ihr Wesensmerkmal: Die Herrschaft ist universal.
„Diese
Universalität meint, dass niemand sich selbst absolut setzen darf, seine Kultur und
seine Welt. Diese Universalität fordert, dass wir alle einander gegenseitig aufnehmen
und dabei auch auf etwas von uns verzichten. Die Universalität schließt das Geheimnis
des Kreuzes ein – die Überwindung seiner selbst, der Gehorsam gegenüber dem gemeinsamen
Wort Jesu Christi in der gemeinsamen Kirche.“
Die katholische Kirche begeht
am Palmsonntag seit mehr als 20 Jahren zugleich den Weltjugendtag in den einzelnen
Diözesen. Den Gottesdienst in Rom feierten Delegierte aus allen Kontinenten mit. Am
Ende übergaben Jugendliche aus Sydney, wo im vergangenen Jahr der internationale Weltjugendtag
gefeiert worden war, das Weltjugendtagskreuz an junge Männer und Frauen aus Spanien.
Die Pilger von dort waren bei der farbenfrohen Messe auf dem Petersplatz kaum zu überhören,
aber vor allem nicht zu übersehen. Schon zu diesem Palmsonntag trugen sie torero-rote
T-Shirts mit dem Logo des nächsten Weltjugendtags. In Madrid wird das meterhohe Holzkreuz
am Karfreitag bei der traditionellen Prozession mitgetragen, dann beginnt es gemeinsam
mit der Marienikone der Weltjugendtage seine Pilgerfahrt über die iberische Halbinsel.
2011 findet in der spanischen Hauptstadt das nächste internationale Weltjugendtreffen
statt.