2009-04-03 12:57:42

Vatikan/Belgien: Antwort auf Kritik am Papst


RealAudioMP3 Der Heilige Stuhl wundert sich über das belgische Parlament, das in einer offiziellen Note die jüngste Äußerungen Papst Benedikts über Kondome als „inakzeptabel“ bezeichnete. Die belgische Regierung solle offiziell beim Heiligen Stuhl protestieren, heißt es in einer Entschließung, die das Abgeordnetenhaus Donnerstag Abend nach langer Debatte mit großer Mehrheit verabschiedete. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in einer Erklärung:

„Die Entschließung des belgischen Abgeordnetenhauses ruft Verwunderung hervor, denn in jedem demokratischen Land scheint die Freiheit des Heiligen Vaters und der katholischen Kirche offensichtlich, ihre Positionen darzulegen über Themen, die mit der Sicht auf den Menschen und seine moralische Verantwortung zusammenhängen, mit dem Einsatz für Bildung, mit dem Dienst an Kranken und Leidenden. Die lange Tradition und Erfahrung der Kirche in den Bereichen Bildung und Gesundheitswesen sind gerade in den ärmeren Ländern so offensichtlich, dass sie keine Nachweise oder Kommentare brauchen. Es fragt sich auch, ob die Positionen des Heiligen Vaters mit der nötigen Aufmerksamkeit und Seriosität geprüft wurden, oder eher durch einen nicht objektiven Filter des Echos in westlichen Medien.“

Die belgischen Bischöfe erklärten, sie akzeptierten den „demokratischen Charakter“ dieser Entscheidung, bedauerten aber ihren Inhalt. „Sie nimmt nicht in den Blick, was Benedikt XVI. wirklich ausdrücken wollte“, heißt es in einer Mitteilung der Bischofskonferenz. Ohne eine Erziehung zur sexuellen Verantwortung blieben die anderen Mittel der Aids-Prävention „ungenügend“. „Wir hoffen, dass sich vor Ostern diese emotionale Polemik beruhigt. Was unser Land und Afrika vor allem braucht, ist ein gelassenes Nachdenken über alle Mittel, die im Kampf gegen eine Ausbreitung der Seuche Aids anzuwenden sind“, so die Bischöfe.

Das Parlament hatte die Resolution fraktionsübergreifend und mit großer Mehrheit angenommen: 95 Abgeordnete stimmten dafür, 18 dagegen, 7 enthielten sich. Die Hintergründe des Votums erklärt der Sprecher der belgischen Bischofskonferenz, Eric de Beukelaer, der vor der Abstimmung gegen die Note protestiert hatte:

„Die christlich-demokratischen Parteien, die nicht hinter der Initiative standen, haben keine Mehrheit im Parlament. Sie standen vor dem Dilemma einer Erklärung, die ursprünglich viel radikaler war. Da sollte der Apostolische Nuntius Karl-Josef Rauber einbestellt und erklärt werden, dass die Aussagen des Papstes zu Kondomen und Aids „unverantwortlich und gefährlich“ waren. Die Resolution, die jetzt vorliegt, ist gemäßigter. Hier nutzt man die Mittel der gewöhnlichen Diplomatie über den belgischen Botschafter am Heiligen Stuhl, der ein Zeichen des Protestes deponieren und sagen soll, dass Belgien nicht hinter diesen Äußerungen des Papstes steht. Immerhin, das ist ein anderer Ton, und infolge dieses Kompromisses haben alle Parteien zugestimmt.“

Der Protest war von zwei liberalen Abgeordneten ausgegangen. Belgische Medien zitieren sie mit der Aussage, der Papst habe „kein Recht, gesundheitspolitische Maßnahmen in Zweifel zu ziehen, die jeden Tag Tausende Menschenleben retteten“. Belgien sei die erste Nation, die auf offiziellem Weg protestiere. Die politische Geste der Verurteilung der Papst-Aussagen umso gewichtiger, da es sich um „ein katholisches Land mit einem christdemokratischen Premierminister“ handle. Unterdessen erwägen die schwedischen Liberalen, dem Beispiel der belgischen Parteifreunde zu folgen und eine ähnliche Initiative in Stockholm zu starten.
Benedikt XVI. hatte bei seiner Afrika-Reise vor rund zwei Wochen gesagt, das Aids-Problem lasse sich nicht "durch die Verteilung von Kondomen regeln", vielmehr verschlimmere ihre Benutzung das Problem. Die Äußerungen hatten international Kritik hervorgerufen.
(rv/diverse 03.04.2009 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.