Großbritannien/D: G20-Beschlüsse müssen erst umgesetzt werden
Katholische Kirchenvertreter
bleiben skeptisch über die Ergebnisse des G20-Gipfels, der am Donnerstag in London
tagte. Man müsse abwarten, wie sich die Beschlüsse in konkrete Ergebnisse umwandelten,
sagte uns Weihbischof Stefan Ackermann, Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia
et Pax:
„Ich wäre zunächst nicht so euphorisch, auch wenn es den Anschein
hat, dass man sich zu grundsätzlichen Dingen in der Neuordnung der Finanzen durchgerungen
hat. Das wäre aus unserer Sicht natürlich ein großer Schritt, auch wenn es noch viel
Einzelarbeit und auch Willen braucht, das auch umzusetzen.“
Krisenpakete
allein genügen nicht: Weihbischof Ackermann warnt davor, aus Sorge um die dramatische
Lage des Finanzmarktes bloß auf kurzfristige Maßnahmen zu setzen.
„Natürlich
müssen die Konjunkturen in den einzelnen Volkswirtschaften auch belebt werden, damit
das Geld fließt und Investitionen wieder möglich werden. Die Frage ist nur: Geht es
wirklich darum, das ganze System neuen Regeln zu unterwerfen, die dann auch wirksam
sind.“
Papst Benedikt XVI. hatte vor dem Gipfel in einem Brief an den
britischen Premier Gordon Brown, Gastgeber des Treffens in London, darauf gedrungen,
die ärmsten Länder mehr in den Blick zu nehmen. Für ihre Bewohner nämlich werden die
Folgen der Finanzkrise zur Frage auf Leben und Tod. Ackermann:
„Es hat
den Anschein, dass man immer deutlicher sieht, wir sind eine Welt, wir können nicht
an den ärmsten Ländern vorbeigehen. Aber in solchen Krisensituationen besteht immer
die Gefahr, dass man dann doch stärker auf nationale Zusammenhänge sich zurückzieht
oder in die Bereiche, in denen man ohnehin wirtschaftlich verflochten ist. Insofern
ist es wichtig gewesen, dass der Heilige Vater diesen Brief geschrieben hat – und
das sind ja auch die Anliegen, die wir aus der katholischen Soziallehre heraus immer
wieder mit ins Gespräch bringen, dass sich in der Richtung bewegt. Es ist wichtig,
dass die kirchlichen Akteure diesen Punkt immer wieder benennen, und dass wir da die
politischen Verantwortlichen nicht aus der Pflicht lassen, auch wenn manches nach
Zukunftsmusik klingt.“