Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hat Kanzlerin Angela
Merkel (CDU) wegen ihrer Papstkritik in Schutz genommen. Am Rande der evangelischen
Landessynode in Bad Windsheim sagte Beckstein am Dienstag: „Ich weiß, wie schnell
die jüdischen Bürger in Deutschland verunsichert sind, und deswegen war es richtig,
dass die Bundeskanzlerin das kommentiert hat.“ Merkels Äußerungen haben anhaltende
Kritik aus der katholischen Kirche und eine unionsinterne Richtungsdebatte nach sich
gezogen. Papst Benedikt XVI. hatte im Januar die Exkommunikation von vier illegal
geweihten Traditionalistenbischöfen der vom Vatikan nicht anerkannten Piusbruderschaft
zurückgenommen. Unter ihnen war auch der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Später
erklärte der Vatikan, dass Benedikt XVI. Williamsons Äußerungen nicht gekannt habe
und die vier auch weiterhin von den kirchlichen Ämtern suspendiert seien. Beckstein
betonte, er schätze den Papst als eine außerordentliche Persönlichkeit und einen gescheiten
Mann, der „über jeden Zweifel erhaben“ sei. Es sei für ihn jedoch „verkehrte Welt,
die Piusbruderschaft wieder aufzunehmen und den Evangelischen die Kirchenqualität
abzusprechen“, meinte der bekennende Protestant. In der katholischen Kirche stellt
der CSU-Politiker „eine Menge Verunsicherung“ fest. Der Papst und die Katholiken hätten
derzeit ein Kommunikationsproblem. Auch die Äußerung des Papstes auf seiner Afrikareise
zum Thema Kondome sei „gründlich daneben gegangen“. Beckstein wörtlich: „Man muss
sich schon bemühen, dass die Menschen einen verstehen und nicht Missverständnisse
entstehen.“