Im Bundesstaat Orissa geht die Angst vor einer neuen Welle der Christenverfolgung
um. Am 19. März ist dort ein 30-jähriger Hindu-Extremist vermutlich von Maoisten ermordet
worden. Menschenrechtsorganisationen befürchten, dass radikale Hindus dieses Attentat
erneut Christen in die Schuhe schieben und blutige Vergeltung üben. Im vorigen Jahr
waren schwere Übergriffe auf Christen ausgebrochen, nachdem am 24. August der extremistische
Hindu-Führer und Christengegner Swami Laxmanananda Saraswati ermordet worden war.
Zu dem Attentat hatte sich die verbotene „Kommunistische Partei Indiens – Maoisten“
bekannt, doch Hindu-Extremisten machten Christen für die Bluttat verantwortlich. Saraswati
war seit 40 Jahren Drahtzieher von Übergriffen auf Christen. Seit Ende August waren
bei Attacken militanter Hindus nach Angaben des Gesamtindischen Christenrats rund
200 Christen ermordet, 18.000 verletzt und 53.000 vertrieben worden. Über 4.600 Häuser
gingen in Flammen auf, darunter 150 Kirchen, Gemeinde- und Waisenhäuser. Mehr als
50.000 Christen suchten Zuflucht in Flüchtlingslagern. Sie stehen immer noch unter
massiver Bedrohung. Christen, die in ihre Heimat zurückkehren, werden vor die Wahl
gestellt, Hindus zu werden oder zu verschwinden. - Hintergrund der seit mehreren Jahren
schwelenden Gewalt gegen Christen ist nach Ansicht von Beobachtern der Versuch der
Hindu-Nationalisten, über die Volksgruppen der Adivasi und Dalits Macht zu gewinnen.
Die Kastenlosen gelten als die am meisten benachteiligten Gruppen. Da sich die Kirchen
um diese Menschen kümmern, seien sie ins Visier gewalttätiger Extremisten geraten.
Die Hindus würfen den Kirchen vor, das Kastensystem zu untergraben. In Orissa, das
als Hochburg militanter Hindus gilt, sind 94 Prozent der etwa 37 Millionen Einwohner
Hindus. 2,4 Prozent gehören Kirchen an. Indien hat rund 1,1 Milliarden Bürger, von
denen 82 Prozent Hindus, 12 Prozent Muslime und 3 Prozent Christen sind.