2009-03-24 14:49:49

Österreich: Empfehlung der Ethikkommission umstritten


Keinen Grund für Neuerungen im Bereich der embryonalen Stammzellenforschung in Österreich sieht Vizekanzler und ÖVP-Chef Josef Pröll. Wie er am Dienstag vor Journalisten betonte seien die Forschungsschwerpunkte in Österreich „weit weg“ von embryonaler Stammzellenforschung. Dieser Bereich sei nur ein Teil dessen, was zu diskutieren sei. Innerhalb der ÖVP sei das Thema stets kritisch gesehen worden. Er sehe derzeit keinen Grund, von dieser Position abzuweichen, meinte der Vizekanzler. Eine Diskussion über eventuelle Neuregelungen im Bereich der Bioethik werde zudem nicht vor dem Sommer stattfinden, so Pröll.

Kritik an der Mehrheits-Position der Ethikkommission kam auch von dem Behindertensprecher der österreichischen Volkspartei, Franz Jospeh Huainigg. Eine solche Liberalisierung der Embryonenforschung stehe „argumentativ auf äußerst schwankendem Boden“ und sei nicht zu verantworten, so Huainigg in der Tageszeitung „Der Standard“. Die Forschung mit menschlich-tierischen Hybriden würde in Großbritannien mit der Aussicht gerechtfertigt, Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer heilen zu können, so Huanigg: „Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich derartige Hoffnungen erfüllen könnten, gleich null“. So sei zum Beispiel die Gefahr der Bildung von Tumoren „viel zu hoch“. Forschungsgelder sollten stattdessen in die adulte Stammzellenforschung fließen.

Das Wiener katholische „Institut für medizinische Anthropologie und Bioethik“, IMABE, hat die Empfehlung der Ethikkommission zur Liberalisierung der embryonalen Stammzellenforschung scharf verurteilt. Der Vorschlag entspreche „Forderungen von Vorgestern“, heißt es in einer Presseerklärung des Instituts vom Montag. Es gebe „ethisch sauberere und wissenschaftlich attraktivere Alternativen zur embryonalen Stammzellenforschung“, hieß es darin weiter. Die Zukunft für neue Therapien liege in adulten Stammzellen und in den so genannten induzierten pluripotenten Stammzellen. Beide würden ohne die Zerstörung von Embryonen gewonnen. Auch die Forschung an Mensch-Tier-Hybriden sei wissenschaftlich überholt, da sich daraus die „begehrten Stammzellen nicht entwickeln“ könnten.

Auch die Lebensschutzbeauftragte der Diözese Graz Seckau, Ingrid Lackner, hat auf alternative Forschungsmethoden verweisen. Während 73 Erkrankungen bereits mit adulten Stammzellen behandelt werden, gebe es mit embryonalen Stammzellen noch keine Anwendungserfolge, so Lackner in einer Presseerklärung. Es sei daher „völlig unlogisch“ die Forschung an embryonalen Stammzellen zu fördern.

Verteidigt wird das Votum der Bioethikkommission vom evangelischen Theologen und Kommissionsmitglied Ulrich Körtner. In der „Presse am Sonntag“ (Ausgabe vom 22. März) betont Körtner, dass die embryonale Stammzellforschung „moralisch grundsätzlich legitim und förderungswürdig“ sei. Die bestehende österreichische Rechtslage werde der Bedeutung diese „bei uns noch immer stiefkindlich behandelten Forschungszweiges“ aber nicht gerecht. Daher sei nun der Gesetzgeber gefordert, „der das Thema aus Mangel an politischem Mut über Jahre vor sich her geschoben“ habe, so Körtner. Die Frage nach dem ethischen Status des Embryos sei zwar wichtig, genüge dem Theologen zufolge aber nicht, „um die grundrechtlich garantierte Freiheit der Forschung zu beschneiden“.

(kap/pm/diverse 24.03.2009 ad)







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