Was bleibt von diesem
Papstbesuch in Afrika? Das haben wir nach ihrer Rückkehr nach Rom unsere Kollegin
Birgit Pottler gefragt, die Benedikt den XVI. in den vergangenen Tagen für uns genau
beobachtet hat. Wie ist dieser durch und durch europäische Papst auf die Katholiken
in Afrika zugegangen? Ist er für diese Tage einer von ihnen geworden?
„Es
gibt in Kamerun ein Sprichwort: „Ein Baum, der ins Wasser fällt, ist noch lange kein
Krokodil“. So seltsam dieses Sprichwort für uns Europäer wohl klingen mag, ich denke
es trifft das, was der Papst in Afrika erlebt hat, sehr gut. Er ist Europäer geblieben,
hat aber für die Afrikaner gesprochen. Er hat deren Probleme angesprochen, hat wirklich
versucht sich darauf einzulassen. Er hat sich ja unter anderem in Yaounde auch mit
einem Pygmäenstamm getroffen. Eine Minderheit, die von der Regierung auf alle mögliche
Weise schikaniert wird. Der Papst ist ihnen begegnet. Das ist ein Zeichen, das denke
ich auch von den anderen Ethnien in Kamerun und Angola sehr stark wahrgenommen wird.
Er hat Geschenke entgegengenommen, die typisch afrikanisch waren: aus Ebenholz, aus
Kupfer, Produkte mit denen Afrikaner arbeiten. Er selbst hat aber Geschenke mitgebracht,
die europäisch waren: eine Marienikone, einen Leuchter. Er hat sich da also keine
Mühe gegeben sich zu verstellen. Ich fand das sehr authentisch.“
In Europa
hat die Berichterstattung über diese Papstreise in Afrika ein Thema ganz klar dominiert.
Das war eine vielleicht etwas künstlich losgetretene Kondomdebatte. In Afrika war
das nicht wirklich ein Thema, richtig?
„Es war erst am dritten Besuchstag
in Afrika ein Thema, als die Meldungen aus Europa den Kontinent erreicht hatten. Dann
haben einige Zeitungen dieses Thema - relativ unkommentiert – aufgenommen, aber für
die Afrikaner spielte es weiterhin keine Rolle. Wir sind auf der Rückreise aus Afrika
zur Zwischenlandung drei Stunden in Paris gewesen, wo ich Gelegenheit hatte, die französischsprachige
Presse zu lesen - und bei mir hat sich, und ich glaube auch bei den Kollegen aus dem
Radio-Vatikan-Team, eine Mischung aus Traurigkeit und Zorn eingestellt. Denn man kann
die Aussage des Papstes und die Vatikanhaltung zur Verteilung von Kondomen mit Sicherheit
noch einmal unterschiedlich bewerten, aber davon abgesehen ist die Konzentration auf
diese Debatte wirklich etwas, was der ganzen Afrikareise nicht gerecht wird. Er hat
über Aids ja gar nicht mehr in dieser Ausführlichkeit gesprochen. Es war für ihn ein
Beispiel der Menschen, die leiden. Es waren viele andere Themen wichtig. Von daher
wird diese Berichterstattung in der westlichen Welt dem Anliegen des Papstes nicht
gerecht und es wird aber auch dem Engagement der Kirche in Afrika nicht gerecht.“
Was wird denn für die Kirche Afrikas von diesem Papstbesuch bleiben?
„Mit
Sicherheit nicht die Aids-Debatte, sondern die Punkte die er angesprochen hat. Die
bleibende Sorge der Kirche für die Menschen, die leiden. Er hat verschiedene Beispiele
herausgegriffen, die aber auch alle zum Beispiel im „Instrumentum laboris“, in diesem
Arbeitspapier für die Synode, benannt sind. Er sprach das Problem der Korruption an,
er forderte Frieden und Gerechtigkeit, er mahnte die reichen Länder zu mehr Einsatz
in Afrika und vieles mehr. Nichts was der Papst gesagt hat, wäre nicht auch von den
Bischöfen, von den Bischofskonferenzen schon benannt worden. Es ist von daher für
die Kirche Afrikas jetzt ein neuer Ruck, eine neue Bestätigung: jawohl, wir müssen
auf diesem Weg weitergehen.“ (rv 23.03.2009 bp)