2009-03-21 13:34:37

„Außerdem sind wir zahlreicher“ - Afrikas Frauen und der Papst


RealAudioMP3 Gibt es eigentlich bei einer Papstreise noch etwas, was nicht auch schon Johannes Paul so oder ähnlich gemacht hat? Ja doch: Auf dieser Afrikareise Benedikts XVI. kommt es zu einem Novum. Kurz vor seinem Abflug aus Angola wird der Papst nämlich die Mitglieder von katholischen Frauenbewegungen treffen – eine historische Premiere. Und eine Botschaft, die an die Frauen in ganz Afrika gerichtet ist. Ein Beitrag mit Material unserer Korrespondentin Birgit Pottler.

„Das ist eine große Freude für uns Frauen!“ Sagt eine junge Frau, die im Chor der Kathedrale von Yaoundé mitsingt – und sie meint die Visite Benedikts XVI. auf dem Schwarzen Kontinent. „Das ist natürlich nicht der erste Papst, der uns segnet; auch Johannes Paul II. war schon hier. Aber das ist für uns Frauen wirklich eine große Freude. Wie zufrieden wir Frauen sind, werden Sie auf den Straßen leicht feststellen: Da sind jetzt sehr viel mehr Frauen als Männer, um den Papst zu begrüßen! Die Frauen haben einen starken Glauben; Afrikas Frauen allgemein sind enthusiastisch, dass der Papst kommt.“
Und Benedikt kommt speziell zu ihnen, den Frauen Afrikas – das signalisiert sein Termin mit katholischen Frauenverbänden am Sonntagabend in der angolanischen Hauptstadt Luanda. „Die Frauen wollen vor allem Frieden. Sie wollen, dass der Papst mit uns für Frieden und Wohlstand betet, für unsere Familien... Das wäre gut für uns.“ Afrika ist ein Kontinent der Frauen; in der Landwirtschaft, die dort noch eine ganz andere Rolle spielt als in den Industrienationen, wird mehr als 90 Prozent der Arbeit von Frauen geleistet. Sie stehen für das dynamische Afrika, für Auswege aus lähmenden Traditionen. „Die Frauen werden immer mehr respektiert, und in einigen afrikanischen Ländern haben sie schon sehr verantwortungsvolle Posten bekommen. Die Frauen werden respektiert, weil sie ihre Arbeit gut tun... und außerdem – wenn Sie sich mal umschauen: Die Frauen sind zahlreicher als die Männer!“
Auf diese Zahlen-Evidenz mußte auch der Papst reagieren. Aber welche Botschaft werden die Frauen dem Papst mit auf den Weg geben? „Ich vermute, die Frauen in Angola werden den Papst auf die Rolle von Frauen in der Kirche ansprechen – die Rolle der afrikanischen Frau. In der Kirche und in der Welt. Das ist die wesentliche Botschaft.“ Sagt Ivette Linga, eine engagierte Katholikin aus Yaoundé. „Auch das Zweite Vatikanische Konzil hat die Rolle der Frauen betont, und zwar im Innern der Kirche wie in der Gesellschaft. Das ist etwas sehr Wichtiges. Denn die Frau ist Trägerin der Menschlichkeit; sie ist die Erzieherin. Die Kirche ist eine Mutter, und die Frau wird mit der Kirche verglichen: Mutter, Gebärerin, Erzieherin.“
Linga leitet den Freundeskreis der Marienbasilika von Yaoundé; die Mutter von vier Kindern und drei Enkelkindern arbeitet in einem Unternehmen. „Es gibt eine Polemik, mit der die Frauen mehr Raum in der Kirche einfordern. Ich finde, sie haben heute schon eine wichtige Rolle: in den Bewegungen, aber auch in der Liturgie. Ich finde, wir sollten selbst erkennen, was unser eigentlicher Platz ist; dieser Platz ist klar definiert, und wir sollten ihn mit viel Würde und Respekt ausfüllen.“
Das heißt aus afrikanischer Perspektive aber etwas anderes, als sich mit der Rolle des Heimchens am kirchlichen Herd abzufinden. Ivette Linga formuliert – nun ja, anders als Alice Schwarzer, vermutlich. „Die Rolle der Frau ist wichtig, und zwar schon im Heilsplan Gottes: Sie ist Erzieherin und Mutter. Und eine Mutter hat ihre ganz eigene Sensibilität, ihr eigenes Genie! Sie muß auch das Recht haben, das zu zeigen und anzuwenden. Vergessen wir nicht: Frauen waren die ersten Apostel, die die Nachricht von der Auferstehung weitergetragen haben! Die erste Verbreiterin des Evangeliums sollte auch heute die Frau sein. Aber wenn wir derzeit auf die Statistiken hier in Afrika schauen, dann stellen wir fest: Der Frauenanteil unter den Katechisten ist unterproportional niedrig. Da würde ich einhaken: Sie brauchen eine solide Ausbildung, um diese Rolle spielen zu können – erst recht heute, wo wir sehen, dass viele Männer in dieser Hinsicht versagen! Frauen sollten sie ablösen, um das Evangelium weiterzutragen!”
Vielleicht werden Päpste bei künftigen Afrikareisen um eigene Begegnungen mit kirchlichen Frauengruppen gar nicht mehr herumkommen. Es wäre das Schlechteste nicht...

(rv 21.03.2009 sk)







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