Eine afrikanische Papstmesse - Eindrücke aus europäischer Sicht
Papst Benedikt XVI.
hat an seinem Namenstag - 19. März, Heiliger Josef - seinen ersten öffentlichen Gottesdienst
in Afrika gefeiert. Die Messe hatte unverkennbar Akzente aus dem schwarzen Kontinent,
doch auch spezifische „Benedikt-Elemente“ waren vertreten.
Einzug ins Fußballstadion:
So viele Menschen sind hier sonst nur versammelt, wenn Kameruns Nationalmannschaft
spielt. Heute sind sie gekommen, um mit dem Papst aus Rom zu feiern. 40.000 Menschen
begrüßen Benedikt XVI. sehr, sehr herzlich. Auch der Staatspräsident und eine Menge
Diplomaten sind vertreten.
Die Altarinsel hat die Form einer strohgedeckten
Hütte, das große, unverzierte Kreuz, das vor dem Papst auf dem Altar steht, ist aus
afrikanischem Edelholz. Benedikt trägt das Pallium über einem betont schlichten weißen
Messgewand. Farblich harmonierend die Mitgestalter des Gottesdienstes: Der Chor aus
hunderten Stimmen wiegt sich im Takt der afrikanischen Gesänge, die Frauen haben helle
Turbane, die Männer sind bloßhäuptig, alle tragen fließende cremefarbene Kleider und
Schärpen mit appliziertem Papstwappen.
Selbst die Absperrungen sind in den
Vatikanfarben weiß und gelb gehalten. Ein paar heimische Soldaten in khakigrünen Uniformen
haben den Staatspräsidenten und seine auffällig gestylte Frau im Blick; die ernst
dreinblickenden vatikanischen Sicherheitskräfte tragen Anzug und Knopf im Ohr.
Offen
lächelnd nimmt der Papst die Gaben entgegen, die ihm in einer fröhlich wirkenden Prozession
überbracht werden. Ein Orchester aus Xylophonen begleitet die Szene, einzelne Messgänger
haben sich von ihren Sitzen erhoben und tanzen in der Menge. Wie schon bisher in Kamerun
spricht der Papst bei der Predigt abwechselnd französisch und englisch, die Worte
der Gabenbereitung singt er auf Latein aus dem Messbuch, das ihm Zeremonienmeister
Guido Marini hält. Auch lokale Sprachen wie Bassa, Suaheli, Lingala und Ewondo kommen
bei dem Gottesdienst zum Zug und verdeutlichen den Reichtum afrikanischer Kulturen.
Zum ersten Mal spricht der Papst öffentlich ein Gebet, das er aus Anlass der Afrika-Synode
selbst formuliert hat: ein Gebet an die Mutter Gottes, Beschützerin Afrikas.
Bei
der Wandlung, die der Papst auf Französisch hält, macht sich die Atmosphäre der freudigen
Erwartung im Stadion Luft: In diesen Momenten, die bei einer beliebigen Messe in westlichen
Ländern die gesammeltsten wären, branden plötzlich Applaus und Jubel auf. Die Augenblicke
der Stille nach der Kommunion fallen ebenfalls nur relativ still aus. Auch in Afrika
empfangen jene Gläubigen, die beim Papst kommunizieren, die Hostie in den Mund und
auf Knien.
Im Anschluss an die Messe verteilt Benedikt das Instrumentum Laboris
– das „Werkzeug“ für die im Herbst geplante Afrikasynode - an die Vorsitzenden der
afrikanischen Bischofskonferenzen. Jeder der Würdenträger tritt in schnellem Takt
vor und nimmt sein Exemplar aus den Händen des Papstes entgegen. Noch ein kurzes Bad
in der Menge, ausgewählte Gäste werden zum Ringkuss vorgelassen, den alle wörtlich
nehmen. Unter ausgelassenen Rufen und Gesang der Menge steigt Benedikt ins Papamobil.
(rv 19.03.2009 gs)