Der Papst trifft die „Welt des Leidens“. Eindrücke vorab
Die Kirche ist allen
Menschen nahe, die leiden. Das will Papst Benedikt XVI. während seiner Afrikareise
einmal mehr deutlich machen, symbolisch dafür sein Besuch im nach dem kanadischen
Kardinal Paul Emile Léger benannten Kranken- und Rehabilitationszentrum. Eine Einführung
von Birgit Pottler:
„Begegnung mit der Welt des Leidens“ ist das Ereignis im
Reiseprogramm überschrieben. Das Kirchenoberhaupt hat hier noch einmal Gelegenheit,
vom „menschlichen und spirituellen Beistand für Aids-Patienten“ zu sprechen, die –
so ließ Vatikansprecher Pater Federico Lombardi über den Pressesaal am Mittwoch erneut
erklären – „wie alle Leidenden der Kirche von jeher am Herzen liegen“. Zwar hat Benedikt
ja bereits mit Teilnehmern eines Aids-Projekts von Sant’Egidio gesprochen, doch öffentliche
Worte, weltweit im Internet per Livestream zugänglich, stehen nach der Pressekonferenz
auf dem Hinflug noch aus. Auch der Vatikan sieht nicht an der Realität vorbei, dass
in Afrika 67 Prozent der HIV-infizierten Menschen der Welt leben. Auch der Vatikan
kennt die traurige Nachricht, dass 17 Millionen Menschen auf dem Kontinent schon an
Aids gestorben sind. Die katholische Kirche stehe diesem Leid nicht gleichgültig gegenüber,
so Lombardi hier in Yaoundé, aber sie setze im Kampf gegen den HI-Virus auf eine entsprechende
Sexualerziehung, auf wirksame Therapien, um die Weitergabe des Virus von infizierten
Müttern auf ihre Kinder zu unterbrechen, sowie auf eine soziale und seelsorgliche
Begleitung der Betroffenen.“ Der Papst wird - ich streiche bewusst den Konjunktiv
- keine neuen Akzente setzen. Aber tut gut daran, positive Akzente zu setzen.
Der
Ort für diese symbolische Begegnung mit dem Leid wurde 1971 auf Wunsch von Kardinal
Léger gegründet. Der frühere Erzbischof von Montreal hat sich nach seinem Rückzug
aus dem Amt hier als Missionar verdient gemacht. 1978 ging das Zentrum per Dekret
an den Staat. Es wird vom Gesundheitsministerium verwaltet und bietet unter anderem
Physiotherapie, eine Schule, eine Schreinerei und eine Orthopädie-Werkstatt. Rund
25 Langzeitpatienten kann das Areal in einem der grünen, ruhigen Stadtteile aufnehmen,
gemeinsam mit einem engen Familienangehörigen. Dazu kommen die externen Besucher der
Schule, der Werkstätten und Tagespatienten.
„In die Vorbereitung der Papstvisite
waren alle Hierarchien eingebunden“, sagt Grace Fomulu, Direktorin des Zentrums, die
in diesen Tagen noch enger als sonst mit dem Sozialminister Kameruns zusammenarbeitet.
Der wird den Papst hier begrüßen. An der Wand hinter Fomulus Schreibtisch hängt das
Foto des Präsidenten im Holzrahmen. Sie steht darunter, als wir von Radio Vatikan
mit ihr sprechen. „Es wurden enorme Sicherheitsmaßnahmen getroffen“, sagt sie, „und
wir haben dafür gesorgt, dass alles in Ordnung und an seinem Platz ist.“
Miteinander
von Kirche und Staat im positiven Sinn? Das Zentrum scheint dafür ein Emblem sein
zu wollen. Der Name des Kardinals ist geblieben, die Verwaltung ist staatlich. Nur
drei Prozent gibt der Staat Kamerun laut Statistiken jährlich für das Gesundheitswesen
aus. Der Papst selbst hatte vergangenes Jahr vor Kameruns Botschafter beim Heiligen
Stuhl die Aufmerksamkeit gelobt, „die die Autoritäten Kameruns der Stellung der Kirche
und ihrer Arbeit, besonders im Bereich der Schule und des Gesundheitswesens entgegenbringen“.
200
Kranke, angefahren aus verschiedenen Kliniken des Landes, warten am Donnerstag auf
Zuspruch des Papstes – auf dem Basketballplatz des Krankenzentrums. Auch Kinder werden
kommen, die warten aber in der Kapelle.