2009-03-17 16:36:49

Papst in Kamerun: „Christen können nicht schweigen angesichts der Ungerechtigkeit“


RealAudioMP3 „Welche Freude, zum ersten Mal seit meiner Wahl zum Papst in Afrika zu sein!“ Das sagte Benedikt in seiner ersten Ansprache auf afrikanischem Boden. Er gratulierte Kamerun zum 50. Jahrestag seiner Unabhängigkeit und lobte das freundliche Klima zwischen den Konfessionen und Religionen im Land. Hier sind die Kernsätze aus der Papstrede am Flughafen von Yaoundé.

„Ich komme zu euch als Hirte. Ich komme, um meine Brüder und Schwestern im Glauben zu stärken, wie einst Petrus. Als Petrus am Pfingsttag in Jerusalem predigte, da waren auch Zuhörer aus Afrika dabei. Das Zeugnis vieler großer Heiliger dieses Kontinents in den ersten Jahrhunderten des Christentums garantiert Afrika einen besonderen Platz in der Kirchengeschichte. Bis heute haben Heerscharen von Missionaren und Märtyrern in allen Teilen Afrikas Zeugnis für Christus abgelegt, und heute zählt die Kirche hier etwa 150 Millionen Gläubige.“

Benedikt erinnerte daran, dass Papst Johannes Paul 1995 in Yaoundé das Abschlußdokument einer Bischofs-Sondersynode für Afrika vorstellte. Er komme nun, um das Arbeitspapier der zweiten Sondersynode zum Thema Afrika zu präsentieren; das Bischofstreffen findet im Oktober in Rom statt. Er hoffe auf einen „Moment der Gnade“ und einen „neuen missionarischen Aufbruch“ der afrikanischen Kirche.

„Auch mitten im größten Leiden bringt die christliche Botschaft immer Hoffnung mit sich. Die Begegnung mit dem lebendigen Gott kann auch in einer Lage großen Leids und großer Ungerechtigkeit alles verwandeln. Ein Christ kann niemals schweigen angesichts des Schmerzes und der Gewalt, der Armut und des Hungers, der Korruption und des Machtmissbrauchs! Die rettende Botschaft des Evangeliums will mit Kraft und Klarheit verkündet werden, damit das Licht Christi im Dunkel des Lebens der Menschen leuchtet. Auch hier in Afrika hungern zahllose Menschen nach einem Wort der Hoffnung und des Trostes. Regionale Konflikte führen zu Tausenden Obdachlosen und Bedürftigen, Waisen und Witwen.“

Überraschend deutlich ging Papst Benedikt schon in seiner ersten Ansprache auf die Probleme Afrikas heute ein.

„Der Kontinent hat in der Vergangenheit erlebt, dass viele seiner Einwohnner grausam geraubt und verschifft wurden, um als Sklaven zu arbeiten; heute ist der Menschenhandel, besonders mit wehrlosen Frauen und Kindern, zu einer modernen Form der Sklaverei geworden. In einer Zeit weltweiter Nahrungsmittelknappheit, der Finanzkrise und des Klimawandels leidet Afrika überproportional: Immer mehr seiner Einwohner werden zu Opfern des Hungers, der Armut, der Krankheit. Sie schreien nach Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden – und genau das ist es, was die Kirche ihnen bietet: Nicht neue Formen wirtschaftlicher und politischer Unterdrückung, sondern die Freiheit der Kinder Gottes. Nicht kulturelle Modelle, die das Recht der Ungeborenen ignorieren, sondern das reine Wasser des Evangeliums vom Leben. Nicht bittere Rivalitäten zwischen Volksgruppen und Religionen, sondern den Frieden und die Freude des Reiches Gottes – die Zivilisation der Liebe.“

Der Papst erwähnte, dass mehr als ein Viertel der Einwohner Kameruns sich zum katholischen Glauben bekennt. Die Kirche sei also „in einer guten Ausgangslage, um für das Wohl der Menschen und die Versöhnung einzutreten“. Das tue sie besonders in der Sorge um Kranke und Behinderte sowie im Schulwesen.

„Kamerun ist ein Land der Hoffnung für viele in Zentralafrika. Tausende von Flüchtlingen aus Ländern der Region, die vom Krieg verwüstet sind, haben hier Aufnahme gefunden. Es ist ein Land des Lebens – mit einer Regierung, die sich eindeutig auch für die Rechte der Ungeborenen einsetzt. Es ist ein Land des Friedens: Kamerun und Nigeria haben einen Streit um eine Halbinsel im Dialog aus der Welt geschafft und damit der Welt gezeigt, dass eine geduldige Diplomatie immer Früchte bringen kann. Es ist ein Land der jungen Leute mit einer vitalen, jungen Bevölkerung. Mit Recht sprechen manche von „Afrika in Miniatur“ – es ist Heimat von über 200 ethnischen Gruppen, die in Harmonie miteinander leben... Gott segne Kamerun! Gott segne Afrika!“

(rv 17.03.2009 sk)







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