Die Ernennung eines Nachfolgers für Kardinal Cormac Murphy-O'Connor zum Oberhaupt
der Katholiken in England und Wales sorgt offenbar für Schwierigkeiten. Das berichtet
die Katholische Nachrichtenagentur unter Berufung auf den „Sunday Telegraph“. Nach
Angaben des Blattes sprechen sich einige Bischöfe gegen die Ernennung des bisherigen
Erzbischofs von Birmingham, Vincent Nichols, aus. In Schreiben an den Nuntius in London,
Faustino Sainz Munoz, bezeichneten die Bischöfe Nichols dem Bericht zufolge als zu
ehrgeizig. Weiter kritisierten sie demnach den Führungsstil des Erzbischofs, seinen
Charakter und sein übersteigertes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Auch ein britischer
Abgeordneter soll sich brieflich gegen den „Kirchen-Karrieristen“ geäußert haben.
Bislang galt der 63-jährige Nichols als Favorit für das Amt des Erzbischofs
von Westminster, so die KNA. Die anderen beiden Kandidaten auf der Auswahlliste, die
der Nuntius im Januar an Papst Benedikt XVI. gesandt habe, seien der Erzbischof von
Cardiff, Peter Smith, und der Bischof von Nottingham, Malcolm McMahon. Smith gelte
aber vielen im Vatikan als zu liberal, während McMahon öffentlich den Zölibat infrage
gestellt habe. - Der 76-jährige Kardinal Cormac Murphy-O'Connor soll im April aus
dem Amt scheiden, so die Katholische Nachrichtenagentur. Derweil spekuliert der
„Sunday Telegraph“ auch über einen möglichen Papstbesuch im nächsten Jahr. Nach seinen
Informationen plane Benedikt eine Reise, die ihn 2010 außer nach Großbritannien auch
nach Irland führe, so das Blatt. Es beruft sich auf Quellen im Vatikan. Ein solcher
Papstbesuch – der im Vatikan derzeit nicht bestätigt wird – wäre der erste im Vereinten
Königreich seit 1982. Damals besuchte Johannes Paul II. Großbritannien. Anlaß für
eine Visite Benedikts könnte eine mögliche Seligsprechung von Kardinal John Henry
Newman sein. Der Kirchenmann des 19. Jahrhunderts, der vom anglikanischen zum katholischen
Bekenntnis wechselte, gehört zu den größten christlichen Denkern Europas.
Als
mögliche Etappen einer Papstreise nennt der „Sunday Telegraph“ London, Birmingham,
Oxford, Edinburgh, Armagh und Dublin. Der britische Premierminister Gordon Brown war
am 19. Februar beim Papst. Nach Angaben aus seinem Umfeld hat er Benedikt dabei zu
einem Besuch eingeladen.