2009-03-12 09:16:04

D: Positive Reaktionen auf Papstbrief


Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat den Papstbrief als Ausdruck der Offenheit und als Klarstellung begrüßt. Er sprach am Mittwochabend vor Journalisten in Rom von einem „großartigen“ und ungewöhnlich persönlichen Schreiben Benedikt XVI. Der Brief mache deutlich, „wie sehr der Heilige Vater persönlich davon betroffen ist“. Die an die
Bischöfe der Welt versandte Stellungnahme, die am Donnerstag vom Vatikan publiziert werden soll, war bereits einen Tag zuvor durch Indiskretionen bekanntgeworden. „Ich habe den Eindruck, dass der Heilige Vater in den letzten Wochen sehr gelitten hat“, sagte Zollitsch. Der Papst habe offenbar „eine ganze Welle“ der Kritik gegen ihn gespürt. Sein Brief sei damit auch Ausdruck dessen, dass er sich in seinem Anliegen der Einheit der Kirche nicht verstanden fühlte, so Zollitsch. Er wolle dem Papst im Namen der deutschen Bischöfe seinen Dank aussprechen. Auch die Erklärung der Bischofskonferenz sei durch das Schreiben des Papstes bestätigt. Dem Kirchenoberhaupt sei daran gelegen, dass eine möglichst große Bandbreite von Menschen in der Kirche Heimat finden könne. Wenn eine Äußerung „nicht voll im Sinne der Lehre der Kirche“ sei, müsse man im Sinne Benedikt XVI. pädagogisch damit umgehen, so Zollitsch. Die Betreffenden sollten eine Chance erhalten, die eigentliche Lehre der Kirche zu erkennen. Nötig seien auch „Zeichen der Barmherzigkeit“, wenn jemand zur Umkehr bereit sei. In einer Erklärung zum Abschluss ihrer Vollversammlung Anfang März hatten sich die deutschen Bischöfe deutlich von der Pius-Bruderschaft distanziert. Zugleich bemängelten sie Kommunikationspannen im Vatikan, nahmen aber den Papst gegen Kritik in Schutz.

„Wer den Papst und seine Intentionen kennt, ist nicht überrascht über den Inhalt dieses wichtigen Schreibens“, meint der Kölner Kardinal Joachim Meisner. Neu sei die „innervatikanische Umstrukturierung der Kompetenzen“. Doch angesichts der Klage des Papstes über die Katholiken, die auf ihn „eingeschlagen“ hätten, rät Meisner zu einer „ehrlichen Gewissenserforschung“. Wer zu dem Schluß komme, dass der Papst ihn meinen könnte, der sollte Benedikt um Verzeihung bitten. „Gerade in unserem Land besteht offensichtlich besonderer Grund zu solcher Gewissenserforschung“, urteilt Meisner. Es stimmt „bitter“, dass die ausgestreckte Hand des Papstes in Richtung Lefebvre-Anhänger „in der öffentlichen Meinung derart abgewertet und umgedeutet wurde“.
Hamburgs Erzbischof Werner Thissen zeigte sich beeindruckt, „wie persönlich Papst Benedikt die eigene Betroffenheit beschreibt und mit welcher inneren Freiheit und Größe er Fehler innerhalb der Kurie zugibt“. Zugleich kündige er Reformen an. Thissen wörtlich: „Er bekräftigt den Schritt der Versöhnung, der ihm ein Herzensanliegen ist.“ Der Papst entspreche damit „genau dem Anliegen der ,Hamburger Erklärung', welche die deutschen Bischöfe vor einigen Tagen in der Hansestadt veröffentlicht haben“, so der Erzbischof in seiner Stellungnahme. Es sei zudem hilfreich, dass klargestellt werde, „dass die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe eine Geste der Versöhnung sein soll, aber keine Rehabilitierung der Pius-Bruderschaft bedeutet. Ich hoffe, dass mit dem klaren Schreiben des Heiligen Vaters auch die ihn persönlich tief getroffenen Angriffe ein Ende haben.“

Ein „ermutigendes und nach vorne weisendes Zeichen“ sieht der Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst im Papstbrief. Er sei dankbar für das Verständnis für die tief greifenden Irritationen bei Gläubigen und Seelsorgern, das der Papst zum Ausdruck bringe. Benedikts Bekenntnis zu „Großmut und Barmherzigkeit“ und seine Bereitschaft zu „kleineren und mittleren Versöhnungen“ seien ein grundsätzliches Kriterium für die Glaubwürdigkeit der ganzen Kirche in allen ihren Gruppierungen. Diese unmissverständliche Intention des Papstes verdiene allen Respekt, betont Bischof Fürst.
Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, Dirk Tänzler, erklärte zu dem Brief: „Das ist der Papst, wie wir ihn auf dem Weltjugendtag in Köln kennengelernt haben: authentisch, menschlich, versöhnend.“

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, würdigte den Schritt des Papstes. Es bleibe aber ein Dissens mit Blick auf die Aufhebung der Exkommunikation der Pius-Bischöfe. Die Gruppe agiere in ihrer Gesamtheit antidemokratisch und extremistisch. Auch in den vergangenen Tagen habe der deutsche Distriktobere der Pius-Bruderschaft, Franz Schmidberger, weiter sein Unwesen getrieben. „Sie hetzen nach wie vor weiter“, so Kramer.

Der Jüdische Weltkongress begrüßt den offenen Brief von Papst Benedikt XVI. Das Kirchenoberhaupt habe zur Causa Williamson „unmissverständliche Worte“ gefunden und Fehler eingeräumt, lobte der Präsident des Verbands, Ronald S. Lauder, am Donnerstag in New York. Der Brief des Papstes stehe für Offenheit und den Willen, schwierige Themen direkt anzugehen. Damit entspreche er den grundlegenden Erfordernissen für den interreligiösen Dialog. Seine Institution wolle weiter mit der katholischen Kirche zusammenarbeiten, „um das gegenseitige Verständnis und den Respekt voreinander zu stärken“.

Die „Generation Benedikt“ dankt dem Papst für seinen Brief. „Adressaten des Schreibens sind“ nach Ansicht der Gruppe „nicht zufällig die Bischöfe“. Diese hätten nämlich „durch nicht ausreichend klare und deutliche Worte zur irrationalen Hysterie der Debatte besonders in Deutschland beigetragen“. Was das „katholische Establishment und mit ihm manche Bischöfe“ während der Debatte geboten hätten, fasst „Generation Benedikt“ so zusammen: „Vage Analysen, düstere Prognosen, egozentrierte Auskünfte über die persönliche emotionale Befindlichkeit und teilweise offenes Selbstlob sowie vor allem mangelnde Solidarität mit dem deutschen Papst“.

(kna/hamburger abendblatt 12.03.2009 sk)







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