Vatikan/USA: Kritik an staatlicher Förderung der Stammzellen-Forschung
Kirchenvertreter haben den Erlass von US-Präsident Barack Obama zur Forschung mit
embryonalen Stammzellen scharf kritisiert. Obama genehmigte am Montagnachmittag (Ortszeit)
die staatliche Förderung der embryonalen Stammzellforschung. „Wir werden Wissenschaftler
entschieden unterstützen“, sagte Obama in Washington und kündigte an, den USA „einen
führenden Platz in diesem Bereich“ sichern zu wollen.
Diese Entscheidung sei
ein „trauriger Sieg der Politik über Wissenschaft und Ethik“, heißt es in einer Stellungnahme
von Kardinal Justin Rigali, in den USA Leiter der bischöflichen Kommission für den
Lebensschutz. Diese Tat sei „moralisch verwerflich, weil sie zur Zerstörung von unschuldigem
menschlichen Leben ermutigt“. Darüber hinaus würden die Wertvorstellungen von Millionen
von amerikanischen Steuerzahlern ignoriert, die gegen eine Forschung seien, die menschliches
Leben koste. Die US-Bischofskonferenz hatte sich in den vergangenen Monaten wiederholt
gegen eine vollständige Legalisierung der embryonalen Stammzellforschung gewandt,
unter anderem in einem Brief des Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Kardinal Francis
George, zum Amtsantritt Obamas.
Der Freigabe von staatlicher Förderung für
die Forschung mit Embryonen fehle die ethische und wissenschaftliche Grundlage, beklagte
der langjährige Leiter der Päpstlichen Akademie für das Leben, Bischof Elio Sgreccia.
Obamas Erlass respektiere den Menschen nicht; menschliches Leben würde als Forschungsmaterial
missbraucht. Nach den jüngsten Forschungserfolgen, erwachsene Zellen zu reprogrammieren,
könne er auch den wissenschaftlichen Nutzen der embryonalen Stammzellforschung noch
weniger nachvollziehen, so Sgreccia.
Obama hob mit dem Erlass vom Montag eine
Verfügung seines Vorgängers George W. Bush auf, die eine staatliche Finanzierung solcher
Forschung verbot. Nach der alten Regelung aus dem Jahr 2001 dürfen Forscher bislang
nur mit Stammzellen arbeiten, die vor dem 9. August 2001 erzeugt sind. Der religiös
motivierten Haltung Bushs erteilte der jetzige US-Präsident eine deutliche Absage.
„Statt den Fortschritt zu fördern, hat unsere Regierung in den vergangenen Jahren
eine falsche Wahl zwischen Wissenschaft und moralischen Werten erzwungen“, hieß es
im Redemanuskript. Der Präsident betont, als gläubiger Christ sei er überzeugt, dass
„es unsere Pflicht ist, uns umeinander zu kümmern und alles zu tun, um menschliches
Leid zu lindern“.
Stammzellen haben sogenannte pluripotente Eigenschaften,
durch die sie in eine Vielzahl diverser Körperzellen umgewandelt werden können. Forscher
und Patienten erhoffen sich von diesem Forschungszweig Möglichkeiten, künftig bislang
unheilbare Krankheiten wie Alzheimer, Parkinsons und Diabetes durch frische, gesunde
Zellen eindämmen zu können. (rv/ansa/zenit/kna 10.03.2009 bp)