2009-03-09 14:51:10

Vatikan: „Finanzkrise ist Nachhaltigkeitskrise“


RealAudioMP3 Finanzkrise, Klimawandel und knappe, ungerecht verteilte Ressourcen: Diese globalen Probleme haben eine gemeinsame Ursache, nämlich die fehlende Nachhaltigkeit in der Globalisierung. Das sagt der Chefökonom des Potsdamer Instituts für Klimaforschung und Mitglied des Weltklimarats, Ottmar Edenhofer. Am Rande einer Konferenz, die das deutsche katholische Hilfswerk „Misereor“ am Samstag im Vatikan veranstaltete, erklärte er gegenüber Radio Vatikan, was es mit dieser Nachhaltigkeitskrise auf sich hat:

„Was heißt Nachhaltigkeit? Nachhaltigkeit heißt: Handle so, dass du die Grundlagen deines Handelns nicht zerstörst. Der Bankensektor hat die eigene Geschäftsgrundlage zerstört, das Vertrauen ist flöten gegangen, und das macht jetzt das Bankengeschäft unmöglich. Der Klimawandel ist auch eine Nachhaltigkeitskrise, weil wir drauf und dran sind, unser gesamtes natürliches Kapital zu zerstören. Und er steht auch für eine Gerechtigkeitskrise, denn wenn wir das natürliche Kapital zerstören, wird das auch die Lebensgrundlage der kommenden Generationen bedrohen.“

 
Einen Lösungsansatz sieht Edenhofer in den Grundprinzipien der katholischen Soziallehre, „wo es ja um Gemeinwohl, um Solidarität, um Subsidiarität und Gerechtigkeit geht“. Global verbindliche ethische Richtlinien müssten durch einen sogenannten „global contract“, also ein Abkommen der internationalen Staatengemeinschaft, geregelt werden, so Edenhofer. Diese Regeln müssten sich dann in der Mitte zwischen Sozialismus und Wirtschaftsliberalismus, zwischen Gerechtigkeit und Freiheit bewegen:

„Wir haben ja in Europa auch die Erfahrung gemacht, dass es angesichts der Herausforderung der Industrialisierung nicht die Lösung sein kann, dass wir jetzt die Wirtschaft verstaatlichen, also mehr Sozialismus einführen. Wir haben aber auch die Erfahrung gemacht, dass eine schrankenlose Wirtschaft ebenfalls nicht funktioniert. Das Konzept der sozialen Marktwirtschaft hat ja versucht, eine Balance zu finden zwischen Freiheit und Gerechtigkeit. Und dieses Thema Freiheit und Gerechtigkeit neu auszubalancieren - das ist jetzt die Aufgabe, die sich für uns auf Ebene der Weltgesellschaft neu stellt. (...) Ich glaube, dass es jetzt die Zeit und die Stunde ist, dass wir über eine Erneuerung der globalen Institutionen nachdenken im Rahmen der UN... und dass wir darüber nachdenken, wie wir die europäischen Institutionen so wetterfest machen können, dass wir am Ende auch die Finanz- und Wirtschaftskrise durchstehen.“

(rv 09.03.2009 ad)








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