Die Stadt Rom liegt
Papst Benedikt XVI. besonders am Herzen. Das hat das Kirchenoberhaupt am Montag mit
einem Besuch bei der römischen Stadtregierung erneut zum Ausdruck gebracht. Bei seinem
Besuch auf dem Kapitolshügel folgte der Papst der mehrfachen Einladung von Oberbürgermeister
Gianni Alemanno von der postfaschistischen Partei „Alleanza Nazionale“, der die Stadt
seit letztem Frühjahr regiert. Auf einer Sondersitzung des Stadtrates betonte der
Papst das gute Verhältnis zwischen Vatikan und römischer Stadtregierung. Zugleich
mahnte er aber auch zu mehr Toleranz und Respekt vor Ausländern in der multikulturellen
Metropole Rom: „Diese unsere Stadt ist heute, wie auch die ganze italienische
Gesellschaft und die Menschheit insgesamt, unendlichen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen
Herausforderungen ausgesetzt... Rom wird immer mehr von Menschen mit unterschiedlichem
kulturellen und religiösen Hintergrund bevölkert und hat mittlerweile den Charakter
einer multireligiösen und multiethnischen Metropole. Die katholische Gemeinschaft
wird sich deshalb auch weiterhin für die Wahrung der fundamentalen Menschen- und Persönlichkeitsrechte
einsetzen. Ich bin wie Sie, Herr Bürgermeister, davon überzeugt, dass Rom im Geist
seines antiken Rechtssystems und des christlichen Glaubens die Kraft finden wird,
von allen den nötigen Respekt für ein ziviles Zusammenleben einzufordern und jede
Form von Intoleranz und Diskriminierung zu verurteilen.“ Die Beziehungen zwischen
der einheimischen Bevölkerung und Ausländern in Italien sind seit Monaten angespannt.
Eine Reihe von Vergewaltigungen in verschiedenen italienischen Großstädten, die teils
von Ausländern verübt worden waren, hatten wiederum rassistische Attacken auf Einwanderer
provoziert. Dazu sagte der Papst: „Es sei mir darüber hinaus erlaubt, meine
tiefe Besorgnis angesichts der jüngsten Gewaltepisoden auszudrücken, die von verschiedenen
Seiten ausgingen. Sie sind ein Ausdruck der geistigen Armut, die heutzutage die Seele
vieler Menschen befallen hat.“ In den multikulturellen Gesellschaften von heute
gelte es umso mehr, vor allem die Jugend mit jenen geistlichen und menschlichen Werten
vertraut zu machen, die auch den Vorbildcharakter des antiken und christlichen Roms
ausmachten, so Benedikt: „In der postmodernen Ära muss sich Rom wieder seiner
zivilen und christlichen Wurzeln bewusst werden, wenn es auch einen neuen humanistischen
Geist fördern will, der den Menschen in seiner ganzen Wirklichkeit in den Mittelpunkt
stellt. Es geht um den von Gott befreiten Mensch, der sonst ohne seine transzendentale
Berufung bliebe. Das Christentum ist Träger einer klaren Botschaft über die Wahrheit
des Menschen. Die Kirche verkündet diese Botschaft und ist sich ihrer Verantwortung
in der zeitgenössischen Gesellschaft bewusst.“