Österreich/Papua Neuguinea: Frauen beten für Einheit im Inselstaat
Unter dem Motto „Viele sind wir, doch eins in Christus“ haben Gläubige in über 170
Ländern an diesem Freitag den ökumenischen Weltgebetstag der Frauen gefeiert. Jedes
Jahr bereiten Christinnen eines anderen Landes die Gottesdienstordnung vor. In diesem
Jahr waren das Frauen aus Papua Neuguinea. Mit seinen rund 600 Inseln ist Papa Neuguinea
der drittgrößte Inselstaat der Welt. Innerhalb der vielen Kulturen, die dort nicht
immer harmonieren und in den neunziger Jahren zum Bürgerkrieg geführt haben, eine
Einheit zu finden, und zwar durch den Glauben – das ist das konkrete Gebetsanliegen.
Wie man sich die Lage der Frauen in Papua-Neuguinea genauer vorstellen muss, darüber
hat Antje Dechert mit Hans Gattringer gesprochen. Er ist Mitarbeiter von Missio Österreich
und war vier Jahre lang als Entwicklungshelfer in Papua Neuguinea. Er betont, wie
wichtig dort die Frauen für die Gesellschaft sind:
„Einerseits haben sie
eine sehr große Aufgabe, die positiven Werte der Tradition zu wahren und in die Gemeinden
einzubringen. Andererseits stellt man sie aber auch vor große Herausforderungen. Das
Land musste in wenigen Jahren einen großen Sprung, jetzt plakativ gesagt, von der
Steinzeit in eine moderne globalisierte Welt schaffen und steht deshalb vor großen
Herausforderungen.“ Immer mehr Menschen in Papua Neuguinea ziehen aus ihren
traditionellen Stammesgebieten weg an die industrialisierten Küstenregionen. Dort
arbeiten meist die Männer als Plantagen- oder Industriearbeiter. Aber auch den Frauen
fallen neue gesellschaftliche Aufgaben zu. Das ist unter anderem ein Ergebnis der
kirchlichen Arbeit dort. Die katholische Kirche in Papua Neuguinea fördert den Ausbau
des Bildungs- und Gesundheitssystems. Damit hilft sie auch den Frauen, erklärt Hans
Gattringer:
„Hier wurden natürlich dann auch Frauen und Mädchen eingeschult,
haben auch zunehmend wichtige Funktionen als Krankenschwestern oder als Lehrerinnen
übernommen. Auch in anderen Berufsbereichen findet man zunehmend auch Frauen, trotz
des teilweisen Widerstands der Eltern, die sehr oft Jungen den Vorzug geben, wenn
es um Schulbildung geht. Trotzdem kann man auch hier sagen, in einer gut geführten
katholischen Schule waren in der Regel die Ergebnisse sehr gut, und das hat auch sicherlich
einen großen Beitrag zur weiteren Entwicklung des Landes geleistet.“ Doch
die Förderung von Frauen außerhalb der traditionellen Bereiche, sorgt noch oft für
Konflikte aufgrund der teilweise noch tief verankerten patriarchalischen Verhaltensmustern
der Männer. Fehlende Bildung, Zwangsehen und Gewalt: Frauen auf Papua Neuguinea leiden
noch häufig unter Diskriminierung:
„Also die Frau hat eigentlich, wenn man
sie von ihrer traditionellen Rolle als Spezialistin für den Garten- und Gemüseanbau
in einen anderen Lebensbereich hineinlässt, dann wurde sie eigentlich von den Männern
durchwegs abgeblockt. Sie war einfach in dem Fall ein Mensch zweiter Klasse. Wenn
sie sich zu stark herausgewagt hat aus dieser traditionellen Rolle, wurde sie auch
mit Sanktionen belegt oder sogar physisch attackiert.“ In diesen oft schwierigen
Lebenssituation bieten die Kirche und ihre Einrichtungen den Frauen Raum zur gegenseitigen
Stärkung.
„Wir haben zum Beispiel ein Ansuchen bekommen aus der Diözese
Daru-Kiunga, das ist eine Hochlanddiözese, nämlich die vom dem französischen Bischof
und Missionar Gilles Coté. Und sein Anliegen ist es, dass in den über zwanzig Pfarreien
die Frauen und Vertreterinnen der Frauen zusammenkommen und dann auch wiederum in
Kursen ihren Selbstwert wiederentdecken – und zwar aus einem christlichen Geist heraus.“ 2004
gab es eine landesweite Synode, in der die Bischöfe auch diskutiert haben, wie die
Bildungsarbeit für Frauen zu verbessern ist und wie man sie auch stärker in den kirchlichen
Dienst integrieren kann. Gerade auch im sakramentalen Bereich übernehmen Frauen hier
bereits verantwortungsvolle Aufgaben, berichtet Gattringer.
„Krankenkommunion
bringen, oft vier, fünf Stunden lang von der Pfarrei weg in eine einsame Buschhütte.
Wer bringt in solchen Fällen die Krankenkommunion? Vorwiegend Frauen. Wer verkündet
in den Außenstationen bei den kleinen christlichen Gemeinschaften das Wort Gottes?
Sehr oft sind das Frauen. Darüber auch in Aidsvorsorgeprogrammen, auch hier sind wiederum
auf weiten Strecken Frauen tätig.“ Der Weltgebetstag bietet den Frauen aus
Papua Neuguinea auf ihre Probleme, aber auch auf ihre Stärken aufmerksam zu machen
und die Solidarität von anderen Frauen auf der Welt zu erfahren. Doch gerade in Sachen
Solidarität und Ökumene, seien die Frauen Papua Neuguineas selbst ein leuchtendes
Beispiel, meint Hans Gattringer:
„Was wir auch damals als junges Paar gelernt
haben, das war sicherlich die Solidarität in der Großfamilie. Gerade die Frauen waren
immer bereit zu teilen, gerade wenn eine Krisensituation war und die Ressourcen knapp
wurden. Ob das jetzt die Süßkartoffel war als Nationalspeise oder auch das berühmte
Mumu, das ist unter der Erde gegartes Schweinefleisch. Die Frauen waren hier dabei
und haben dafür gesorgt, dass alle zu ihrem guten Anteil kommen, dass niemand zu kurz
kommt. Und was ich ebenfalls dort gelernt habe, das war durchaus auch eine ökumenische
Haltung. Insofern passt das auch zu unserem Weltgebetstag der Frauen.“