2009-03-06 17:09:05

Österreich/Papua Neuguinea: Frauen beten für Einheit im Inselstaat


Unter dem Motto „Viele sind wir, doch eins in Christus“ haben Gläubige in über 170 Ländern an diesem Freitag den ökumenischen Weltgebetstag der Frauen gefeiert. Jedes Jahr bereiten Christinnen eines anderen Landes die Gottesdienstordnung vor. In diesem Jahr waren das Frauen aus Papua Neuguinea. Mit seinen rund 600 Inseln ist Papa Neuguinea der drittgrößte Inselstaat der Welt. Innerhalb der vielen Kulturen, die dort nicht immer harmonieren und in den neunziger Jahren zum Bürgerkrieg geführt haben, eine Einheit zu finden, und zwar durch den Glauben – das ist das konkrete Gebetsanliegen. Wie man sich die Lage der Frauen in Papua-Neuguinea genauer vorstellen muss, darüber hat Antje Dechert mit Hans Gattringer gesprochen. Er ist Mitarbeiter von Missio Österreich und war vier Jahre lang als Entwicklungshelfer in Papua Neuguinea. Er betont, wie wichtig dort die Frauen für die Gesellschaft sind:

„Einerseits haben sie eine sehr große Aufgabe, die positiven Werte der Tradition zu wahren und in die Gemeinden einzubringen. Andererseits stellt man sie aber auch vor große Herausforderungen. Das Land musste in wenigen Jahren einen großen Sprung, jetzt plakativ gesagt, von der Steinzeit in eine moderne globalisierte Welt schaffen und steht deshalb vor großen Herausforderungen.“ 
Immer mehr Menschen in Papua Neuguinea ziehen aus ihren traditionellen Stammesgebieten weg an die industrialisierten Küstenregionen. Dort arbeiten meist die Männer als Plantagen- oder Industriearbeiter. Aber auch den Frauen fallen neue gesellschaftliche Aufgaben zu. Das ist unter anderem ein Ergebnis der kirchlichen Arbeit dort. Die katholische Kirche in Papua Neuguinea fördert den Ausbau des Bildungs- und Gesundheitssystems. Damit hilft sie auch den Frauen, erklärt Hans Gattringer:

„Hier wurden natürlich dann auch Frauen und Mädchen eingeschult, haben auch zunehmend wichtige Funktionen als Krankenschwestern oder als Lehrerinnen übernommen. Auch in anderen Berufsbereichen findet man zunehmend auch Frauen, trotz des teilweisen Widerstands der Eltern, die sehr oft Jungen den Vorzug geben, wenn es um Schulbildung geht. Trotzdem kann man auch hier sagen, in einer gut geführten katholischen Schule waren in der Regel die Ergebnisse sehr gut, und das hat auch sicherlich einen großen Beitrag zur weiteren Entwicklung des Landes geleistet.“ 
Doch die Förderung von Frauen außerhalb der traditionellen Bereiche, sorgt noch oft für Konflikte aufgrund der teilweise noch tief verankerten patriarchalischen Verhaltensmustern der Männer. Fehlende Bildung, Zwangsehen und Gewalt: Frauen auf Papua Neuguinea leiden noch häufig unter Diskriminierung:

„Also die Frau hat eigentlich, wenn man sie von ihrer traditionellen Rolle als Spezialistin für den Garten- und Gemüseanbau in einen anderen Lebensbereich hineinlässt, dann wurde sie eigentlich von den Männern durchwegs abgeblockt. Sie war einfach in dem Fall ein Mensch zweiter Klasse. Wenn sie sich zu stark herausgewagt hat aus dieser traditionellen Rolle, wurde sie auch mit Sanktionen belegt oder sogar physisch attackiert.“ 
In diesen oft schwierigen Lebenssituation bieten die Kirche und ihre Einrichtungen den Frauen Raum zur gegenseitigen Stärkung.

„Wir haben zum Beispiel ein Ansuchen bekommen aus der Diözese Daru-Kiunga, das ist eine Hochlanddiözese, nämlich die vom dem französischen Bischof und Missionar Gilles Coté. Und sein Anliegen ist es, dass in den über zwanzig Pfarreien die Frauen und Vertreterinnen der Frauen zusammenkommen und dann auch wiederum in Kursen ihren Selbstwert wiederentdecken – und zwar aus einem christlichen Geist heraus.“ 
2004 gab es eine landesweite Synode, in der die Bischöfe auch diskutiert haben, wie die Bildungsarbeit für Frauen zu verbessern ist und wie man sie auch stärker in den kirchlichen Dienst integrieren kann. Gerade auch im sakramentalen Bereich übernehmen Frauen hier bereits verantwortungsvolle Aufgaben, berichtet Gattringer.

„Krankenkommunion bringen, oft vier, fünf Stunden lang von der Pfarrei weg in eine einsame Buschhütte. Wer bringt in solchen Fällen die Krankenkommunion? Vorwiegend Frauen. Wer verkündet in den Außenstationen bei den kleinen christlichen Gemeinschaften das Wort Gottes? Sehr oft sind das Frauen. Darüber auch in Aidsvorsorgeprogrammen, auch hier sind wiederum auf weiten Strecken Frauen tätig.“  
Der Weltgebetstag bietet den Frauen aus Papua Neuguinea auf ihre Probleme, aber auch auf ihre Stärken aufmerksam zu machen und die Solidarität von anderen Frauen auf der Welt zu erfahren. Doch gerade in Sachen Solidarität und Ökumene, seien die Frauen Papua Neuguineas selbst ein leuchtendes Beispiel, meint Hans Gattringer:

„Was wir auch damals als junges Paar gelernt haben, das war sicherlich die Solidarität in der Großfamilie. Gerade die Frauen waren immer bereit zu teilen, gerade wenn eine Krisensituation war und die Ressourcen knapp wurden. Ob das jetzt die Süßkartoffel war als Nationalspeise oder auch das berühmte Mumu, das ist unter der Erde gegartes Schweinefleisch. Die Frauen waren hier dabei und haben dafür gesorgt, dass alle zu ihrem guten Anteil kommen, dass niemand zu kurz kommt. Und was ich ebenfalls dort gelernt habe, das war durchaus auch eine ökumenische Haltung. Insofern passt das auch zu unserem Weltgebetstag der Frauen.“

(rv 06.03.2009 ad)







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